“Das Thema für die nächsten Jahre heißt automatisierter Datenaustausch” – Steve Mattuschka von Billomat

Vor fünf Jahren betrat Billomat (www.billomat.com) als eines der ersten Start-ups für automatische Rechnungstools den Markt. Damals ein Wagnis, heute für viele Kleinunternehmen unverzichtbar, die eigene Buchhaltung und Rechnungen im Blick zu behalten. […]
“Das Thema für die nächsten Jahre heißt automatisierter Datenaustausch” – Steve Mattuschka von Billomat
Dienstag, 19. Februar 2013VonChristina Cassala

Vor fünf Jahren betrat Billomat (www.billomat.com) als eines der ersten Start-ups für automatische Rechnungstools den Markt. Damals ein Wagnis, heute für viele Kleinunternehmen unverzichtbar, die eigene Buchhaltung und Rechnungen im Blick zu behalten. Recht bald zogen Mitbewerber mit unterschiedlichem Erfolg nach. Wie es um den Markt webbasierter Rechnungstools mittlerweile bestellt ist, wollte deutsche-startups.de von Billomat-Gründer Steve Mattuschka wissen.

Billomat feiert Geburtstag – wir sagen herzlichen Glückwunsch. Wenn ihr auf die vergangenen fünf Jahre als Unternehmer zurückblickt, an was musst ihr zuerst denken?
Um es mit den Worten des französischen Schriftstellers, Victor Hugo, zu sagen: „Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ Die Zeit für webbasierte Anwendungen steckte in Deutschland vor fünf Jahren noch in den Kinderschuhen und die Skepsis gegenüber der Cloud war enorm. Es war eine Zeit des Lernens, Ausprobierens, aber vor allem des Durchhaltens. Es hat sich gelohnt!

Rückblickend: Was waren die ersten Erfolge, die ihr feiern konntet? Wann war das?
Billomat ist als Freemium-Modell positioniert. Die ersten Erfolge konnten wir schon wenige Wochen nach dem Launch verzeichnen, nämlich als die ersten User bereit waren, für ein webbasiertes Rechnungstool Geld zu zahlen. Was genau in den letzten fünf Jahren geschehen ist, kann man unter http://fuenf.billomat.com/ sehen. Dort ist eine graphische Übersicht der wichtigsten Milestones der letzten fünf Jahre hinterlegt.

Was waren die größten Misserfolge, aus denen ihr lernen musstet?
Glücklicherweise sind wir von großen Misserfolgen verschont geblieben. Die Herausforderung bestand darin, die Software, trotz der stetig wachsenden Funktionsvielfalt, leicht verständlich und intuitiv bedienbar zu halten.

Aus Eurer Perspektive heraus: Wie hat sich der Markt für elektronische Rechnungen entwickelt bzw. verändert?
Bereits Ende 2011 ist die Signaturvorschrift für elektronisch übermittelte Rechnungen weg gefallen. Damit reagierte der Gesetzgeber auf die Bedürfnisse der Verbraucher, die die alte Regelung für zu bürokratisch und wenig praktikabel hielt. Die positive Entwicklung und der Stellenwert der elektronischen Rechnung lässt sich u.a. auch daher erklären, dass mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums ein einheitliches Datenformat für elektronische Rechnungen entwickelt wird. Mit diesem Format „ZUGFeRD“ sollen Unternehmen und Behörden ihre Rechnungen digital austauschen und auch einlesen können. Parallel zu diesem Datenformat haben wir von Billomat zusammen mit einigen anderen Softwareherstellern die Initiative docTag (http://www.doctag.org) ins Leben gerufen, um die automatische Verarbeitung von Rechnungsdaten nach vorne zu bringen. Ob es in Zukunft ein, oder mehrere Formate geben wird, wird die Zeit zeigen. Unstrittig ist aber, dass ein standardisiertes Rechnungsaustauschformat eingeführt werden muss.

Das Potential ist für die E-Rechnung sehr gross. Das hat auch die Europäische Kommission erkannt und forciert die Bemühungen für den Austausch und die Verarbeitung elektronischer Rechnungsstellung. Es gibt Schüäzungen (Vgl. z.B. die Studie „SEPA: potenEal benefits at stake? von Gapgemini (2007), S. 28ff. oder den Bericht „E- Invoicing 2008: European market description and analy-sis? der European Banking AssociaEon und inno pay.), die im Zusammenhang von E-Invoicing von einem Einsparpotenzielen in Europa von € 80 bis über € 250 Mrd. pro Jahr ausgehen. Wir bewegen uns demnach in einem sich noch stark verändernden und wachsenden Markt.

Vor diesem Hintergrund: Wie sehr hat sich das Geschäftsmodell von Billomat verändern bzw. anpassen müssen?
Das Geschäftsmodell von Billomat hat sich grundsätzlich nicht verändert. Wir halten die Augen und Ohren am Rechnungsmarkt offen, arbeiten sehr eng mit der Initiative docTag zusammen, um ein einheitliches Datenaustauschformat zu etablieren, aber sind auch offen für andere Datenaustauschformate, die sich in Zukunft ergeben könnten. Das Hauptthema für die nächsten Jahre heißt automatisierter Datenaustausch. Wir verfolgen von Anfang an dieses Thema und bieten bereits seit Jahren die billomat[API] (http://www.billomat.com/de/api), eine offene Daten- und Programmierschnittstelle.

Konkurrenz belebt bekanntlich den Markt: Mit pactas und fastbill gibt es starke, VC- investierte Mitbewerber. Was bedeutet das für Billomat und womit hebt ihr euch von der Konkurrenz ab?
Wir pflegen freundschaftliche Beziehungen zu unseren Wettbewerbern. Dennoch arbeiten wir ständig am Produkt, um unsere Marktposition zu halten und auszubauen. Hierzu zählen sicherlich weitere Funktionserweiterungen, Verbesserung der Usability und Beibehaltung der Supportqualität (ca. 98% Kundenzufriedenheit). Ein wesentlicher Pluspunkt ist die Verfügbarkeit von Billomat in fünf Sprachen – ein wichtiger Faktor für die begonnene Internationalisierung.

Viele Start-ups suchen ja die Nähe zu anderen Start-ups und ziehen daher in Ballungsgebiete. Ihr seid in Siegen beheimatet, nicht unbedingt eine Hochburg der Szene. Was sind die Gründe bzw. welche unternehmerischen Pläne sprechen aus Eurer Sicht für die Provinz?
Nun, die Gründe für Siegen liegen auf der Hand. Wir, die Gründer und Mitarbeiter, kommen aus dem Siegener Raum. Bislang konnten wir keine nennenswerte Nachteile für einen Standort in der „Provinz“ erkennen.

Wer sind in Eurem Business die wichtigsten Ansprechpartner?
Unsere Kunden! Die Zielgruppe der Kleinstunternehmer, der Freiberufler, Handwerker, Agenturen, Existenzgründer, Programmierer etc.

Bitte nennt abschließend noch ein paar Zahlen: Wie groß ist Billomat mittlerweile geworden hinsichtlich der Zahl der Mitarbeiter, Nutzer und Umsatzzahlen?
Billomat arbeitet fest mit 5 Mitarbeiter (Voll- und Teilzeit), zusätzlich mit Agenturen und Freiberufler, je nach Bedarf. Unseren Umsatz konnten wir in den letzten Jahren von Jahr zu Jahr vervielfachen. Die Zahl der Nutzer wächst und waächst…

Wo wollt ihr in den nächsten 5 Jahren stehen, was wünscht ihr Euch?
Wir wu?nschen uns, dass die Entwicklung in Richtung automatisierter und standardisierter Rechnungsaustausch forciert wird und wir ein fester Bestandteil in dieser Prozesskette sind. Und das nicht nur national, sondern international.

Zur Person
Steve Mattuschka, Jahrgang 1969, studierte Europäische Betriebswirtschaftslehre in Trier. Nach mehreren Jahren im internationalen Vertrieb gründete er mit Simon Stücher den Fakturierungsdienst Billomat. Der web-basierte Dienst richtet sich an Existenzgründer, Freiberufler und Freelancer und ermöglicht das schnelle und einfache Erstellen und Versenden von Rechnungen.

Hausbesuch bei Billomat

Fünf Jahre nach Launch und einen Umzug aus Herdorf in die Siegener Innenstadt später feiert Billomat halb-runden Geburtstag und blickt dabei auf spannende Jahre in einem Umfeld zurück, in dem das Team um Steve Mattuschka Mitbewerber hat kommen und gehen sehen. Grund genug, mal in einem wunderbar aufgeräumten Büro Eindrücke zu sammeln, die es in unserer Fotogalerie zu sehen gibt.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.