“Der Hotelmarkt ist nicht so trivial wie er scheint” – 15 Fragen an Adrian Graf von Hipaway

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Mir bedeutet es viel mein eigener Chef zu sein. Nur so habe ich die Möglichkeit meine Projekte unabhängig und mit viel Eigeninitiative voran zu treiben. Jede Unternehmensgründung ist vergleichbar mit einem Schiffbau. Dabei liegen meine Stärken im schnellen und effizienten Aufbau des Schiffsrumpfes, der Segel und der Crew.

Jedes Schiff, welches zu lange im Hafen liegt kostet Geld, somit müssen die Segel schnell in den Wind gedreht werden um losfahren zu können. Ich kann mir kein schöneres Gefühl vorstellen, als den Booten zuzusehen, wie sie zügig an Fahrt gewinnen und die Weltmärkte, Entschuldigung, die Weltmeere erobern. Auch wenn es einige Vorteile hat, auf einem bestehenden Segelschiff anzuheuern und es mit Motoren auszustatten, bleibe ich dem Schiffbau in Zukunft weiter treu.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee zu Hipaway entstand rein generisch. Meine Mitgründer Philipp Hahn und Sven Loth und ich haben uns in der Evaluationsphase mehrere Modelle und Märkte genau angeschaut und anhand verschiedener Kriterien eine Handvoll Modelle ausgewählt, die wir in einem nächsten Schritt intensiver unter die Lupe genommen haben. Die Entscheidung fiel letztendlich auf Opaque Booking. Dabei waren die wichtigsten Faktoren die Marktgröße, schnelle Skalierbarkeit, existenzielle, systematische Probleme innerhalb der Hotelindustrie, Synergien mit dem eigenen Netzwerk und einem bestehenden Proof of Concept.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
In der Initialisierungsphase haben wir Gründer selber Geld in die Hand genommen um einen Prototypen zu bauen. Auf Grundlage dessen waren wir in der Lage recht schnell interessierte Investoren für Hipaway zu gewinnen. Wir sind nun seit rund 12 Monaten an dem Projekt dran und haben es geschafft binnen kürzester Zeit unser Angebot in 26 Länder auszuweiten. Um das rapide Wachstum zu ermöglichen, haben wir uns entschieden, mit einem VC zusammen zu arbeiten.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Der Hotelmarkt ist nicht so trivial wie er auf den ersten Moment erscheint. Keiner im Gründungsteam hatte vor Markteintritt Erfahrungen in der Hotellerie oder Hotel Booking Industrie. Um den Markt besser zu verstehen, haben wir verhältnismäßig viel Zeit investiert um ihn zu analysieren und uns mit einer Reihe von etablierten Playern auszutauschen. Um unsere Defizite auszugleichen, haben wir recht früh ein Board of Advisors geschaffen, welches uns tatkräftig mit Rat und Tat sowie einem starken Netzwerk zur Seite steht.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde noch früher launchen. Man kann sich im vorhinein viel den Kopf darüber zerbrechen, wie das Produkt gestaltet sein müsste, damit der Kunde zufrieden ist. Man kann sich noch so sicher sein, dass man alle Faktoren bedacht hat und sie optimal eingebunden hat. Es entscheidet sich in den Wochen nach dem Launch ob man recht hatte. Je früher man auf den Markt geht, desto früher kann man testen, adaptieren, verändern und anpassen. Das ist das einzige was zählt und entscheidet letztendlich über einen schnellen Erfolg oder Misserfolg.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir bespielen alle online Kanäle angefangen bei SEA bis Affiliate Marketing. Da jedoch Ressourcen wie immer knapp sind, und die Hotel Booking Industrie in den letzten Jahren erwachsen und hoch professionell geworden ist, sind die Preise nur schwer für ein Start-up realisierbar. Somit sind zu aller Anfang Blogger Relations, PR und Gutscheinaktionen der Schlüssel zum Erfolg gewesen.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Besonders unterstützt haben uns unsere Advisors die langjährige Erfahrungen bei Booking Engines sowie in der Hotellerie gemacht haben.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Von nichts kommt nichts. Viel gelesen aber doch so wahr. Wenn man sich für ein Projekt entscheidet, muss man es mit 180% verfolgen. Es gibt eine Reihe von Höhen und Tiefen. Nicht abschrecken lassen, sondern weiter am Ball bleiben. Gründerjahre sind die intensivsten Jahre. Aber auch die Jahre, die am meisten Spaß bereiten und in denen man am meisten bewegen kann.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Keine IHK-Zwangsmitgliedschaft. Förderung universitärer Gründungen. Ein intensiverer Austausch zwischen Politik und unserem Cluster, der Bundesverband Deutsche Startups geht in die vollkommen richtige Richtung. Eine Gründung sollte innerhalb einer Stunde online vollziehbar sein. Senkung der betrieblichen Lohnnebenkosten und mehr Bundesmittel zur Förderung von HighTech Startups um Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Das Investment Banking habe ich hinter mir gelassen. Wahrscheinlich hätte ich den Widerstand gegen eines der Big 3 Beratungsunternehmen verloren und würde jetzt locker flockig abends schon um 22 Uhr zu Hause sein.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Ich bin ein großer Fan von Trivago.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die Zukunft, aber natürlich nur mit Rückschein und mit der Möglichkeit ein Hoverboard mitzunehmen.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
10% in den eigenen Lebensstandard investieren, und den Rest diversifizieren: 10% Bonds, 20% Blue Chips et. Al., 10% ESOs oder ISOs ausgewählter Startups, 15% Angel Funding und 35% in eigene Projekte.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Brunchen mit Freunden und Bekannten, in einem Café bei hoffentlich schönem Wetter mit einer Tasse Schokolade, auf dem Rückweg vom Meer oder einem Citytrip, oder im Kreis meiner Familie.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich würde gern das eine oder andere Bier mit Juan T. Trippe, Gründer von Pan Am, und William Boeing, Gründer von Boeing, trinken. Neben dem Schiffbau könnte ich mich sicherlich auch für den Flugzeugbau und –betrieb begeistern.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Adrian Graf studierte BWL in Leipzig und Univertistäten in USA, eher er zunächst im Bankwesen und später als Unternehmensberater bei KMPG tätig war. Er gründete Hipaway (www.hipaway.com) 2012.

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