Ein Quantum Trost – Gastbeitrag von Dirk Kowalski von Seedkontor
In der vergangenen Woche schob Dr. Dirk Kowalski von Seedkontor mit seinem Artikel “Die fetten Jahre sind vorbei?!” eine interessante Diskussion über die Auswirkungen der Finanzkrise auf die deutsche Start-up-Szene an. In seiner Zwischenbilanz bleibt er dem Filmthema treu und greift einige Kommentare aus der Diskussion und neue Entwicklungen in der Webwelt auf. Wir freuen uns auf weitere Einschätzungen, Meinungen und aktuelle Finanzierungs-Erfahrungen. Zunächst hat aber wieder Dirk Kowalski das Wort:
“Ein Quantum Trost” – so der etwas hölzern ins deutsche übersetzte Titel des neuen James-Bond-Films, der an diesem Montag in Berlin Deutschland-Premiere feiert. Das könnte auch die Quintessenz der Kommentare auf meinen Gastbeitrag vom vergangenen Montag sein. Vielen Dank für die zahlreichen und wirklich guten Anmerkungen, von denen ich im Folgenden zwei kurz aufgreifen möchte.
“Ein wenig Erdung wird einigen Start-ups, VCs und Business Angels gut tun“. Ja, denn hatte sich da nicht schon wieder eine Blase entwickelt in der Internet-Welt? Oder wie ist eine Bewertung von 15 Milliarden Dollar für Facebook anders zu erklären? Zugegeben nur auf dem Papier – aber die 240 Millionen Dollar, die Microsoft vor genau einem Jahr für 1,6 % der Anteile bezahlt hat, waren real!
“Echte Geschäftsmodelle mit echten Einnahmemöglichkeiten” – dies wurde in den Kommentaren mehrfach gefordert. Auch richtig, denn nach wie vor scheint im Internet das vorherrschende Business-Modell das der Monetarisierung der Nutzer-Community über Werbeeinnahmen zu sein. Interessanterweise scheint dies im Mobil-Business nicht zwingend erforderlich. Jamba hat das bereits vor Jahren vorgemacht und für das iPhone im App-Store herunterladbaren Anwendungen spülen pro Tag Million Dollar in Apples Kassen – immerhin 70 % davon bekommen die Entwickler bzw. Anbieter der Services.
Man darf also gespannt sein, wo die Reise hingeht. Zuversichtlich stimmen mich dabei Kommentare wie jener von Steve Jurvetson, einem der bedeutendsten VCs aus dem Silicon Valley, den ich am Wochenende auf “wired.com” gelesen habe. Er sagt, dass sich der Investment-Fokus von DraperFisherJurvetson derzeit wieder in Richtung Early Stage verschiebt: “Wenn wir heute in ein neues Start-up investieren, dann wird es in der Regel fünf bis sieben Jahre dauern, bis es reif ist für einen IPO.” Da der gegenwärtig schlechte Börsenmarkt jedoch nichts mit der Börse in den Jahren 2013 bis 2015 zu tun hat, seien derzeit “historisch hervorragende Zeiten, um neue Investments einzugehen”.
Das scheint auch Otto so zu sehen. Als ob es galt, meine Hypothese der Renaissance der Corporate Ventures zu bestätigen, gab die Hamburger Versandhausgruppe letztes Wochenende die Gründung ihrer eigenen VC-Plattform namens E-Venture Capital Partners bekannt. In der “Berliner Morgenpost” sagte Otto-Vorstand Reiner Hillebrand dazu: “Indem wir uns in den innovativen Wachstumsmärkten als Investoren engagieren und, wenn gewünscht, auch die operative Geschäftsentwicklung der jungen Unternehmer mit den Möglichkeiten von Otto unterstützen, fördern wir einen Lernprozess. Wir lernen von den Start-ups und sie lernen von uns.”
Das klingt doch recht zuversichtlich, oder? Mich würde interessieren, was das alles für Euch und Eure Start-ups bedeutet – wie reagiert Ihr, was macht Ihr anders? Welche Strategien überlegt Ihr Euch, um den Herausforderungen der nächsten Monate zu begegnen? Freue mich auf Eurer Feedback und wer weiß, vielleicht heißt es nach einem anderen James-Bond-Titel vielleicht auch in der Welt des Internets irgendwann wieder “The World is Not Enough”.
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* Die fetten Jahre sind vorbei?! – Eine Anregung zur Diskussion von Dirk Kowalski von Seedkontor