100 Tage Startup-Verband – eine erste Bilanz
100 Tage Startup-Verband – eine erste Bilanz – Gastbeitrag von Florian Nöll, Vorstand im Bundesverband Deutsche Startups,
100 Tage werden, jeder kennt es aus der Politik, einem neuen Amtsinhaber als Schonzeit zugestanden. Dieser Tradition stellen auch wir uns und ziehen, 100 Tage nach der Gründung des Bundesverbands Deutsche Startups e.V., eine erste Bilanz. Eines ist uns dabei wichtig: Wir sind aus unseren Startups einen schnellen Takt gewohnt. Gleichzeitig ist die Gründung einer Interessenvertretung auch für uns eine neue Herausforderung, der wir ehrenamtlich neben unseren Startups stellen. Deshalb überlassen wir es jedem für sich zu bewerten, ob es erfolgreicher Auftakt war.
Gründungsversammlung als Bootcamp für den Bürokratiekrieg
Nachdem der Bundesverband Deutsche Startups im September von 18 Gründungsmitgliedern gegründet wurde, ist er bis heute auf eine dreistellige Mitgliederzahl gewachsen. Die Startups im Verband werden wir im Januar vorstellen, heute richten wir den Fokus auf zwei andere Gruppen. So haben sich 25 studentische Gründungsinitiativen dazu entschlossen, sich unter dem Dach des Startup-Verbandes zu organisieren. Diese Initiativen mit der gemeinsamen Marke „Gründermagnet“ vereinen schon heute mehr als 500 Studierende. Die zweite Gruppe sind zehn Fördermitglieder, die sich in der Manier eines guten Business Angels sowohl mit Beratung, Sachleistungen und Kontakten als auch in erheblichem Umfang finanziell engagieren. Hier sind insbesondere als Gründungspartner die E-Plus Gruppe, Facebook, Google, KPMG, StepStone und YOU IS NOW zu nennen.
Diesen Partnern ist es maßgeblich zu verdanken, dass bereits am 1. Januar der erste hauptamtliche Mitarbeiter seine Arbeit aufnehmen kann. Das ist ein enorm wichtiger Meilenstein, der vor allem die Professionalisierung beschleunigt.
Ebenso wichtig sind natürlich jene, die sich ehrenamtlich engagieren. Auch in diesem Bereich ist viel Bewegung und wir freuen uns, dass ständig neue Unterstützungsangebote hinzukommen. Dass die Strukturen und Prozesse für eine Engagement teilweise noch geschaffen werden müssen, möge man uns nachsehen. Jeder ist herzlich willkommen sich zu engagieren.
Politische Arbeit: Mehr als nur Anti-Angel-Gesetz
Es ist unser ausgerufenes Ziel die Rahmenbedingungen für Startups nachhaltig zu verbessern. In den ersten einhundert Tagen hatten wir mehr als zwei Dutzend Gesprächstermine mit Bundes- und Landtagsabgeordneten, mit Mitarbeitern aus dem Bundestag, aus dem Bundeswirtschaftsministerium und der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie. Wir haben dem Regierenden Bürgermeister von Berlin „drei Wünsche“ der Berliner Startups überreicht, waren dabei als Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler das Startup Manifesto entgegennahm und hatten Gelegenheit mit Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer die wichtigsten Anliegen der Berliner Gründerszene zu besprechen.
Die vorgetragenen Positionen haben wir im Oktober bei zwei Veranstaltungen zum Agenda-Setting mit rund 60 Startup-Unternehmern erarbeitet. Vergleichbare Events planen wir in München, Hamburg und Köln. Im Ergebnis steht aus aktuell 70 Positionen und Themen in den nächsten Wochen unser „Masterplan“ für das Startup Ecosystem in Deutschland.
Ein Kraftakt war unsere erste Stellungnahme, verfasst zur „Bundesrats-Drucksache 632/1/12 Jahressteuergesetz 2013 – Besteuerung von Streubesitzdividenten“ oder kurz: zum Anti-Angel-Gesetz. Diese Stellungnahme wurde unter anderem an alle Finanzminister der Länder gesendet. Zwar ist noch nichts entschieden, aber dennoch können wir als Erfolg verbuchen, dass jeder politische Entscheidungsträger, der mit dieser Sache befasst ist, mittlerweile die Auswirkungen für die deutsche Startup-Szene verstanden hat.
Bei mehr als zehn Veranstaltungen in Berlin, Köln, Essen und London haben wir gesprochen. Ein großer Erfolg war, wenn man denen Glauben schenkt, die dabei waren, unser erstes parlamentarisches Frühstück. Sieben Bundestagsabgeordnete trafen morgens um 7:30 Uhr auf 50 Gründer. Zunächst schwer zu glauben, aber fotografisch dokumentiert (siehe oben).
Was sagen andere über uns?
„Lobbyismus für Anfänger“ titelte das Wall Street Journal und stellte fest „Deutschlands Startups haben sich verbündet und einen eigenen Verband gegründet. Eine schwierige Unternehmung, die aber gelingen kann, weil die Politik die Gründer vielleicht mehr braucht als die Gründer-Szene die Politik.“ Auch andere Medien berichteten über uns und unsere Ziele, darunter das Handelsblatt, die WirtschaftsWoche, die Financial Times Deutschland und Impulse.
Zuletzt haben wir ein paar Statements eingefangen:
Oliver Samwer: “Der Bundesverband Deutsche Startups vertritt die Interessen motivierter Gründerinnen und Gründer und wird damit der deutschen Gründerszene als Sprachrohr vor politischen und wirtschaftlichen Vertretern die notwendige Seriosität verleihen, die sie längst verdient hat.”
Uli Coenen, Chief Innovation Officer der E-Plus Gruppe: „Mobilfunk, wie wir ihn kennen, ist noch immer eine sehr junge und dynamische Branche. Sie entwickelt sich auch deswegen so schnell, weil Startups die Innovation beschleunigen. Insofern ist es für ein Unternehmen wie die E-Plus Gruppe wichtig, Innovationen zu befeuern und einen Verband, der sich für bessere Perspektiven für Gründer und Gründungen in Deutschland einsetzt, zu unterstützen.“
Dr. Gunnar Bender, Director Public Policy, Facebook Germany: “Die Bundesregierung hat es in der Hand, die Weichen für Wachstum durch Innovation richtig zu stellen. Das Ziel des Bundesverbandes Deutsche Startups muss es sein, dass für Gründer geeignete und vor allem wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen verwirklicht werden.”
Dr. Max Senges, Google Policy: „Google ist Ende der 90-er Jahre als kleines Start-Up in einer Garage in Kalifornien entstanden. Seitdem fördern wir weltweit junge Unternehmer, die mit Hilfe des Internet neue Produkte entwickeln, Absatzmärkte erschließen und Arbeitsplätze schaffen. Wir unterstützen deshalb auch sehr gerne den Bundesverband Deutsche Startups. Seine Gründung ist ein wichtiger Schritt, um die Innovationskultur und den ganz besonderen “Gründergeist” der Startup-Szene in Deutschland voran zu bringen.“
Dr. Sebastian Dettmers, Geschäftsführer StepStone Deutschland: „Die Digitalisierung hat ideale Voraussetzungen für unternehmerische Erfolgsgeschichten geschaffen. Die Entwicklung von StepStone belegt das eindrucksvoll. Das Netz ist heute Wachstumstreiber Nummer eins in Deutschland und maßgeblich mit verantwortlich für die Schaffung neuer, qualifizierter Arbeitsplätze. Mit unserem Engagement im Bundesverband Deutsche Startups e.V. setzen wir uns deshalb für die Förderung junger, innovativer Unternehmen und ein gründerfreundliches Deutschland ein – denn davon profitiert mittelfristig der gesamte deutsche Arbeitsmarkt.“
Christian Vollmann: „Deutschland braucht mehr Unternehmer, die etwas wagen. Nur so kommt das Neue in die Welt. Der BVDS unterstützt das effektiv gegenüber Politik und Gesellschaft. Daher unterstütze ich den BVDS.“
Zur Person
Florian Nöll ist seit seiner Schulzeit mehrere Unternehmen in den Bereichen Internet, Software und HR gegründet. Als Vorstand im Bundesverband Deutsche Startups, der sich im September aus der Mitte der Start-ups heraus gegründet hat, engagiert er sich für einen Dialog zwischen Gründern und der Politik.
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