“Ich bereite oft meine To-Do-Liste für die nächste Woche vor” – 15 Fragen an Wilm Prawitt von fixxoo

Was bedeutet es Ihnen Ihr eigener Chef zu sein? Da ich mich bis dato nie in einem Angestelltenverhältnis befand, fehlt mir gänzlich der Vergleich. Ich genieße es aber, meine eigenen Ideen und Projekte […]
“Ich bereite oft meine To-Do-Liste für die nächste Woche vor” – 15 Fragen an Wilm Prawitt von fixxoo
Freitag, 26. April 2013VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen Ihr eigener Chef zu sein?
Da ich mich bis dato nie in einem Angestelltenverhältnis befand, fehlt mir gänzlich der Vergleich. Ich genieße es aber, meine eigenen Ideen und Projekte zu verwirklichen. In meinen Unternehmungen versuche ich jedoch auch den Mitarbeitern möglichst viel Freiheiten und Freiräume zu verschaffen und so eine positive Eigendynamik zu erzeugen.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Das Projekt Fixxoo.de entwickelte sich aus dem Bedarf der Kunden heraus. Der Markt für Lifestyle-Produkte wie Smartphones und Tablets ist in den letzten Jahren explodiert. Diese Geräte sind für Kunden oft mehr als nur ein technisches Gerät, es sind Wegbegleiter und teils teure Investitionen. Im Sinne des Kunden, dies von Herstellern sicherlich vorsätzlich, wurde jedoch die Problematik von Defekten. Ob selbst verschuldet oder durch Produktionsfehler, die Nachfrage nach professionellen Reparaturen ist immens. Statistiken aus dem US-amerikanischen Markt machen dies deutlich. Bereits mehr als 6 Milliarden USD wurden alleinig für iPhone Reparaturen ausgegeben. Ca. 20% der Besitzer nutzen beschädigte Geräte weiterhin ohne diese reparieren zu lassen.

Fixxoo.de bietet Reparaturen zum genannten Festpreis und übernimmt sämtliche Kosten wie z.B. den Hin-und Rückversand. Diese absolute Preistransparenz und eine intuitive Nutzerplattform waren so auf dem Markt noch nicht vorhanden und zeichnen unseren aktuellen Erfolg aus.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Fixxoo ist komplett eigenfinanziert durch mich. Die Investitionen waren und sind tatsächlich sehr hoch. Jedoch machte Fixxoo sehr schnell Umsatz und ist jetzt bereits in die schwarzen Zahlen gerutscht. Da der Bedarf aktuell auch im B2B Bereich stark zunimmt, zudem Fixxoo vor einem weiteren Evolutionsschritt in Richtung Recommerce steht, werde ich eventuell. extern Kapitalgeber in Betracht ziehen, um weiterhin einen schnellen Entwicklungsprozess zu ermöglichen.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Der Umfang einer Reparaturdienstleistung wurde teils unterschätzt. So durchlaufen einige Geräte bei uns bis zu 10 Stationen. Diese Abläufe und Prozesse sind jedoch schnell gewachsen und werden weiterhin optimiert. Ein eigens programmiertes Abwicklungssystem, welches über einen Scanprozess angesteuert wird, informiert uns und den Kunden über den Status des Gerätes.
Tausende von Ersatzteile gilt es stetig vorrätig zu haben, der von Kunden erwartete schnelle Service darf nie zu Lasten von Sorgfalt und Präzision bei den teils sehr komplizierten Reparaturen gehen.

Das Einstellungsprofil für die Werkstatt hat sich schnell geändert, so benötigt Fixxoo nicht nur den technisch versierten „Bastler“, sondern ist durch eine besondere Schulungsmethodik in der Lage, auch ungelerntes und dem technischen Thema gänzlich fremden Personal, binnen kurzer Zeit anzulernen. Konzentriertes, sorgfältiges und präzises Arbeiten ist eine Grundvoraussetzung.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Der Themenbereich dieser Dienstleistung, zumindest in diesem Umfang, ist beinahe unerschlossen. Wir mussten uns also autodidaktisch an dieses Thema herantasten, jeder Fehler führte zu einer Weiterentwicklung. Ich würde nichts anders machen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Das Produkt bzw. die Dienstleistung spricht für sich und bietet den entsprechenden Mehrwert. Wir konzentrieren uns aktuell weiter auf Suchmaschinenoptimierung und investieren aktuell kaum in weitere Marketingmöglichkeiten wie SEM, Print und Co. Wir werden jedoch in den kommenden Monaten das Marketing aufbauen, da auch weitere Dienste geplant sind. Diese zurückhaltenden Maßnahmen waren und sind bis dato teils auch dem hohen Reparaturaufkommen geschuldet. Unsere erfreuliche Convertionrate von 9% lastet uns noch stark aus. Die Kapazitäten werden jedoch in Kürze weiteres zulassen.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Insbesondere meine ersten Mitarbeiter, die quasi die Geburtsstunde von Fixxoo mit geprägt und das Projekt mit Begeisterung aufgenommen haben. Es gibt immer noch Höhen und Tiefen, viele Mitarbeiter stellten Befindlichkeiten in den Hintergrund und verstanden schnell, dass wir nur als Einheit das Ziel erreichen können.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Ist das Projekt zu monetarisieren, wurde der Umfang der Unternehmung kritisch bemessen. Finanzielle, rechtliche, steuerrechtliche Probleme gehen einher mit Überlastung von Mitarbeitern und seiner selbst. Es gilt sich die Frage zu stellen, ob ich wirklich ein Unternehmer sein möchte. Aus Erfahrung würde ich behaupten, die wenigsten möchten das wirklich. Und für die, die es sind, gebe ich den Rat, stets den pädagogischen Weg der Mitarbeiterführung zu wählen. Was dann am Ende herauskommt, ist durch Geld nicht aufzuwiegen.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Tatsächlich bin ich mit der derzeitigen Entwicklung der Szene sehr zufrieden. Grundsätzlich bietet uns Deutschland einen riesigen, lukrativen und sicheren Markt. Die Regeln sind größtenteils klar definiert, damit gilt es umzugehen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich würde mich an anderen Projekten bzw. Start-ups beteiligen.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Ich bin grundsätzlich immer für greifbare Produkte, also einer Verbindung von online-offline. Daher bevorzuge ich Start-ups, welche auch in diese Richtung gehen und dabei innovative, greifbare Produkte arbeiten.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich schwelge wenig in der Vergangenheit und bin mit der Gegenwart gut arrangiert, die Zukunft lasse ich auf mich zukommen, sie kommt bald genug. Interessant finde ich jedoch die Gründerzeit, die Aufbruchstimmung hierzulande, die gar nicht lange her ist.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ein gewisses finanzielles privates Polster ist essentiell, um sich ganz auf die weiteren kommenden Neugründungen zu konzentrieren. Ich bin zwar ein Lebemann, jedoch kein Verschwender, selbst wenn das Geld auf der hohen Kante liegt. Planen tue ich immer, mein Geld sollte niemals schlafen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Wenn möglich mit Ausflügen und einem schönen Restaurantbesuch. Ausschlafen und eventuell ein wenig Sport. Für viele sicherlich unverständlich, ich bereite oft meine To-Do-Liste für die nächste Woche vor. Das entspannt mich, da ich die Angelegenheiten aus dem Kopf streichen kann.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich bin ein extrovertiert und ziemlich kontaktfreudiger Mensch, freue mich daher auch über jede neue Bekanntschaft – egal welcher Sorte sie angehört. Interessiert bin ich an jedem Wissensaustausch mit erfahrenden Unternehmern. Besonders interessieren tun mich aber Unternehmer älterer Generationen. Ich könnte mir vorstellen, dass deren unternehmerischer Blickwinken nochmals neue bzw. vielleicht auch alte Impulse für meine Unternehmungen geben könnte. Um einen Namen zu nennen, ein Gespräch mit Warren Buffet fände ich interessant.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Wilm Prawitt aboslvierte nach dem Abitur zwei Jahre den Dienst bei der Bundeswehr, ehe er direkt am Anschluss fixxoo (www.fixxoo.de) in Berlin gründete.

15 Fragen als eBook und in gedruckter Form

.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.