Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden

Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden * – Gastbeitrag von Marc P. Bernegger, Partner bei Next Generation Finance Invest.

Das Internet und die digitale Revolution haben Gesellschaft und Wirtschaft in einem Ausmass verändert, wie es in der Form in der Geschichte bisher nur sehr selten passiert ist. Durch die technologischen Fortschritte sind die Eintrittshürden zu neuen Geschäftsmodellen viel tiefer als je zuvor, was viele Innovationen und neue Startups hervorgebracht hat. Es ist offensichtlich, dass, wenn auch um einige Jahre verzögert, nun auch der Finanzindustrie fundamentale Anpassungen bevorstehen, welche bestehende Wertschöpfungsketten verändern werden. Dieser Megatrend steht noch ganz am Anfang und wird die Finanzindustrie über viele Jahre prägen.

Demokratisierung der Finanzindustrie

Wie bereits in anderen Branchen vor einigen Jahren geschehen, führen die durch die digitale Revolution ausgelösten Veränderungen zu einer „Demokratisierung“ der traditionellen Geschäftswelt, in unserem Beispiel also der Finanzbranche: Interaktion finden nicht mehr nur direkt zwischen Finanzinstituten und ihren Kunden sondern vermehrt auch zwischen den Kunden untereinander statt.

Dies führt zu diversen neuen und spannenden Geschäftsfeldern wie zum Beispiel Social oder Mirror Trading, Peer-to-Peer-Lending, Personal Finance Management oder Crowdfunding. Für den deutschsprachigen Raum gibt beispielsweise die Next Finance Alliance, welche als neutrale Interessenvertretung diverse Player auf diesen Gebieten zusammenfasst, einen guten Überblick, was sich hier alles tut. Gleichzeitig zeigen Beispiele aus den USA, dass innovative Unternehmen aus dem Bereich Finance 2.0 vermehrt die Aufmerksamkeit von erfolgreichen Investoren auf sich ziehen (die Vermögensverwaltungsplattform Wealthfront zum Beispiel hat vor wenigen Tagen ein Funding von 20 Millionen US-Dollar durch renommierte Namen wie Index Ventures und Greylock Partners abschliessen können).

Bis heute haben nur ganz wenige etablierte Finanzinstitute auf diese Veränderungen reagiert und viele scheuen vor allem die möglichen Risiken einer Öffnung des Informationsaustausches von einer Einweg- zu einer Mehrweg-Kommunikation. Die neuen Möglichkeiten des Social Webs werden im Banking, wenn überhaupt, immer noch sehr zurückhaltend eingesetzt und häufig stellen diese eine reine Alibi-Übung dar. Mit dem Blick auf andere Industrien ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die Finanzindustrie dieser Entwicklung stellen muss und das Internet auch hier zu einer Demokratisierung und mehr Transparenz sorgen wird.

Ausblick

Aufgrund von Innovationskraft, neuer Technologien sowie schlanker Geschäftsmodelle werden neue Marktteilnehmer den etablierten Instituten in einigen Bereichen potentiell den Rang ablaufen.

Neue „Greenfield-Player“ werden sich darauf fokussieren, bestehende Wertschöpfungsketten aufzubrechen und an die neuen Bedürfnisse angepasst, d.h. mit kostengünstigen da schlanken Strukturen, bestehen für diese neuen Anbieter bisher noch nie dagewesene Chancen.

Es bleibt abzuwarten, wie die Chancen für neue Anbieter in diesem Umfeld sein werden und ob sich die neuen Modelle als nachhaltig erweisen und sich langfristig durchsetzen können. Ohne Zweifel wird aber der Margen- und Kostendruck bei den etablierten Finanzdienstleistern weiter massiv zunehmen und sie zu energischem Handeln zwingen, um eine Antwort auf die Umwälzungen im Finanzmarkt, getrieben von Next Generation Finance-Geschäftsmodellen, zu finden.

* Der Artikel nimmt Bezug auf das Buch “Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden” (Frankfurt School Verlag, ISBN: 978-3-940913-62-3).

Zur Person
Marc P. Bernegger ist Partner bei Next Generation Finance Invest. Das Unternehmen investiert in Unternehmen, die aussichtsreich positioniert sind, um von neuen Megatrends im Bereich Finance zu profitieren (Finance 2.0). Die Beteiligungsgesellschaft ist an der Börse BX Berne eXchange kotiert und ist aktuell mit rund CHF 20 Millionen kapitalisiert. Zuvor hat der Internet-Unternehmer Bernegger aus Zürich unter anderem usgang.ch (gekauft von Axel Springer) und amiando (gekauft von Xing) mitgegründet.