12 Fakten, die man über den Strategiewechsel von Team Europe wissen muss
Der radikale Umbau, der massive Strategiewechsel, die Verabschiedung vom Inkubator-Modell bei Team Europe beschäftigt derzeit die Szene. Unser Artikel über die Kehrtwende bei Team Europe und die turbulenten Zeiten beim Team Europe-Start-up kirondo avancierte in den vergangenen 24 Stunden zu einem der meist gelesenen Artikel der vergangenen 30 Tage. Hier noch einmal alle Fakten über die Baustelle Team Europe.
1. Group of Entrepreneurs
Team Europe ist nun kein Company Builder, kein Inkubator, kein Brutkasten mehr. Auf der brandneuen Website heißt es: “Team Europe is a group of entrepreneurs. We partner with the most talented founders and invest time, expert resources and money to build sustainable and valuable internet companies”. Der einstige Company Builder ist somit nun nur noch eine “Gruppe von Entrepreneuren”, die anderen Entrepreneuren hilft, ihr Start-up hochzuziehen. Allerdings nur noch sehr wenige pro Jahr – so zumindest die Ankündigung.
2. Konzentration
Künftig will Team Europe “pro Jahr auf ein, zwei Unternehmen konzentrieren” – siehe auch Berliner Morgenpost. Ein Start-up pro Jahr wäre dann wirklich fast an der Wahrnehmungsgrenze – immerhin startete Team Europe zuletzt Projekte wie 9Cookies (www.9cookies.com), A Space for Art (www.aspaceforart.com) und Kirondo (www.kirondo).
3. Gegen die Zentrale
Das Marketing-Team von Team Europe gibt es nicht mehr, die Abteilung wurde aufgelöst. Weiterhin vom Mutterschiff sollen dagegen die Bereiche Product und Tech, Legal und Finance sowie PR gesteuert werden, berichtet Gründerszene. Das Ziel dabei sei weiter: “Den Tochterunternehmen in diesen Bereichen zentrale Unterstützung anzubieten”. Wobei die Team Europe-Start-ups sich diese Unterstützung weiter in der Zentrale teuer einkaufen müssen. Ob dieses Konzept auf Dauer haltbar ist, bei nur noch wenigen Gründungen pro Jahr, scheint mehr als fraglich.
4. Teamgröße
22 Mitarbeiter sollen künftig noch für Team Europe arbeiten. Dazu kommen die vier Partner, also Markus Fuhrmann, Emmanuel Thomassin, Lukasz Gadowski und Kolja Hebenstreit. Wer es nicht mitbekommen hat: Team Europe-Venture-Partner Daniel Offermann ist Ende April gegangen. Auf der Team Europe-Website sind momentan 21 Team-Mitglieder abgebildet – plus die vier Partner. Früher waren fast 40 Mitarbeiter bei Team Europe versammelt. Über 20 Mitarbeiter sind noch immer eine stattliche Anzahl für eine kleine “Gruppe von Entrepreneuren”, die anderen Entrepreneuren hilft, ihr Start-up hochzuziehen.
5. Gründungsstopp
In diesem Jahr will Team Europe nach Informationen von Gründerszene kein Unternehmen mehr gründen. Wobei dies nicht heißt, dass Team Europe dieses Jahr – auch wenn das Jahr schon fast vorbei ist- nicht noch ein neues Projekt enthüllt, immer könnte es schon gegründet sein. Genau dies trifft nach unseren Informationen auf die DropExam GmbH zu, das von Nicola Kegel geführt wird. Zum Team gehört zudem Yier Erin Bargeld (Yachtico). Vermutlich wird DropExam aber ohnehin erst im kommenden Jahr im Markt platziert. Oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr, wenn diese Neugründung von der neuen Strategie überrascht wurde.
6. Neue Struktur
Bei den Team Europe-Neugründungen erfolgt laut Berliner Morgenpost auch eine Neuordnung der Gesellschafterstruktur: “Bislang wurden die Team-Europe-Beteiligungen vor allem von Gadowski getragen. Künftig werden Gadowski, Hebenstreit und Markus Fuhrmann in jeweils gleicher Höhe an den Unternehmungen beteiligt sein. Der in diesem Jahr zu Team Europe gewechselte Finanzchef Emmanuel Thomassin soll ebenfalls Partner werden und einen Minderheitsanteil erhalten”. Bei der Neugründung DropExam (siehe oben) ist dies bereits der Fall – dort sind Gadowski, Hebenstreit und Fuhrmann bereits in gleicher Höhe am Unternehmen beteiligt – zusammen halten sie knapp unter 50 % am Unternehmen. Team Europe selbst ist mit knapp 26 % an Bord. Die restlichen Anteile entfallen auf Nicola Kegel und Yier Erin Bargeld.
7. Beteiligungen
Aktuell befinden sich im Team Europe-Portfolio laut Firmenwebsite noch 13 Beteiligungen – mit DopExam wären es 14. Bereits vor wenigen Wochen verkaufte Team Europe seine Beteiligung an Mister Spex (www.misterspex.de). Wie Gründerszene berichtet, verkaufte Team Europe zudem die Onlinemarketingagentur Projecter (www.projecter.de) – an die Markenrat-Agenturgruppe aus Leipzig. Die Personalberatung i-potentials (www.i-potentials.de) wiederum geht an Gründerin Constanze Buchheim, die die restlichen Anteile von Team Europe übernimmt. Wie Gründerszene berichtet, will die Agentur den Markt künftig mit zwei Marken bearbeiten.
8. Rohrkrepierer
Der ChicChickClub (www.chicchickclub.de) ging Anfang dieses Jahres über die Wupper. “Das in 2012 online gegangene Start-up, das monatlich persönlich auf den Stil der Kundinnen abgestimmte Schuhkollektionen anbietet, geht in JustFab auf”, hieß es damals. Außer einigen Nutzerdaten wurde aber offenbar nichts weitergereicht, die Domain ist verwaist, leitet noch nicht einmal auf JustFab weiter. Die ChicChickClub-Gesellschaft ist inzwischen aufgelöst. Der ChicChickClub hat Team Europe viel Reputation gekostet, immerhin wollte der Company Builder keine Flops produzieren. In den USA konnte zudem die Wummelkiste (www.wummelkiste.de) keinen Erfolg feiern, das US-Abenteuer wurde kürzlich beendet.
9. Verkaufspläne?
Verkaufsgerüchte in Sachen madvertise (www.madvertise) und eine Fusion von Delivery Hero (www.deliveryhero.com) und Food Panda (www.foodpanda.com) dementiert Team Europe. Die Berliner Morgenpost bringt zudem noch Vertical Media, die Mutter hinter Gründerszene, ins Spiel und berichtet vom Interesse von mehreren Großverlagen. Zitat: “Die Gespräche sollen sich aber in einem frühen Stadium befinden”. Bei Team Europe weiß man davon nichts. In der Szene kursiert im Zusammenhang mit Gründerszene zuletzt immer wieder der Namen Axel Springer, die sich bekanntlich sehr für digitale Geschäftsmodelle interessieren. Und vielleicht bahnt der Gruner + Jahr-Nikolaus Röttger, neuer Chefredakteur von Gründerszene, nun auch den Weg zum bekannten Hamburger Medienhaus. Logisch erscheint der Verkauf von Vertical Media, immerhin hat Team Europe auch andere sogenannte Ökosystem-Dienste wie i-potentials und Projecter abgestoßen.
10. Turbulenzen
Gerade bei Kirondo – erst im Juni gestartet – lief es zuletzt extrem unrund. Nach Informationen von deutsche-startups.de setzte Team Europe kirondo-Gründer und -Geschäftsführer Julius Bertram kürzlich in einer Nacht- und Nebelaktion vor die Tür. Kurz nach dem Erscheinen unseres Artikels über die Turbulenzen bei kirondo wurde die kirondo-Teamseite aus dem Netz entfernt. Zudem wurde das Impressum geändert: Kirondo wird nun auch nach außen hin nicht mehr von Bertram, sondern von Christopher Deckert, Matthias Bellmann und Michael Rüffer geführt. Somit läuft auch nach diesem Strategiewechsel noch längst nicht alles rund im Hause Team Europe.
11. Statusbericht
Bei 9Cookies, einem Kassensystem für Restaurants und Lieferdienste, soll es dagegen besser laufen. Hier hatte die Berliner Morgenpost berichtet, dass das Start-up sich unter den Erwartungen entwickelte. Was Team Europe ebenso wie einen Strategiewechsel bei der Jungfirma dementiert.
12. Zukunft
Team Europe nimmt mit diesem Umbau Abschied vom Inkubatoransatz und auch Abschied vom unausgesprochenen Ziel, einer der Treiber der Berliner Start-up-Szene zu sein. Gadowski und Co. degradieren sich selbst zu einer Gruppe von Gründern, die hin und wieder ein Start-up unterstützen. Von da ist es nur ein kurzer Weg, bis Gadowski und Co. nur noch als Business Angel unterwegs sind. Von außen erscheint das neue Team Europe in dieser Struktur – mit wenigen Neugründungen – kaum haltbar. Bleibt zu hoffen, dass das Team nicht noch weiter zusammengestrichen werden muss.
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* Massiver Strategiewechsel bei Team Europe – Turbulente Zeiten bei kirondo