Axel Hesse: Immer auf der Suche nach Menschen mit “ähnlichem Sockenschuss”

Axel Hesse, Gründer von GutscheinPony (www.gutscheinpony.de) und gerngesehener Hauptdarsteller in Doku-Serien, hat am Sonntag seinen nächsten großen Auftritt: Um 19:05 Uhr ist er bei RTL als “Secret Millionaire” zu sehen, wie er in […]
Axel Hesse: Immer auf der Suche nach Menschen mit “ähnlichem Sockenschuss”
Freitag, 12. April 2013VonYvonne Ortmann

Axel Hesse, Gründer von GutscheinPony (www.gutscheinpony.de) und gerngesehener Hauptdarsteller in Doku-Serien, hat am Sonntag seinen nächsten großen Auftritt: Um 19:05 Uhr ist er bei RTL als “Secret Millionaire” zu sehen, wie er in karitativen Einrichtungen Klos putzt und Essen ausgibt (siehe auch “Axel Hesse undercover: Bei RTL schrubbt er dreckige Fliesen“). Doch wer steckt eigentlich hinter dem stets perfekt gegelten, rotblonden Schopf? Axel Hesse im Porträt.

Sich mit Axel Hesse für ein Interview zu verabreden ist nicht einfach. Mehrfach werden Termine verschoben – manchmal mit Absage, manchmal ohne. Als es endlich klappt, ist der mehrfache Gründer gerade aus New York gelandet und sitzt auf dem Stuhl eines Berliner Frisörs – „Sonst seh ich morgen beim Dreh aus wie ein aufgerissenes Kopfkissen!“. Ohne Zweifel gehört Axel Hesse zu Deutschlands Gründern mit der blumigsten Ausdrucksweise – siehe auch “15 Fragen an Axel Hesse von GutscheinPony“.

„Ich habe ADHS, aber nur die positiven Aspekte davon“

Beim Dreh am nächsten Morgen handelt es sich nicht etwa um „Secret Millionaire“, sondern schon um das nächste TV-Projekt. Ende Mai startet „Das Aschenputtel-Experiment“, bei dem es darum gehen soll, „einer Person aus nicht so guten Verhältnissen eine gute Zeit zu bereiten“. Inhaltlich also gar nicht so weit entfernt von dem, was die Zuschauer am Sonntag zu sehen bekommen. Die Woche, die er für „Secret Millionaire“ mit Obdachlosen und Kindern verbracht hat, habe ihn emotional sehr berührt, erzählt Hesse. „Ich habe viele herzliche Menschen getroffen, die trotz trauriger Geschichten versuchen, ihr Leben zu meistern. Man muss nicht in die Ferne gehen, um hilfsbedürftige Menschen zu sehen“.

Beeindruckt war er davon, wie offen die Menschen waren und wie wenig man sich gegenseitig verurteilt habe. Mit dem Thema Verurteilen scheint Hesse Erfahrung zu haben, er polarisiert innerhalb der deutschen Gründerszene sehr und bekommt viel Gegenwind. Woran liegt es? „Die Internet-Szene ist insgesamt eher introvertiert, ich hingegen komme aus dem Event- und Vermarktungsbereich, das prallt aufeinander“, analysiert er das Phänomen. Eines jedenfalls kann man dem Gutschein-Hengst nicht vorwerfen: Dass er versuchen würde, jedem zu gefallen. „Everybodys darling is everybodys asshole“, lacht er.

Bei Axel Hesse drängt sich unweigerlich die Frage auf, woher er die überschäumende Energie nimmt, die er nicht nur in Fernseh-Dokus zur Schau stellt, sondern auch bei seinem Video-Format „Freisprecher“. „Ich habe ADHS, aber nur die positiven Aspekte davon“, witzelt er – und man weiß nicht, ob er es ernst meint oder nicht.

Er selbst schiebt seinen Frohsinn auf seine Kindheit: Er habe einfach wahnsinnig viel Glück gehabt. Geboren in Itzehoe, aufgewachsen in Hamburg, ausgestattet mit zwei tollen Eltern, die eine sehr individuelle Erziehungsstrategie gefahren hätten: „Wenn uns Kinder etwas beschäftigt hat, haben sie uns einen Denkanstoß gegeben und erstmal damit laufen lassen. So habe ich früh lösungsorientiert Denken gelernt.“

Axel Hesse: Millionär oder nicht?

Axel Hesse scheint beschlossen zu haben, dass es das Leben gut mit ihm meint. Auch seine Schulzeit war „bestimmt von Glück“, früh suchte er sich erste Jobs, gibt mit 16 Jahren Nachhilfe in Mathe und Englisch, weil es ihm Spaß macht, Menschen zu motivieren. Einen wirklichen Berufswunsch habe er nie gehabt, „ich wollte einfach immer Geld verdienen“. Auch während des Studiums prescht er voran, macht Grund- und Hauptstudium parallel, weil er sich schnell langweilt und fertig werden will. Nebenbei läuft seine Event-Agentur an, die er mit 19 Jahren gegründet hat. Doch vor dem Examen bricht er ab: Die Agentur sei bereits so gut gelaufen, dass er sich für das Examen nicht ein Jahr lang rausziehen wollte, „da hätte ich anschließend ja zumachen können!“

Nach weiteren zehn Jahren im Agenturgeschäft hat Hesse keine Lust mehr, es nervt ihn, mit den „Egoproblemen“ von Kunden umzugehen, die auf „ihren Marken sitzen und sich etwas darauf einbilden“. Er will lieber Start-ups gründen, probiert verschiedene Dinge aus, die alle grandios scheitern und an deren Namen er sich zum Teil nicht einmal mehr erinnern kann. Mit manchen Ideen sei er einfach zu früh dran gewesen, glaubt er, darunter ein Cashback-System und ein Onlineshop à la Brands4Friends. Bei den anderen Sachen hätte er einfach zu viele Fehler gemacht.

Beim GutscheinPony will er dann vieles besser machen, das Konzept soll einfach und bedienungsfreundlich sein, Kunden einen sofortigen Mehrwert bieten und einen emotionalen und einprägsamen Namen haben. Ob er den Namen nicht etwas kindlich findet? „Ich bin doch selbst noch nicht erwachsen.“

Später folgt eine Zeit, in der er sein Pferdchen gerne verkaufen würde – aber keiner beißt an. Der frühere Hamburger und jetzige Berliner wechselt die Strategie und fängt selbst an, andere Gutscheindienste aufzukaufen. Heute läuft die Plattform Hesse zufolge „mega“. Doch hat ihn das Pony wirklich zum Millionär gemacht, wie es seine Teilnahme an „Secret Millionaire“ vermuten lässt? „Nein, natürlich nicht. Zum einen lief meine Event-Agentur sehr gut, zusätzlich gehörten mir mehrere Diskotheken und ein Restaurant. Zum anderen habe ich verschiedene Beteiligungen, die ich nicht preisgebe – so ist das Vermögen zustande gekommen.“ Und schüttelt den Kopf über all die Menschen, die nicht verstünden, dass man auch treuhänderisch tätig sein könne und nicht jede Beteiligung im Handelsregister aufgeführt werde.

Demnächst Dschungelcamp? Eher nicht.

Der Frisörtermin ist fertig, Axel Hesse ist zufrieden. Der nächste Drehtermin kann kommen. Er sagt, dass es ihm Spaß mache, anderen Menschen Gutes zu tun – auch im Zivildienst habe er eineinhalb Jahre lang als Rettungssanitäter und in der Altenpflege gearbeitet. Auch seine Neugier auf alles und jeden treibe ihn zu solchen Formaten. Das klingt alles sehr altruistisch – hat er nicht auch selbst eine Menge davon? Hat er. „Ich finde im Alltag nicht so schnell Gleichgesinnte, die einen ähnlichen Sockenschuss haben wie ich. Durch die Fernsehformate habe ich Kontakt bekommen zu Leuten, die auf meine Verhaltensauffälligkeiten aufmerksam geworden sind und ähnlich drauf sind.“ Das sei für ihn der Größte Anreiz gewesen, mitzumachen.

In diesem Fall wäre die nächste sinnvolle Station doch eigentlich das Dschungelcamp. Doch überraschenderweise winkt Axel Hesse ab. Er mag keine Formate, bei denen durch das Zusammenpferchen von Menschen und Schlafentzug künstlich Streit erzeugt werde, um die Quote zu steigern. Streit und Stress sind ihm ein Gräuel, wieder kommt er auf die zahlreichen „Tastenpoeten“ zu sprechen, die ihn in Kommentaren angreifen. Wären es echte Meinungen mit Argumenten, könnte er damit umgehen. Aber die Anonymität und Emotionalität verwundere ihn doch sehr. „Leute reden so viel von Toleranz und Aufgeschlossenheit. Aber wirklich kommunizieren tun wenige.“

In Axel Hesses Wunschbuch steht: Weltmarktführer werden

Und wo liegen seine eigenen Schwächen? „Ich bin komplett strukturlos, deshalb brauche ich für vieles länger und bin immer auf mein Team angewiesen.“ Auch mit seiner Ungeduld müsse er auch ständig kämpfen. „Ich selbst rede und denke schnell. Wenn Menschen zaghaft sind muss ich aufpassen, dass keine Sicherung bei mir durchbrennt.“ Vielleicht wäre das ja etwas für sein Wunschbuch, das für ihn eine Art Religionsersatz ist. Seit 15 Jahren schreibt er da seine Wünsche rein, glaubt an die Power von Willenskraft und Durchhaltevermögen. Momentan steht da zum Beispiel drin, dass er mit einer seiner Firmen in einem Segment Weltmarktführer werden will – Axel Hesse ist eben nicht der Typ für kleine Ziele. Mit dem zweiten Wunsch, noch mehr gleichgesinnte Menschen „mit Batterieschaden“ kennen zu lernen, die wie er Dinge bewegen wollen, könnte es schon eher klappen.

Wenn das „Aschenputtel-Experiment“ nun abgedreht ist, wird sich Axel erstmal an sein neues Format „Buchstabbensuppe“ machen, die den „Freisprecher“ ablösen wird. Eine Kolumne, in der er in 90 Sekunden Thesen aufstellt, die auf seinen eigenen Erfahrungen beruhen – und an denen man sich abarbeiten kann. Wir sind gespannt.

Axel Hesse über Secret Millionaire und Ponys

Im einem äußerst ausführlichen, teilweise sehr persönlichen und oftmals lustigen Video-Interview mit unserem Partner VentureTV spricht Gutscheinpony-Gründer und TV-Doku-Hauptdarsteller Axel Hesse über Secret Millionaire, Schlachtvieh, Gutscheinpony, Experimente, Grenzerfahrungen und Wünsche.

Im Fokus: Alles über den Gutscheinpony-Macher in unserem Special über Axel Hesse

Axel Hesse bei Secret Millionaire

Eine Woche lang lebt Gutscheinpony-Maxcher Axel Hesse in der RTL-Sendung Secret Millionaire als Axel Koch inkognito in einem der ärmsten Stadtviertel Hamburgs. Einige Eindrücke in unserer kleinen, aber feinen Fotogalerie (Alle Fotos: RTL).

Hausbesuch bei Gutscheinpony

Das Leben ist doch ein Ponyhof – zumindest bei Gutscheinpony. Zahlreiche Ponys bevölkern das Büro der Berliner Jungfirma. ds-Haus- und Hoffotograf Andreas Lukoschek fand bei Gutscheinpony ansonsten eine gut eingespielte Tischtennisplatte, ein wenig Grünzeug und Spider-Pony. Einige Eindrücke gibt es in unserer Fotogalerie.

5 Fragen an Axel Hesse von GutscheinPony

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Himmel und Hölle.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Wer kennt die Situation nicht – man bestellt etwas online und wird am Ende gefragt:
Haben Sie einen Gutscheincode? Nein, hab ich leider nicht – woher auch? Es gab in Deutschland, im Vergleich zu den USA oder England, kein richtiges Angebot. In den Ländern ist das Gutschein Thema bereits riesig und gehört beim online Einkauf selbstverständlich dazu.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Eigenmittel.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Den Leuten zu erklären, dass es KEINEN Haken gibt.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würd mich für eine andere Kaffeemaschine entscheiden.

Das komplette Interview mit Axel Hesse und somit weitere 10 Fragen und Antworten gibt es hier: “15 Fragen an Axel Hesse von Gutscheinpony

Foto oben: RTL

Yvonne Ortmann

Seit Mai 2009 schreibt Yvonne für deutsche-startups.de Gründerportraits, Start-up-Geschichten und mehr – ihre besondere Begeisterung gilt Geschäftsideen mit gesellschaftlich-sozialer Relevanz. Sie tummelt sich auch im Ausland – immer auf der Suche nach spannenden Gründerpersönlichkeiten und Geschäftsideen.