Autovermieterverband will privates Carsharing erschweren

autonetzer.de (www.autonetzer.de) will Carsharing zwischen Privatpersonen etablieren. Eine gefühlte Ewigkeit nach dem Start geht nun der Verband der Autovermieter (BAV) gegen das Start-up bzw. gegen die gesamte Carsharing-Szene vor. Der Lobbyverband will gerichtlich […]
Autovermieterverband will privates Carsharing erschweren
Mittwoch, 9. Oktober 2013VonKarl Müller

autonetzer.de (www.autonetzer.de) will Carsharing zwischen Privatpersonen etablieren. Eine gefühlte Ewigkeit nach dem Start geht nun der Verband der Autovermieter (BAV) gegen das Start-up bzw. gegen die gesamte Carsharing-Szene vor. Der Lobbyverband will gerichtlich durchsetzen, dass Kraftfahrzeuge, die regelmäßig vermietet werden, auch als Mietwagen zugelassen sind.

autonetzer.de sieht dies als Versuch, “ein zukunftsorientiertes Konzept” zu zerstören. Wie beliebt das Teilen von Privatautos mittlerweile sei, beweise das Interesse des BAV, berichtet das Unternehmen weiter. “Doch statt im Auto Teilen ebenfalls ein Potenzial für die zukünftige Mobilität und eine sauberere Umwelt zu sehen, fühlt er sich und seine Profite bedroht. Per juristischer Klage versucht er deshalb, den Menschen die Vermietung ihrer eigenen Autos zu vermiesen”. Der BAV fühlt sich in dieser Sache komplett missverstanden: “Nicht richtig ist die Internetpretation, dass Autovermieter oder gar ‘die’ Autovermieter gegen privates Carsharing vorgehen würden. Denn wir bitten lediglich um Einhaltung der gesetzlichen Regelungen. Darüber sind die uns bekannten Plattformbetreiber informiert”.

Es gehe dem BAV vielmehr um den Schutz aller Verkehrsteilnehmer. “Wir haben uns einmal einige Fahrzeuge angesehen, die auf den Plattformen für privates Carsharing angeboten werden. Das Ergebnis ist katastrophal. Die durch einen Prüfingenieur einer namhaften Organisation simulierte amtliche Untersuchung hat ergeben, dass keines der betroffenen Fahrzeuge eine Chance auf eine Prüfplakette gehabt hätte. Die Liste des Grauens war umfassend: Karosserieprobleme, ein aufgeschlitzter Reifen, gravierende Bremsprobleme, Schäden an der Lenkung, Funktionsprobleme der Lichtanlage und Motorverunreinigungen mit Gefahren für die Umwelt. Selbst wenn das nicht jedes Fahrzeug betrifft, bei diesen gravierenden Mängeln ist jeder Fall einer zu viel”, sagte Michael Brabec vom BAV bereits im März dieses Jahres. Sebastian Ballweg, Gründer von autonetzer.de, hält dagegen: “Wir haben jedes dieser Fahrzeuge nochmal selbst zum TÜV gebracht und keines wurde beanstandet”, sagte er gegenüber stern.de.

“Mit durchschnittlich 4,9 von 5 Sternen bewerten die Autonetzer ihre Leiherfahrungen. Man teilt nicht nur ein Auto, sondern eine Lebensphilosophie. Beschwerden hat es seit Beginn des Angebots 2010 nicht gegeben”, teilt das Start-up weiter mit. Ob Carsharing jetzt aber tatsächlich die “Perspektive auf lebenswertere Städte” ist, wie autonetzer.de es darstellt, lassen wir einmal so dahingestellt. Klar ist aber, dass das private Teilen von Autos durch den Lobbyverband erheblich erschwert werden könnte und für Nutzer deutlich unattraktiver werden könnte. “In diesem Fall müssten die Besitzer ihre Autos nicht nur jedes Jahr dem TÜV vorführen, sondern auch eine spezielle Versicherung abschließen”, bericht Focus Online. Die würde jährlich rund 1500 bis 2000 Euro kosten, sagte Autonetzer-Gründer Ballweg dem Magazin. Nun muss das Landgericht Berlin in dieser kniffligen Frage eine Antwort finden. Neben autonetzer.de sind auch zahlreiche weitere Start-ups von Klage betroffen – siehe “Gib deinem Auto einen Job – Boom der Carsharing-Dienste“. Passend dazu noch ein Hinweis auf unseren Artikel “Sharing Economy: Alle Konzepte und Plattformen auf einen Blick“. Das autonetzer.de-Team will nun mit dem Slogan “Wer teilt, hat mehr!” auf sich aufmerksam machen.

Artikel zum Thema
* 15 Fragen an Sebastian Ballweg von autonetzer.de

Foto: Word cloud – carsharing from Shutterstock