Freecent erfindet Paid Content neu
Eine Problematik, die Online-Medien und Verlagshäusern nach wie vor Kopfschmerzen bereitet, ist das Thema Paid Content. Wie bekommt man Nutzer dazu, für Inhalte zu bezahlen? Mit Freecent haben Christoph Pietzsch und sein “stiller Investor” eine vielversprechende Lösung gefunden, die auf die Bedürfnisse aller Beteiligten eingeht. Sein Ansatz: Nutzer bezahlen nicht mit Geld, sondern mit Zeit und Aufmerksamkeit – Güter, die anscheinend lockerer sitzen als Klimpergeld. Konkret heißt das: Ein User hat die Wahl, ob er für den Content bezahlen möchte oder ob er sich aufmerksam einen Werbespot anschaut und einige Fragen dazu beantwortet. Werden die Fragen falsch beantwortet, läuft der entsprechende Spot erneut – bei richtiger Beantwortung winkt das kostenlose Lesen des Inhaltes.
Mit seiner Geschäftsidee schafft Pietzsch eine “Win-Win-Win-Win-Situation”: “User bekommen Inhalte und Dienstleistungen umsonst. Verlage haben endlich eine Möglichkeit, ihren Content zu monetarisieren und können ihren Werbepartnern neue Anzeigenmöglichkeiten anbieten. Werbepartner führen ihre Zielgruppe zu einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Produkt und erhalten gleichzeitig Marktforschungsergebnisse. Unser eigener Mehrwert liegt in der Vergabe von Lizenzen.” Die Idee zu Freecent kam Pietzsch während seiner Zeit in der Konsumgüterbranche. Er hatte den Eindruck, dass neue Produkte trotz TV-Werbung vom Konsumenten nicht wahrgenommen werden. Seine Schlussfolgerung lautete, dass die gängigen Werbemöglichkeiten keine Auseinandersetzung mit dem Produkt fördern. Bei der Umsetzung seiner Geschäftsidee dachte Pietzsch zunächst an eine Homepage, die Nutzer besuchen, wenn sie kostenlos etwas erwerben wollen. “Das Konzept hat sich dann aber weiter entwickelt: Wir haben Schnittstellen in Shops und Verlagshäusern, vergeben Lizenzen.” Obwohl erst im November gestartet gebe es schon reges Interesse und viele Anfragen. Erste Partnerschaften wurden eingegangen: Das Branchenfachmagazin w&v nutzt Freecent, um sein ePaper kostenlos anbieten zu können. Auch der Donaukurier und der Finanztreff haben zugesagt. Mit Pro7 und Sat1 sind Testkampagnen geplant.
Das spannende an der Idee ist, dass sie auf unterschiedlichste Bereiche übertragbar ist. Überall dort, wo es um kleinere Geldbeträge geht, könnte sich das Modell bezahlt machen: beim Kauf von Klingeltönen, Songs, Briefmarken oder auch im Online-Gaming-Bereich. “Da werden dann statt journalistischen Inhalten Gaming- Produkte in den Ring geworfen, wie ein neues Schwert oder ein neues Schild als Gegenwert für die Aufmerksamkeit.” Für diesen Mehrwert werden sicherlich viele Nutzer das Gefühl hinnehmen, wie ein Pawlowscher Hund konditioniert zu werden.