Fünfzehn Fragen an Manuel Kistner von Clever Elements
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Man hat die Freiheit, jeden Tag das machen zu können, was man liebt, und die Unabhängigkeit, die eigenen Ideen verwirklichen zu können, ohne vorher um Erlaubnis fragen zu müssen.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee für Clever Elements ist aus einem Entwicklungsprozess heraus entstanden. Wir hatten vorher eine kleine typische Internetagentur und haben dort Webseiten für lokale Unternehmen erstellt. Wir haben dann erkannt, dass immer mehr Kunden möglichst einfach und schnell eigene Newsletter versenden wollten und zwar ohne sich eine teure Monsterlösung kaufen zu müssen. Also haben wir ein webbasiertes E-Mail Marketing Tool gebaut, das wirklich von jedem bedient werden kann.
Woher stammt das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir sind zu 100 Prozent eigenfinanziert und stolz darauf. Das Gründungskapital haben wir uns in der damaligen Internetagentur erarbeitet.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Wir haben Clever Elements während unserer Studienzeit aufgebaut. Die größte Herausforderung bestand darin, Uni und Start-up unter einen Hut zu bekommen. Morgens Vorlesung, nachmittags arbeiten und nicht selten beides gleichzeitig bis spät in die Nacht. Noch dazu haben wir in unterschiedlichen Städten studiert. Die Kommunikation und Koordination lief fast ausschließlich über Telefon (teilweise mehrere Stunden am Tag) und natürlich übers Web.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir würden von Anfang an möglichst alles klar dokumentieren. Dadurch wird es später wesentlich einfacher, neue Mitarbeiter mit den Strukturen des eigenen Unternehmens vertraut zu machen oder Aufgaben an externe Dienstleister zu übergeben, da man ihnen bestenfalls nur noch zeigen muss, wo alles steht. Zum Beispiel gibt es bei uns heute ein Flussdiagramm, das Schritt für Schritt beschreibt, wie man eine Rechnung per Post versendet. Das fängt bei der Wahl des richtigen Druckers an und endet mit dem Aufkleben der richtigen Briefmarke auf den richtigen Umschlag. Seitdem kommen auch Briefe in die Schweiz nicht mehr zurück, weil etwa zu wenig Porto aufgeklebt wurde.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir haben vieles ausprobiert, sind aber letztendlich bei Google Adwords hängen geblieben. Dort können wir gezielt nachvollziehen, was mit jedem investieren Euro passiert und ob es sich für uns gerechnet hat. Ein zweiter wichtiger Kanal ist natürlich das Empfehlungsmarketing. Wir haben etliche Kunden, die genau darüber zu uns gekommen sind. Und dann wissen wir, dass wir alles richtig gemacht haben. Social Media haben wir auch auf dem Schirm.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Da wir zu zweit gegründet haben, hatten wir das Glück, uns immer gegenseitig unterstützen zu können. Gemeinsam findet man selbst dann eine Lösung, wenn die Welt unterzugehen droht.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Erstens: Nehmt zunächst die rosarote Brille ab und setzt euch in gemütlicher Runde bei einem Bier mit euren Freunden zusammen. Diskutiert eure Idee kritisch und überlegt euch vor allem, wie man damit schnell genug Geld verdienen kann. Zweitens: Lagert von Beginn an lästige Aufgaben, die nichts mit der eigentlichen Gründungsidee zu tun haben, an jemanden aus, der es besser kann als ihr (Steuerberater, Buchhalter, Bezahldienstleister, Anwalt, Full-Service Hoster, Support, etc.). Teilweise gibt es dafür alternativ auch passende Web-Apps, die euch viel Arbeit abnehmen. Stichwort: Make-or-Buy. Achtet darauf, dass die gewählte Lösung auch künftigen Ansprüchen gerecht werden kann. Drittens: Seid nicht allzu detailverliebt. Am Anfang muss nicht alles perfekt sein. Vieles ergibt sich später von selbst. Sobald ihr eure Idee soweit realisiert habt, dass sie funktioniert, lasst sie auch in die Wildnis frei. Also schnellstmöglich ab damit auf den freien Markt. Wenn die Idee wirklich gut ist, wird es keinen stören, dass das Grün noch nicht grün genug ist.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von Ihm wünschen?
Ich finde es gut, dass es in Deutschland viele Möglichkeiten für Start-ups gibt, um über Fördermittel an die nötige Finanzierung zu kommen. Oft aber haben eben die Leute, die Fördermittel bewilligen oder ablehnen, kein Verständnis dafür, was das jeweilige Start-up eigentlich macht. Dadurch kann sich schnell eine ungerechtfertigte Verteilung der Mittel ergeben. Ich würde mir wünschen, dass viel öfter um Fördermittel gepitcht wird. Verschiedene Gründerteams kommen an einem Tag zusammen, legen sich ins Zeug und präsentieren gegenseitig ihre Ideen. Eine Jury aus etablierten Unternehmen, erfolgreichen Gründern und meinetwegen auch Vertretern der öffentlichen Hand stimmen dann über die Vergabe der Mittel ab.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich wäre wohl meinem Kindheitstraum nachgegangen und Pilot bei der Lufthansa geworden.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei Amen oder 6 Wunderkinder.
Sie dürfen eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ganz klar in die Zukunft. Vielleicht ins Jahr 2500 oder gar 3000. Ich stehe der Zukunft positiv gegenüber und bin davon überzeugt, dass wir durch technologischen und ökologischen Fortschritt das Beste aus dieser Welt machen werden. Und genau das würde ich gerne sehen. Und vielleicht nehme ich mir auch das neue iPhone mit zurück.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich mache meinen Privatpilotenschein, miete mir ein Flugzeug und reise damit zusammen mit meiner Freundin einmal um die Welt, um möglichst viele Länder kennenzulernen.
Wie verbingen Sie einen schönen Sonntag?
Ausschlafen und gemütlich auf dem Balkon frühstücken. Später mit Freunden in den Biergarten oder ein BBQ in kleiner Runde. Darauf hoffen, dass abends endlich mal wieder ein guter Tatort kommt. Zwischendurch ein kleiner Blick auf Clever Elements.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Richard Branson.
Zur Person
Manuel Kistner ist Mitgründer der Clever Elements GmbH (www.cleverelements.com). Das Unternehmen aus Berlin betreibt eine Online-Software, mit der Kunden eigene Newsletter erstellen, versenden und auswerten können. Zuvor studierte Kistner BWL in Halle und München.