Was bedeutet die Übernahme von Instagram durch Facebook für tadaa und EyeEm?



Zuerst gab der Fotosharing-Dienst Instagram (www.instagram.com) Anfang April den Launch seiner Android-Version bekannt, anschließend erfuhr die Welt von der Übernahme durch Facebook. Während bei Übernahmen dieser Art die kleinen Mitbewerber oft das Nachsehen haben, sieht es in diesem Fall etwas anders aus: tadaa (www.tadaa.net), EyeEm (www.eyeem.de) und Co. dürfen sich über zahlreiche Ex-Instagram-Nutzer freuen, die aus Frust und Sorge nach einer neuen Fotosharing-Heimat suchen. Somit hat (beinahe) jeder etwas gewonnen: Die Instagram-Gründer jede Menge Kohle, Facebook eine beliebte Fotocommunity und die restlichen Fotosharing-Dienste neue Mitglieder samt Medienhype. Nur Twitter hat das Nachsehen.

Auf Facebooks Einkaufsliste kurz vor dem geplanten Börsengang stand also auch Instagram. Eine Milliarde US-Dollar war Facebook der Fotosharing-Dienst wert – zum einen, weil sich der Dienst zu einer echten Social Community entwickelt hat und damit Konkurrenz-Gebahren zeigte, zum anderen weil sich auch andere Unternehmen für den US-Dienst interessierten (und Übernahmen auch deshalb so viel Spaß machen, weil andere etwas NICHT bekommen). Twitter zum Beispiel. Dessen Mitgründer Jack Dorsey ist selbst in Instagram investiert und hätte sich über die Verbindung der beiden Dienste sehr gefreut. Laut VentureBeat soll er seine Instagram-Nutzung seit Bekanntgabe der Übernahme verärgert eingestellt haben. Auch Vermutungen, dass Google an dem Dienst interessiert war, kursieren. Beiden Konkurrenten hat Facebook nun auf die Finger gehauen.

“Das Engagement der Nutzer hat sich über Nacht vervierfacht”

Doch wie geht es nach dem Kauf nun mit den deutschen Instagram-Verschnitten weiter? Bei dieser Übernahme scheinen sie jedenfalls nicht das Nachsehen zu haben: „Die Instagram-Übernahme durch Facebook ist das Beste, was uns passieren konnte“, erklärt Florian Meissner, Mitgründer bei EyeEm. Um neun Uhr abends habe er von der Übernahme gelesen und sich anschließend sofort um die Erhöhung der Serverkapazitäten gekümmert. „Das Engagement der Nutzer hat sich über Nacht vervierfacht.“ Der Instagram-Kauf hat viele Nutzer zu EyeEm geschwemmt, die über die Übernahme durch die „Datenkrake“ erzürnt sind oder sich vor den Auswirkungen fürchten. Aber der Medienrummel führt nicht nur zu Ex-Instagramlern sondern auch zu zahlreichen Neu-Nutzern.

Auch bei tadaa trudeln seit Tagen Mails ein wie diese: “Im an instagram convert. Never would have switched if Facebook had not stepped in but I’m glad I did! Should have done that long ago. Anyhow love Tadaa. Thanks“. Auch hier fand eine User-Explosion samt zugehöriger Probleme mit den Serverkapazitäten statt. „Allein in den 24 Stunden nach unserem Update letzte Woche haben 100.000 User unser Produkt genutzt. Insgesamt liegen unsere Nutzerzahlen im guten sechsstelligen Bereich.“

Die Rechte bleiben bei den Nutzern

Ein wesentlicher Beweggrund für die Völkerwanderung ist die Frage nach dem Copyright: Instagram-Nutzer haben keine Lust, die Rechte an ihren Fotos an Facebook abzutreten. Zwar heißt es, dass Instagram weiter bestehen bleiben soll – doch was ist, wenn es eines Tages doch in Facebooks eigenem Fotosharing-Dienst aufgehen sollte (ebenso wie viele vermuten, dass Google eines Tages Picasa einstellen wird zugunsten seines Dienstes Photovine)? Noch sind verschiedene Fragen nicht geklärt und somit gehen viele Nutzer den sicheren Weg – und der liegt bei den Mitbewerbern. Denn bei EyeEm und tadaa ist klar: Die Rechte bleiben bei den Nutzern.

Auch darüber hinaus gibt es wenig Grund, bei Instagram zu bleiben, schließlich hat der Dienst – außer der großen Bekanntheit und Reichweite – wenig Vorzüge gegenüber zahlreichen Mitbewerbern. Sowohl tadaa als auch EyeEm stellen ihren Dienst kostenlos zur Verfügung und bieten hochauflösende sowie schnelle Filterungen an. Ein großer Vorteil bei tadaa ist außerdem, dass das Start-up auf Account-Zwang verzichtet. Während tadaa stark auf die Interaktion zwischen den Nutzern setzt, hat EyeEm seinen Fokus auf ein ausgeklügeltes Tagging-System gelegt. Doch auch Streamzoo (www.streamzoo.com), hipster (www.hipster.com), Piictu (www.piictu.com) und andere Anbieter dürften sich über neuen Andrang durch Ex-Instagramler freuen. Derweil bleibt es spannend, wen sich Facebook bis zum Börsengang, der für Mitte Mai vermutet wird, noch einverleiben wird.

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