KISI: Der Türschlüssel im eigenen Smartphone

Wer hat nicht schonmal seinen Wohnungsschlüssel verloren und musste einen Ersatz bei Freunden abholen oder den Schlüsseldienst rufen, der teilweise für das Türoffnen finanziell kräftig zulangt? KISI (www.kisi.de) verspricht eine Lösung für solche […]
KISI: Der Türschlüssel im eigenen Smartphone
Dienstag, 27. August 2013VonThorsten Panknin

Screenshot der KISI-Startseite

Wer hat nicht schonmal seinen Wohnungsschlüssel verloren und musste einen Ersatz bei Freunden abholen oder den Schlüsseldienst rufen, der teilweise für das Türoffnen finanziell kräftig zulangt? KISI (www.kisi.de) verspricht eine Lösung für solche Probleme in Form seines internetbasierten Zugangssystems. Virtuelle Schlüssel können temporär oder permanent vergeben werden, das Öffnen der Tür funktioniert dann per Smartphone.

Folgende Szenarios kommen weltweit jeden Tag vor: Der Sohn ruft von einer Nachbarin aus an, weil er seinen Schlüssel Zuhause vergessen oder verloren hat. Mitarbeiter in der Firma benötigen zeitweise oder permanent Zugriff auf bestimmte Räume und Büros, die Schlüsselverwaltung per Zettel oder Tabellenkalkulation ist aufwändig. KISI bietet Interessierten ein Hardware-Kit an, mit dem sie ihre realen Wohnungs- oder Büroschlüssel nicht mehr benötigen. Seit Februar 2013 ist das Pilotprojekt in München und New York am Start, das Kit kann für etwa 350,- Dollar vorbestellt werden.

Die Hardware wird mit dem bestehenden Schließsystem oder der Gegensprechanlage der Wohnung verbunden, der Nutzer steuert per Smartphone über das Internet das Türschloss beziehungsweise den Summer. Zuvor erstellt er per App oder im Browser virtuelle Schlüssel, die permanent oder nur für eine bestimmte Zeitspanne valide sind. Sollte das Smartphone einmal verloren gehen, liegen die Schlüssel weiterhin in der Cloud, so dass der Zugriff per Desktop-PC oder einem neuen Smartphone sichergestellt ist. In der Webansicht erhält der Nutzer eine Übersicht über die bestehenden Schlüssel, die er auch von dort verwalten kann. Das System können Kunden mit etwas Geschick selbst installieren, KISI bietet allerdings einen kostenpflichtigen Installationsservice für München und Berlin an.

Erste Finanzierung durch EXIST, Investoren für die Serienfertigung gesucht

Maximilian Schütz war einmal auf dem Münchener Oktoberfest, als ihn Freunde auf dem Smartphone anriefen, die ihn besuchen und bei ihm übernachten wollten. Um sie in seine Wohnung zu lassen, musste er das Oktoberfest verlassen – als er wieder zurück kam, war sein Platz natürlich weg. Daraufhin gründete er mit Bernhard Mehl und Carl Pfeiffer zusammen im Oktober 2012 die KISI GbR in München, um KISI zu entwickeln. Finanzielle und materielle Unterstützung erfährt das junge Team durch die EXIST-Förderung sowie verschiedene universitäre Zentren in München. Inzwischen suchen die KISI-Macher Kapital für die Serienproduktion ihres Produktes. Das Geschäftsmodell soll hauptsächlich über den Hardware-Verkauf laufen, die Nutzung an sich wird kostenlos sein.

KISI ist mit seiner Idee nicht allein

Einen potenziellen Markt für virtuelle, mobile Schlüssel scheint nicht nur KISI zu wittern: Lockitron (www.lockitron.com) und August Smart Lock (www.august.com) sind Mitbewerber, die ähnlich zu KISI noch nicht in Serie produzieren – deren Geräte können gleichermaßen vorbestellt werden. Auch das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) hat mit Key2Share (www.key2share.de) ein smartphonebasiertes Zugangssystem entwickelt, das auf NFC (Near Field Communication) fußt.

Fazit

Die Grundidee, Schließsysteme elektronisch zu steuern, ist nicht gerade neu. In Hotels und bei Firmengebäuden wird das Prinzip bereits seit Jahren verwendet, dort per Chipkarte oder Transponder. Dies im Zeitalter des allgegenwärtigen Smartphones über das Internet zu nutzen, klingt logisch und bringt durchaus praktische Lösungen für bestimmte Anwendungsszenarien mit sich. Update: Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings, das KISI auf seiner Website mit der Verwendung von starken Verschlüsselungsstandards wie AES oder HTTPS wirbt, beim Besuch der Website präsentierte der Browser allerdings eine Warnung, dass das Sicherheitszertifikat für die verschlüsselte Verbindung nicht stimme. Der bemängelte Fehler trat bei der Seite www.getkisi.de auf, nicht bei www.kisi.de.

Thorsten Panknin

Kommt beruflich aus den Bereichen der Mediengestaltung und der Betreuung demenziell erkrankter Menschen. Seit Ende 2012 ist er freier Journalist mit dem Schwerpunkt Start-ups, interessiert sich aber auch für E-Reading und Open Source.