pcfritz.de: Razzia wegen illegaler Windows-7-Kopien
Eigentlich wollten wir pcfritz.de (www.pcfritz.de), einen Online Shop für Software, Hardware und Windows-Produkte, schon längst einmal in unserer-Rubrik “5 neue Start-ups” vorstellen. Dazu wird es nun nicht mehr kommen, denn das Unternehmen um Maik Mahlow machte heute wegen einer Razzia von sich reden – es geht um Raubkopien des Microsoft-Betriebssystems Windows 7, die der Shop angeblich als Originale verkaufte.
Die Staatsanwaltschaft für Organisierte Kriminalität in Halle durchsuchte am 18. September Geschäfts- und Lagerräume der Firma pcfritz.de Onlinestore GmbH sowie Privatwohnungen in Berlin und Halle – das gab Microsoft selbst per Presseerklärung bekannt. Dabei seien rund 100 Beamte der Zollfahndungsämter Dresden und Berlin-Brandenburg im Einsatz gewesen. Über 100.000 verdächtige Datenträger mit Microsoft-Programmen wurden dabei sichergestellt, teilt der Softwareriese mit. pcfritz.de werde verdächtigt, illegale Kopien des Microsoft-Betriebssystems Windows 7 als Originale verkauft zu haben. Microsoft war nach eigenen Angaben durch Kundeneinsendungen auf die gefälschte Software aufmerksam geworden, “ermittelte zunächst selbst gegen die Beschuldigten und erstattete Strafanzeige”. Der Schaden für den US-Konzern belaufe sich laut Microsoft “auf einen siebenstelligen Betrag”.
“Wir sind erleichtert, dass dem Treiben von pcfritz.de vorerst ein Ende gesetzt worden ist”, sagt Joachim Rosenögger, Ermittlungsleiter Produktpiraterie bei Microsoft. “Mit dem Verkauf gefälschter Computerprogramme werden nicht nur die Hersteller geschädigt, sondern vor allem unschuldige Kunden betrogen. Das Vorgehen der Ermittlungsbehörden zeigt, dass Wirtschaftskriminalität im Bereich des Urheber- und Markenrechts konsequent verfolgt wird. Softwarepiraterie ist eine ernstzunehmende Straftat.” Die gefälschten Datenträger seien Sicherungskopien nachempfunden, die der Computerhersteller Dell zuweilen PCs beifügt, auf denen das Betriebssystem Microsoft Windows 7 legal vorinstalliert ist, berichtet Microsoft weiter. Die den Unternehmen vorliegenden Raubkopien seien von pcfritz.de demnach “mit einer eigenen Verpackung und einem ebenfalls gefälschten Echtheitszertifikat versehen und zu weit unter dem Marktpreis liegenden Konditionen vertrieben” worden. Windows 7 in der Professional 64-Bit-Version wird von pcfritz.de auf der Website weiter für 29,90 Euro angeboten.
Eine Stellungnahme von pcfritz.de liegt bislang nicht vor. Zuvor teilte das Unternehmen mit: “Achtung!! Aufgrund technischer Probleme sind wir telefonisch vorübergehend nicht erreichbar”. Auf der Facebook-Seite des Unternehmens heißt es inzwischen: “Die seitens Microsoft verbreiteten Anschuldigungen haben wir zur Kenntnis genommen. Zur Stunde bereiten wir eine Stellungnahme dazu vor. Diese werden wir euch natürlich schnellstmöglich zur Verfügung stellen. Viele Grüße, euer pcfritz.de Team”. pcfritz.de ging Anfang dieses Jahres offiziell an den Start. Gründer und Geschäftsführer Mahlow verkündete zuletzt einen erwarteten Jahresumsatz von 10 Millionen Euro. Nun dürften die pcfritz.de-Macher aber ganz andere Probleme haben.
Update (20. September): “Bei den von uns angebotenen Produkten handelt es sich ausschließlich um Microsoft Originalprodukte, die Datenträger sind alle mit einem fälschungssicheren Mould Code IFPI Nummer versehen. Dieser befindet sich im Innenring des Datenträgers. Die Echtheitszertifikate werden ausschließlich über den Microsoft Service online oder telefonisch aktiviert”, sagt pcfritz.de-Geschäftsführer Mahlow laut Computerwoche in einem Statement zu den Vorgängen. Der Wiederverkauf von Recovery-Datenträgern sei laut Rechtsprechung des BGH ausdrücklich für legal befunden worden. Der Online-Shop will nun juristisch gegen Microsoft vorgehen: “Die von Microsoft veröffentlichte, verleumderische und rufschädigende Mitteilung lassen wir von unseren Anwälten überprüfen und werden eine Einstweilige Verfügung gegen diese Behauptung erwirken”.
Update (25. September): pcfritz.de reicht eine Einstweilige Verfügung gegen die Berliner Morgenpost ein. “In der aktuellen Angelegenheit zwischen pcfritz.de und Geschäftsführer Maik Mahlow sowie Microsoft reagiert pcfritz.de nun auf Medienberichte, die das Unternehmen verurteilen, ohne die Fakten recherchiert zu haben”, teilt das Unternehmen per Presseaussendung mit. Weiter heißt es: “Die Berliner Morgenpost hatte so einen faktenlosen Beitrag veröffentlicht und wird auf Antrag von pcfritz.de verpflichtet, es zukünftig zu unterlassen, pcfritz.de zu beleidigen und im allgemeinen Persönlichkeitsrecht zu verletzen sowie in den eingerichteten und ausgeübten Gewerbetrieb von pcfritz.de einzugreifen”. pcfritz.de-Geschäftsführer Mahlow dazu: “Bei uns sind massiv Arbeitsplätze gefährdet und wir werden alles dafür tun, um gegen fakten- und haltlose Berichterstattung vorzugehen.”
Update (30. September): Von einem “Doppelschlag gegen Microsoft” spricht pcfritz.de in einer erneuten Mail. Zum Inhalt der Mail: pcfritz.de erwirkte vor dem Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung gegen Microsoft. Der US-Konzern darf nun unter anderem nicht mehr behaupten, dass pcfritz.de gefälschte Software und Raubkopien verbreitet – sowie dass, pcfritz.de mit einer eigenen Verpackung und gefälschten Echtheitszertifikaten versehen und zu weit unter dem Marktwert liegenden Konditionen vertrieben habe.