twago sammelt Millionenbetrag ein – Outsourcing-Plattform startet wieder durch
EXKLUSIV Die insolvente Outsourcing-Plattform twago (www.twago.de) steigt wie Phönix aus der Asche: Der Gelbe Seiten-Verlag Euro Serve Media und der Media-for-Equity-Dienst GMPVC German Media Pool investieren in bar und in Medialeistung rund 2,25 Millionen Euro in das Berliner Unternehmen. Seit wenigen Tagen wird twago von der Team2Venture GmbH betrieben. Dahinter steckt das ursprüngliche Gründerteam. Die alte Betreiberfirma, die twago AG, wurde aufgelöst. „Wir haben die für den Betrieb von twago wichtigen Assets übernommen“, sagt Mitgründer Gunnar Berning gegenüber deutsche-startups.de. “Und wir haben auch alle Mitarbeiter des alten Unternehmens übernommen.”
Auch künftig arbeiten somit über 30 Mitarbeiter für twago. Das frische Kapital will Berning unter anderem in die “weitere Expansion” stecken. Momentan ist twago in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Spanien vertreten. “Wir entwickeln uns in unseren Kernmärkten deutlich schneller als alle US-Wettbewerber und wollen diese gute Marktposition weiter ausbauen“, sagt Berning. Das Start-up vermittelt Dienstleistungen an deutsche und internationale Experten. Firmen stellen bei twago Projekte ein, Dienstleister auf der ganzen Welt geben Angebote ab. Am Ende entscheidet sich der Kunde für einen Anbieter. Zu den Experten, die twago vermittelt, gehören Programmierer, Designer und Unternehmensdienstleister. Ein Modell auf das beispielsweise auch Elance (www.elance.com) setzt.
twago-Werbekampagne startet auf N24
“Wir glauben an die Idee von twago und teilen die Vision des Teams: Die Welt des Arbeitens von morgen zu vereinfachen. Ein Welt, in der Flexibilität und Service-Vermittlung in Echtzeit gefragt sind”, sagt Michael Oschmann, Geschäftsführer von Euro Serve Media. “In einer zunehmend vernetzten Welt, werden IT/ Internet, digitales Design und Übersetzungsleistungen immer wichtiger für kleine wie auch grosse Unternehmen. twago bietet mit seinem Online-Arbeits-Marktplatz einen sehr konkreten Mehrwert für alle Firmen. Dieser Mehrwert wird sich auch den wirtschaftlich engagierten Zuschauern unseres Medienpartners N24 schnell erschließen, davon sind wir überzeugt”, ergänzt Niko Waesche, Gründer und Geschäftsführer von GMPVC. Der neue Investor sorgt dafür, dass twago künftig mit einer Werbekampagne auf N24 unterwegs ist.
Das wirklich spannende an dieser Finanzierungsrunde ist der Umstand, dass das Unternehmen diese aus der Insolvenz heraus auf die Beine gestellt hat. Und zwar offenbar sogar eine deutlich größere als zuvor geplant gewesen war. Ende März mussten Berning und seine Mitstreiter Maria Lindinger und Thomas Jajeh den bitteren Gang zum Amtsgericht antreten und einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen. Der Grund dafür war offenbar eine geplatzte Finanzierungsrunde. Gründerszene spekulierte, dass die Konten eines Investors wegen einer Steuerprüfung nicht mehr zugänglich gewesen seien. Die Insolvenz und die spektakuläre Finanzierungsrunde deuten auf eine unglaubliche Kraftanstrengung hin – immerhin war die ganze Zeit nicht sicher, ob die twago-Gründer tatsächlich vom Insolvenzverwalter den Zuschlag erhalten würden, ihr Unternehmen zurückzukaufen.
twago ist die große, positive Ausnahme
Neben Fleiß und Können ist manchmal einfach auch Glück nötig. Von den alten twago-Investoren, zu denen Gerd Jakob, die ECM Beteiligungen und Tim-Oliver Barkow gehörten, ist keiner mehr bei twago 2.0 an Bord. Berning und das ganze alte und neue twago-Team werden nun vermutlich erst einmal – ganz kurz – tief Luft holen. Eine Insolvenz zu überstehen und daraus auch noch gestärkt her vorzugehen war ohne Zweifel eine nervenaufreibende und äußerst anstrengende Angelegenheit. In den meisten Fällen ist eine Insolvenz leider das Ende aller Start-up-Träume: Kaum ein Internet-Start-up schafft nach einer Pleite den Neustart. Die Outsourcing-Plattform twago ist die große, positive Ausnahme.
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