“boosten soll Mainstream werden” – Benjamin Vahle von boost
Shoppen und Gutes tun? Das soll gehen? Ja, sagt der Gründer von boost (www.boost-project.com/de). Mit dem Berliner Projekt ist im vergangenen Jahr ein Start-up online gegangen, dass beides kombinieren will. Wer über die registierten Online-Shops bei Boost einkauft, spendet nämlich gleichzeitig einen Betrag an ein Charity-Unternehmen. Wie das geht und wie boost schnell viel Geld für die gute Sache sammeln will, verrät Benjamin Vahle im Gründer-Kurzinterview mit deutsche-startups.de.
Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Mit boost wollen wir gut skalierbare Geschäftsmodelle nutzen, um einen möglichst großen sozialen Mehrwert zu schaffen. Online-Shopper können mit boost kostenlos gemeinnützige Organisationen unterstützen – sowohl finanziell als auch mit Sichtbarkeit. Wer über boost bei einem von über 400 Partnershops einkaufen geht oder unsere Browsererweiterung, die boost-Bar, installiert hat, erzeugt eine kostenlose Spende, die aus den Affiliate Marketing Provisionen der Shops stammt. Der Käufer kann somit nach seinem Einkauf ohne Mehrkosten eine Spende an eine Organisation seiner Wahl verteilen. Postet er zudem auf facebook, warum er die Organisation unterstützt, verdoppelt sich die Spende. So profitiert die Charity nicht nur finanziell sondern auch durch den Social Media Marketing Effekt.
Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Bei uns hat sich seit der Gründung schon einiges am Konzept geändert. Am dramatischsten war wohl, dass wir anfangs auch im großen Stil Unternehmensspenden über boost verteilen lassen wollten, uns hier jedoch mit dem Lieferheld-Urteil konfrontiert sahen. Die Bundesbank sah im Verteilen von Unternehmensspende ein Finanztransfergeschäft, für das wir eine entsprechende Lizenz der Bafin bräuchten. Auch wenn wir dies anders sehen, wollten wir nicht abhängig von einem langwierigen Prüfverfahren sein, so dass wir uns dann schnell entschieden haben, uns voll auf Charity Shopping zu konzentrieren.
Einige Änderungen am Konzept kamen auch dadurch zustande, dass wir unsere Ideen so früh wie möglich testen und versuchen so schnell es geht Kundenfeedback einzuholen. So hatten beispielsweise anfangs die Likes und Kommentare, die ein Nutzer auf einen facebook-Post bekam, einen Einfluss auf die Höhe seiner Spende. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass es besser ist, diesen Mechanismus zu vereinfachen.
Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Offen gestanden gibt es bereits diverse Portale, die aus Affiliate Marketing Provisionen Spenden machen. Bis auf die zwei Mitbewerber Schulengel und Bildungsspender, die sich auf Bildungseinrichtungen konzentrieren, hat es aber bisher keine Plattform geschafft substanzielle Summen zu erwirtschaften.
Eine Besonderheit von boost besteht darin, dass unsere Nutzer nicht nur kostenlos Spenden generieren, sondern dass sie auch zu Botschaftern für ihre Lieblingsorganisationen werden. Jedes Mal, wenn sie eine Spende verteilt haben, bekommen sie die Möglichkeit die Spende zu verdoppeln, indem sie auf facebook posten, warum sie gerade diese Organisation unterstützen. So sprechen sie auch ihren Freunden gegenüber eine Empfehlung für diese Charity aus und weisen auf die Arbeit der Organisation hin.
Auf diese Weise wollen wir auch erreichen, dass boosten ein gemeinschaftliches Ereignis wird. Ein erster Schritt in diese Richtung ist auch unsere Teamfunktionalität. Diese soll nicht nur das Gemeinschaftsgefühl unter unseren Nutzern stärken, indem man im Team gemeinsam für einen Zweck Spenden sammelt, sondern boosten auch für Unternehmen attraktiv machen.
Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Der entscheidendste Faktor ist, ob unsere Nutzer boost gerne nutzen und ihren Freunden und Bekannten davon erzählen. Deshalb wollen wir in den nächsten Monaten die User-Experience noch erheblich verbessern und klare Incentives dafür bieten, Freunde und Kollegen einzuladen, bei boost mit zu machen.
Hierfür werden wir weitere finanzielle Mittel benötigen, weswegen ein entscheidender Faktor auch sein wird, ob wir in den nächsten Monaten Investoren finden, die Lust haben ihr Geld in Form von Spenden zu vervielfachen.
Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Nachdem wir feststellen mussten, dass es für ein sehr junges gemeinnütziges Unternehmen extrem schwierig ist Investoren zu finden, die mit einem ins Risiko gehen, haben wir vor einigen Monaten damit begonnen mit unserer Entwicklungsabteilung auch Projekte für andere Unternehmen durchzuführen. Zu unseren Kunden zählen hier vor allem Start-ups, die schnell etwas schaffen wollen, aber noch keine eigenen Entwickler haben, sowie Unternehmen, die kurzfristigen Programmierermangel kompensieren müssen. Mittelfristig möchten wir uns aber natürlich auch durch unser Kerngeschäft tragen. Wir behalten 10% der verdienten Provisionen ein, um unsere Kosten zu decken, während 90% an Partnerorganisationen weitergeleitet werden. Sobald wir mehr als 100.000 Nutzer haben, schreiben wir auch durch unser Kerngeschäft schwarze Zahlen. Dies soll spätestens im Winter 2013 der Fall sein.
Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Zunächst wollen wir uns in Deutschland etablieren und hier neben Online-Shopping verschiedene weitere Möglichkeiten bieten, wie man sich ganz einfach, kostenlos im Alltag engagieren kann. Sobald unser Produkt in Deutschland eine solide Größe erreicht hat, werden wir andere europäische Märkte in Angriff nehmen. Wir haben unsere Website von Vornherein so programmiert, dass sich alles sehr einfach auf andere Länder übertragen lässt. Bei jeder unserer Ideen ist uns die Skalierbarkeit sehr wichtig.
Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Wir möchten dieses Jahr mit unserem Kernprodukt Break-even schaffen, mehr als eine Million Euro an Spenden erwirtschaften und mehr als 100.000 Online-Käufer zu glücklichen boostern gemacht haben. boosten soll Mainstream werden.
Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews
Zur Person:
Gespickt mit Auslandsaufenthalten in USA und Kanada studiere Benjamin Vahle BWL an der European Business School und schnupperte im Anschluss bei einem VC in das tägliche GEschäft, ehe er zunächst bei CaptainTravel arbeitete, im vergangenen Jahr boost auf den Weg brachte.