15 Fragen an Hauke Windmüller (familonet)
“Ich bin ein Fan von Sonntagsspaziergängen”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Vor allem meiner persönlichen Vision nachgehen zu können. Ich kann mir meine eigenen Ziele setzen und sie auf meine Art und Weise verfolgen – ohne, dass mir jemand einen Weg vorschreibt. Außerdem macht es mir unheimlichen Spaß, ein Team zu motivieren und gemeinsame Erfolge zu erleben.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee zu einer Plattform, die die Kommunikation innerhalb der Familie vereinfacht, stammt von meinem Mitgründer Michael Asshauer. In einem Entrepreneurship-Seminar an der Universität Hamburg bauten Michael und ich diesen Gedanken in den letzten Zügen unseres BWL-Masterstudiengangs gemeinsam aus, daraus entstand das erste Grobkonzept zu Familonet. Unsere damaligen Mentoren und Professoren des Seminars haben uns dann dazu ermutigt, unsere Idee in die Tat umzusetzen. Gemeinsam mit unserem dritten Gründungsmitglied David Nellessen haben wir Familonet daraufhin offiziell gegründet.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Gegründet haben wir Familonet gemeinsam mit der Hilfe eines japanischen Business Angel, den ich während eines Auslandsaufenthaltes in Hong Kong kennengelernt habe. Von ihm stammte auch das erste Startkapital, das es uns ermöglicht hat, einen funktionstüchtigen Prototyp von Familonet zu entwickeln. Mit diesem Prototyp haben wir uns bei weiteren Investoren vorgestellt und sie so für unsere Idee gewinnen können. Im Juli 2013 haben wir dann unsere Seed-Finanzierung mit Venista Ventures, HR Ventures und WestTech Ventures abgeschlossen. Wir werden zudem von der Stadt Hamburg über das Inno-Ramp-up-Förderprogramm gefördert.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Neben der Akquisition des Gründungskapitals hat uns vor allem die Suche nach guten und geeigneten Entwicklern im Rahmen unseres Budgets vor eine Herausforderung gestellt. Noch immer kostet diese Suche neben dem eigentlichen Geschäft viel Zeit und Energie. Außerdem hat sich der Gründungsprozess dank der deutschen Bürokratie etwas in die Länge gezogen. Diese Zeit hätten wir im Nachhinein wesentlich effizienter einsetzen können. Ein Freund der Buchhaltung bin ich auch heute noch nicht.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Noch früher mit der Entwicklung beginnen, um noch schneller über einen ersten funktionstüchtigen Prototyp zu verfügen. Wir haben den Lean-Startup-Ansatz zwar verfolgt, neigten dann aber doch zu etwas zu viel Perfektionismus. Nachdem wir den ersten Prototyp von Familonet entwickelt hatten, vereinfachte und beschleunigte sich dann auch die Investorensuche.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Zum Launch von Familonet und darüber hinaus haben wir sehr große Presse-Aufmerksamkeit erhalten. Sowohl Familiensicherheit als auch Familienkommunikation sind Themen, die für eine breite Öffentlichkeit von Interesse sind und entsprechend popularisiert werden müssen. Daher ist klassische Pressearbeit für uns besonders wichtig, um die Massenmedien auf unseren Service aufmerksam und Familonet dadurch beim Endnutzer bekannt zu machen. Bis jetzt haben wir noch kein bezahltes Marketing betrieben, das wird sich in den kommenden Monaten aber ändern. Eine wichtige Rolle wird dabei Mobile Marketing spielen, wo wir auf klassische CPI-, Facebook-CPA- und Affiliate-Kampagnen setzen werden.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Großer Dank gilt dem gesamten Mentoren-Team des Entrepreneurship-Seminars der Universität Hamburg, in dem Michael und ich das erste grobe Konzept von Familonet entwickelt haben. Besonders unterstützt hat uns außerdem Dr. Jarg Temme, der ebenfalls Teil des Mentoren-Teams war. Er ist selbst Unternehmer und wir konnten viel von seinen Erfahrungen profitieren.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Das Team ist entscheidend! Uns hat es bei der Umsetzung unserer Idee enorm geholfen, dass wir ein harmonisches Gründerteam sind, bei dem die Kompetenzen gleichmäßig verteilt sind. Wir respektieren uns gegenseitig und haben Achtung vor dem, was der andere tut. Deshalb kommt es meiner Meinung nach nie nur auf den kreativen Impuls an, wenn man beschließt, ein Unternehmen zu gründen. Mindestens ebenso wichtig ist eine sorgfältige Auswahl der Mitgründer.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Dass jungen, motivierten Gründerteams der Zugang zu Kapital vereinfacht wird. Einen großen Teil der Anfangszeit verbringen Gründer damit, eine Finanzierung für ihr Start-up zu finden. Ich würde mir mehr Vorzeige-Förderprogramme wie das Inno-Ramp-up-Fördergramm des Innovationsstarter Hamburgs wünschen, welches meiner Meinung nach zur Zeit eines der für Gründer attraktivsten Förderprogramme in Deutschland ist.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Wie die meisten meiner ehemaligen Kommilitonen aus dem BWL-Studium würde ich sehr wahrscheinlich einem normalen Angestelltenverhältnis nachgehen. Während des Studiums habe ich bei Volkswagen meine Faszination für die Automobilindustrie entdeckt, vielleicht würde ich dort arbeiten. Einmal Unternehmer-Luft geschnappt, werde ich diesen Pfad aber nicht so schnell wieder verlassen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Mich interessieren vor allem Mobile-Startups, die ebenfalls im App-Business unterwegs sind. Bei EyeEm würde ich gerne einmal hinter die Kulissen schauen, um mehr von deren Online-Marketing-Strategie zu erfahren. Das Produkt hat ein schönes User Interface und das Gründerteam hat es geschafft, ihre App innerhalb kürzester Zeit weltweit mit beachtlichem Nutzerwachstum zu verbreiten.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Mich fasziniert der Kleidungsstil der goldenen 1920er Jahre. Einen Spaziergang über den Ku’damm in Berlin zu dieser Zeit würde ich gerne machen, mir dort das Treiben anschauen und anschließend in eines der damals neuen Großkinos wie den Ufa-Palast gehen.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Das gesamte Familonet-Team auf einen Wochenend-Trip einladen und mit ihnen ein paar Tage in der Sonne verbringen. Verbinden würde ich das mit dem Besuch eines anderen internationalen Startups im Mobile-Bereich – dann sind wir nicht nur erholt, sondern kommen auch weitergebildet von dem Trip zurück. Das restliche Geld würde ich wahrscheinlich in andere Projekte investieren. Der Markt ist ja längst nicht ausgeschöpft …
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Seit einiger Zeit bin ich ein Fan von Sonntagsspaziergängen, zum Beispiel geh ich gern am Hafen oder an der Elbe entlang. Manchmal jogge ich auch gern ganz klassisch um die Alster. Ich mag das urbane und maritime Flair von Hamburg. Das Wasser ist es glaube ich auch, was mich als gebürtiger Berliner an Hamburg bindet.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Evan Spiegel, dem Gründer von Snapchat. Mir gefällt seine visionäre Art des Unternehmertums. Es gehört schon eine gehörige Portion Selbstbewusstsein dazu, Kaufangebote in Höhe von mehreren Milliarden Dollar abzulehnen. Mit ihm würde ich mich gerne darüber unterhalten, wie Snapchat es geschafft hat, eine derart enorme Viralität aufzubauen und welche Online-Marketing-Maßnahmen dabei geholfen haben.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Hauke Windmüler ist Gründer und Geschäftsführer des Hamburger Start-ups Familonet, welches eine gleichnamige App für die sichere Kommunikation innerhalb der Familie entwickelt hat. Das 2012 entstandene Unternehmen gründete er gemeinsam mit Michael Asshauer und David Nellessen nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg und einem Auslandsaufenthalt in Bangkok. Erste Berufserfahrung sammelte der gebürtige Berliner im Bereich Marketing der Volkswagen AG und in den Bereichen Controlling & Logistik der Reederei Hamburg Süd in Hong Kong.
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