Domainkauf mit Gewinn – worauf es ankommt – Gastbeitrag von Tim Schumacher (Sedo)
So gut wie Jeder, der sich auf die Suche nach einem Namen für seine Unternehmung gemacht hat, musste die Erfahrung machen, dass der eigentliche Wunschname bereits registriert war. Da bleibt nur die Möglichkeit, eine Alternative zu registrieren oder die Wunschdomain zu kaufen. Wofür man sich auch entscheidet: Man sollte immer im Auge behalten, dass eine Domain eine Kapitalanlage darstellt. Wenn man sie nicht mehr benötigt, sollte ein Verkauf mit Gewinn in Betracht gezogen werden. Das hat sich auch der Verkäufer der Domain shopping.de gedacht. Die Domain hatte er selbst gekauft um ein Projekt zu realisieren. Doch nach einigen Jahren stellte er fest, das keine Zeit dafür bleibt und verkaufte die Domain für einen siebenstelligen Betrag.
Der wohl bekannteste Fall ist der Verkauf von pizza.com: Der Inhaber hatte die Domain im Jahr 1994 für eine Jahresgebühr in Höhe von 20 US-Dollar registriert.Inhaltlich befand sich ein Verzeichnis von Pizzerien auf der Seite. Nachdem der Inhaber erfahren hatte, dass man eine kurze, beschreibende Domain für hohe Erlöse verkaufen kann, versteigerte er die Domain in einer Auktion und erhielt einen siebenstelligen Betrag. Dass man mit Domains handeln und dabei gute Preise erzielen kann, ist längst kein Geheimnis mehr. Alleine in 2009 wechselten auf dem Domainhandelsplatz Sedo knapp 40.000 Domains für fast 55 Millionen Euro den Inhaber. Doch worauf kommt es beim Handel an? Was kann man bereits bei der Wahl des Namens beachten, um von Anfang an beste Verkaufschancen zu haben? Die folgenden Tipps erläutern, woran Sie eine gute Domain mit Wert erkennen und was Sie tun können, wenn Sie die Domain eines Tages nicht mehr benötigen und selbst verkaufen möchten.
1. Domainbegriff
Je beschreibender die Domain, desto wertvoller ist sie. Überlegen Sie, welche Schlüsselwörter zu Ihrer Dienstleistung oder Ihren Produkten passen und registrieren/kaufen Sie diese. Was heute Ihre Dienstleistung beschreibt, kann bei einem späteren Verkaufswunsch für Ihre Konkurrenten von Interesse sein. Am besten verkaufen sich Begriffe aus den Kategorien Business, Software, Hardware, Tourismus und Dienstleistungen.
2. Klang und Bedeutung
Sie möchten definitiv einen Kunstbegriff wie Sedo, Google oder Yahoo als Domainname? Dann sollten Sie darauf achten, ob der Kunstbegriff in anderen Sprachen nicht doch eine Bedeutung hat. Hier sei an berühmte missglückte Fälle aus der Markenwelt erinnert, wie die Automarke Pajero, die auf Spanisch „Wichser“ heißt, oder die Kaffemarke „Tchibo“, die auf japanisch „Tod“ bedeutet. Darüber hinaus sollte man den Begriff sehr gut aussprechen und sich schnell einprägen können. Fragen Sie in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis nach, um neutrale Antworten zu erhalten.
2. Die Endung
Früher schwörte man auf .com, aber die Zeiten haben sich geändert: Mittlerweile ist die Endung .de für viele deutsche Unternehmen die wichtigste Top Level Domain. Der aktuelle Durchschnittspreis einer .de –Domain liegt bei ca. 1.100 Euro. Bei einer Investition von durchschnittlich 12 Euro pro Jahr für die Registrierung liegt der ROI sehr hoch. Im Vergleich dazu: Der Durchschnittspreis einer .com-Domain liegt bei knapp 1800 Euro. Da oft beide Endungen in Kombination mit einem generischen Begriff vergeben sind, könnte .org durchaus eine Alternative sein. Die Verkaufszahlen der aktuellen Domainhandelsstudie zeigen, dass der Durchschnittspreis um 25 % auf 1.460 Euro deutlich gestiegen und die Endung an Beliebtheit hinzugewonnen hat.
3. Bisherige Verwendung der Domain
Wer eine Domain neu registriert oder kauft, sollte sich erkundigen, ob die Domain schon früher Inhalte auf der Seite hatte. Zum einen kann man so erkennen, ob und welcher Traffic auf die Seite gelangt. Zum anderen erfährt man einiges zur Historie der Domain. Ein nützliches Tool dafür bietet die Seite www.archive.org. Diese kann ermitteln und auflisten, welche Inhalte in der Vergangenheit auf der Seite zu sehen waren. Darüber hinaus können Sie Ihre Domain auch monetarisieren lassen: Parken Sie Ihre Domain kostenlos bei einem Parkinganbieter und verdienen Sie so nebenbei bis zu einige Hundert Euro. Positiver Nebeneffekt: Sie erfahren über ein Statistik-Tool gleichzeitig, zu welchem Zeitpunkt wieviele Besucher aus welchem Land Ihre Domain besucht haben.
4. Konkurrenz
Schauen Sie sich ruhig um und erkunden Sie Ihre Nachbarn: Wer verbirgt sich hinter all den anderen Endungen? Sind das noch nicht projektierte Seiten oder gibt es bereits Unternehmen, die genau Ihr Produkt anbieten? Dann sollten Sie sich eventuell für eine Alternative entscheiden, bevor Sie sich selbst einen schwierigen Start bescheren. Idealerweise versuchen Sie, das gesamte Portfolio zu erwerben – So schließen Sie aus, dass sich eines Tages Konkurrenten eine Präsenz einrichten.
5. Rechtliche Absicherung
Vor jeder Registrierung und vor jedem Kauf gilt es, eine Markenrecherche durchzuführen. Wer sich automatisch im Recht sieht, muss im schlimmsten Fall die Konsequenzen tragen, so wie die ehemalige Inhaberin der Domain milka.fr: Eine französische Schneiderin mit dem Vornamen Milka erhielt die Domain milka.fr als Weihnachtsgeschenk von ihrem Bruder. Unter der Annahme, dass das Persönlichkeitsrecht das Markenrecht überwiegen würde, führte sie einen langjährigen Prozess gegen das Unternehmen Kraft Foods, den Inhaber der Schokoladenmarke Milka, das sofort Ansprüche an den Namen geltend machte. Am Ende verlor sie den Prozess, musste die Domain abgeben und die Prozesskosten übernehmen. Gehen Sie also auf Nummer sicher und führen Sie eine kostenlose Markenrecherche durch – zum Beispiel unter www.tulex.de.
Fazit
Wenn Sie diese Kriterien beachten, steht einem erfolgreichen Erwerb der optimalen Domain nichts im Wege. Und gleichzeitig kann man sichergehen, dass man auch eine Kapitalanlage in den Händen hält. Und der Vorteil daran: Domains nehmen nicht an Wert ab, sondern konstant zu: Während Immobilien, Aktien, Autos oder Schmuck reproduzierbar sind, ist jede Domain ein Unikat.
Zur Person
Tim Schumacher, Jahrgang 1976, gründete während seines BWL-Studiums an der Universität Köln die Domainverkaufsbörse Sedo (www.sedo.de). Auf der Website der Domainverkaufsbörse gibt es mit den Markt-Trends, einen ausführlichen Überblick zu Trends und Prognosen im Domain-Markt 2007 wurde Schumacher von Ernst & Young zum „Entrepreneur des Jahres“ gekürt. Seit 2009 ist der Sedo-Gründer zudem CEO/Vorstandssprecher der AdLINK Group.