“Es war unklug, den Produkt- vom Firmennamen zu trennen” – 15 Fragen an Frederik Fischer von Tazaldoo
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Gemeinsam mit einem motivierten und fähigen Team, seine eigene Vision umsetzen zu können, gehört zum Besten, was das Leben bietet.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Ich habe in meiner Zeit als Journalist viel mit Twitter gearbeitet, mich dabei aber immer geärgert, durch wie viele redundante und irrelevante Informationen ich mich kämpfen musste. Als die internationale Veranstaltungsreihe Hacks/Hackers nach Berlin kam, brainstormte ich Möglichkeiten für die Umsetzung einer Kontext-Suchmaschine für Twitter. Der Lösungsansatz war schnell gefunden – an der Umsetzung arbeiten wir aber immer noch. Denn der aktuelle Stand von Tame ist nur die Spitze des Eisbergs.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Das Kapital stammt aus drei Quellen: dem Exist-Gründerstipendium vom BMWi, einem Business Angel und einer erfolgreichen Crowdinvestingkampagne bei Companisto.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Unsere Leidenschaft dafür, den Journalismus durch den Einsatz von Technologie zukunftsfähig zu machen. Wir wollten direkt zu Beginn am ganz großen Wurf arbeiten, mussten aber feststellen, dass wir uns etwas übernommen hatten.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase andersmachen?
Als sehr unklug hat sich die Entscheidung erwiesen, den Produkt- vom Firmennamen zu trennen. Die meisten Menschen verbinden mit uns Tame, unsere Firma heißt aber Tazaldoo. Wir sind dabei hierfür eine Lösung zu finden, aber solche Anpassungen kosten im Nachhinein immer unnötig viel Zeit.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Unsere Kunden, sind hier unsere wichtigsten Verbündeten. Wir sprechen hauptsächlich gut vernetzte Kommunikationsexperten an. Wenn diese zufrieden sind, teilen Sie ihre positive Erfahrung mit ihrem Netzwerk. In Zeiten von Social Media kann ein einziger euphorischer Tweet von einem Experten mehr bewirken als teure Anzeigen. Dass ich als Journalist bereits viele gute Kontakte mitbrachte vereinfacht die Sache natürlich. Am wichtigsten ist aber: Wir glauben fest daran, dass die Zeit reif ist für Tame – und ich denke diese Zuversicht transportieren wir recht überzeugend.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Die Coaches der Humboldt Innovation waren eine enorme Hilfe während den ersten zwölf Monaten. Bereits davor waren wir intensiv im Gespräch mit anderen Gründern. Insbesondere Sebastian Schulze von UPcload gebührt hier Dank. Ohne seine Unterstützung und seine Intros würde es Tame wohl nicht in der Form geben. Aber auch andere Gründer haben uns immer wieder geholfen. Wir haben mit der Berliner Szene nur gute Erfahrungen gemacht.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Fokus! Fokus! Fokus! Das kann man gar nicht genug betonen.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Tatsächlich haben wir den Bundeswirtschaftsminister schon getroffen und ihm Tame vorgeführt:) Aber zur Frage: Eine ganz konkrete Maßnahme, die viel bewegen könnte, wäre eine steuerliche Erleichterung für Angel Investoren.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich würde weiter als Journalist arbeiten – nicht der schlechteste Job, trotz unwürdiger Bezahlung.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Die Start-ups, die für uns thematisch relevant sind, sitzen eigentlich alle in Amerika. Aber aus purer Neugierde würden wir gerne mal eine Webcam im Büro von Life Action Games installieren. Wir finden super wie das Team Augmented Reality-Technologie mit klassischem Storytelling und Schnitzeljagd im Freien verbindet – und da wir eine Zeitlang im selben Gebäude gearbeitet haben, wissen wir auch, dass der Spaß bei aller Arbeit nicht zu kurz kommt.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die Gründerzeit natürlich:) Mich würde es wirklich sehr interessieren Berlin um 1900 zu erleben.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Puh, das klingt jetzt langweilig aber ich würde mir tatsächlich eine Wohnung kaufen. Ich möchte auf jeden Fall in Berlin bleiben und die Mieten werden sicher noch weiter steigen. Sich darüber keine Gedanken mehr machen zu müssen, steigert die Lebensqualität ungemein.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Morgen/Mittags: Stundenlanger Brunch mit Freunden. Nachmittags: Schlafdefizit von unter der Woche aufholen und endlich mal wieder entspannt ein Buch lesen. Abends: Ein Konzert. Auch wenn mein Scheitel es nicht mehr erahnen lässt: Ich bin großer Noise- und Hardcore-Fan. Alles was lärmt, scheppert und keift hat bei mir gewonnen. Nachts: Keine Antwort ohne Verschwiegenheitserklärung.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Als Journalist hatte ich bereits das Privileg mit vielen spannenden Gründern und Branchenexperten reden zu dürfen u.a. mit Mark Zuckerberg, Brian Chesky (AirBnB) und Cory Doctorow. Aber auf der Liste fehlen natürlich immer noch unzählige Namen. Wenn ich einen davon rauspicken müsste, wäre es momentan Clay Shirky. Der hat zusammen mit Emily Bell und Chris Anderson Anfang des Jahres ein wegweisendes Buch veröffentlicht: Post-Industrial Journalism. Die Lektüre kann ich gar nicht genug empfehlen.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person
Frederik Fischer ist Gründer von Tazaldoo (www.tazaldoo.com). Zuvor sammelte der studierte Journalist Erfahrung in diversen Print- und TV-Redaktionen, darunter ARD, ZDF, Zeit online und Business Punk. Der gebürtige Dachauer studierte in Hannover und den Niederlanden und legte zudem einen Zwischenstopp in London ein.
15 Fragen als eBook und in gedruckter Form
.