“Wir haben echten Patiententraffic und zahlende Ärzte” – Bjoern Keune von Arzttermine.de im Interview
Den Arzttermin online buchen – verschiedene neue Plattformen wie Arzttermine.de (www.arzttermine.de) machen es möglich. Im Interview spricht Mitgründer Bjoern Keune über die Abgrenzung zu den Mitbewerbern, erste Zahlen und welche Fachärzte sich am schnellsten überzeugen lassen.
Es hat erstaunlich lange gedauert, bis Menschen ihre Arzttermine übers Internet buchen können. Warum kommt die Online-Terminvereinbarung erst jetzt?
Ärzte akzeptieren neue Technologien traditionell etwas später, das ist auch richtig – bei Ärzten darf nichts schief gehen. Unser Maßstab ist es, das Verabreden von Arztterminen so einfach zu machen wie das Bestellen einer Pizza.
Mit doxter gibt es bereits einen populären Mitbewerber in Deutschland. Gibt es Unterschiede zwischen den beiden Start-ups?
Wir haben Integrationsdeals mit mehreren Anbietern für Arztsoftware (AIS). Die AIS sind nicht einfach zu überzeugen, haben lange Anforderungskataloge und die technische Integration ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Doch nur wenn man diese mit an Bord hat ist es möglich, kurzfristige, echte Termine zu zeigen.
Wie will sich Arzttermine.de überhaupt gegen die wachsenden Mitbewerber durchsetzen?
Wir haben seit Mai 2011 in unserem Testmarkt Frankfurt optimiert und in mehreren tausend Buchungen viel gelernt. Wir haben echten Patiententraffic und zahlende Ärzte – das gibt es bisher noch nicht in Deutschland. Soweit uns bekannt ist sind alle anderen Plattformen mit einem kostenfreien Modell für die Ärzte gestartet.
Außerdem verfügen wir über ein starkes Team. Gennadi und ich kennen uns schon seit der zweiten Klasse und haben bereits zusammen gegründet. Das erspart viele Diskussionen, Aufgaben werden verteilt und fokussiert erledigt – so nehmen wir schnell Geschwindigkeit auf. Axel hat die technische Seite voll im Griff, sein Erfahrung durch mehr als 15 Jahre Tätigkeit als Lead Developer und CTO, ist vor allem im Umgang mit den AIS Anbietern sehr wertvoll.
Was bezahlen Arztpraxen, um das System von Arzttermine.de bei sich zu implementieren?
Unsere Preise sind sehr unterschiedlich und staffeln sich nach Fachbereich. Aus diesem Grund können wir leider keine konkreten Zahlen nennen.
Und wie ist die grundsätzliche Resonanz der Ärzte? Lassen sich auch die älteren Altersgruppen begeistern?
Natürlich stellen wir fest, dass junge Ärzte und vor allem diejenigen, die gerade eine Praxis eröffnet haben, offener gegenüber Neuem sind und unser Produkt schneller annehmen. Wir haben aber auch „alt-eingesessene“ Ärzte, unser ältester Kunde ist 62. Hier muss man nur etwas mehr Überzeugungsarbeit leisten. In Bezug auf die Fachgruppen sieht es so aus, dass Zahnärzte bisher das größte Interesse zeigen, dicht gefolgt von Gynäkologen.
Eine Problematik ist, dass es zur Doppelvergabe von Terminen kommen kann. Wie will Arzttermine.de dieses Problem lösen?
Dieses Argument hören wir sehr häufig, unsere Erfahrung zeigt aber, dass es in der Realität so gut wie nie vorkommt. Eine Doppelvergabe ist auch nur dann möglich, wenn ein Termin gebucht wird, während dieser gerade manuell am Telefon vergeben wird. Die Praxisassistenz wird über die Buchung aber im selben Moment informiert und kann dem Patient am Telefon sofort einen Ausweichtermin geben.
Ersetzt Arzttermine.de denn langfristig die Sprechstundenhilfe?
Nein, wir ersetzen weder die Sprechstundenhilfe noch die internen Systeme einer Praxis. Wir bringen die Patienten sozusagen bis zur Praxistür. Die Abstimmung der internen Ressourcen wie Arzthelfer, technische Geräte oder Behandlungsräume ist ein sehr komplexer Prozess, den unsere Partner, die Arztinformationssysteme, viel besser darstellen können. Außerdem werden Patienten auch weiterhin die Möglichkeit haben, ihre Termine telefonisch zu vereinbaren.
Wie drückt sich die erste Resonanz in Zahlen aus?
Wir haben für die nächsten 90 Tage derzeit ca. 20.000 verfügbare Termine im System. Unsere Buchungszahlen wachsen in Frankfurt durchschnittlich um mehr als 50 Prozent im Monat. Von Januar auf Februar haben wir sogar einen Zuwachs um 100 Prozent geschafft.
Und wann wird Arzttermine.de schwarze Zahlen schreiben?
Das Geschäftsmodell hat Vorlaufkosten – vor allem die Akquise von Ärzten kostet Geld. Je aggressiver wir wachsen und je mehr Regionen wir abdecken wollen, desto länger sind wir auf Investitionen angewiesen. In Frankfurt können wir schon jetzt profitabel arbeiten.
Arzttermine.de ist in Berlin gestartet und bedient neben Frankfurt auch schon Hamburg und München. Welche Städte folgen demnächst?
Als nächstes werden wir die bestehenden Städte über mehrere Fachrichtungen ausbauen und uns verschiedene Städte wie Köln, Düsseldorf und Dortmund vornehmen. Auch der Schritt ins Ausland steht noch in diesem Jahr an.
Wo steht Arzttermine.de in einem Jahr?
Da wo Lieferando, Lieferheld oder pizza.de heute stehen – nur eben für Arzttermine.
Zur Person
Bjoern Keune gründete gemeinsam mit Gennadi Tschernow und Axel Kuzmik das Start-up Arzttermine.de (www.arzttermine.de). Die Plattform ermöglicht die Online-Buchung von Arztterminen. Gennadi und Bjoern kennen sich seit der zweiten Klasse und studierten beide BWL an der European Business School. Währenddessen sammelten sie Berufserfahrung im Bereich Investmentbanking und Beratung bei Unternehmen wie der Deutschen Bank und Goldman Sachs. Axel vervollständigt das Team und betreut die technische Umsetzung. Er bringt Erfahrung und Know-How aus 15 Jahren als Lead Developer und CTO mit.
Zum Thema
* Mit Arzttermine.de, Doxter und HalloDr. Arzttermine online buchen