Made in Germany – Kopiert in Russland. Wie tricider seinen russischen Klon in die Knie zwang

Während deutsche Start-ups immer wieder fleißig amerikanische Start-ups kopieren, klonen russische Start-ups immer wieder fleißig deutsche Start-ups. Besser oder schlechter ist dabei keine Seite. Zuletzt fiel der russische Schuhshops sapato mit einer äußerst […]
Made in Germany – Kopiert in Russland. Wie tricider seinen russischen Klon in die Knie zwang
Montag, 30. April 2012VonAlexander

Während deutsche Start-ups immer wieder fleißig amerikanische Start-ups kopieren, klonen russische Start-ups immer wieder fleißig deutsche Start-ups. Besser oder schlechter ist dabei keine Seite. Zuletzt fiel der russische Schuhshops sapato mit einer äußerst dreisten Kopie der zalando-Werbestrategie auf. Der russische Online-Shop Pro Optika entpuppte sich zudem als lupenreine Kopie des bekannten deutschen Brillenshops Mister Spex. Jetzt wurde das kleine deutsche Start-up tricider (www.tricider.com), ein Entscheidungsfindungstool, im fernen Russland kopiert. Und zwar quasi bis auf den letzten Buchstaben. Die russische Kopie von tricider nennt sich tricider.ru (www.tricider.ru).

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Das tricider-Team entdeckte den unglaublichen Klon vor wenigen Tagen via Twitter. “Bei tricider kann man seine Fragen einfach twittern und das haben die natürlich auch nachgebaut. Aber eben mit tricider.ru”, sagt Stephan Eyl, Geschäftsführer des tricider-Betreibers tasqade, gegenüber deutsche-startups.de. Der Berliner schaute sich das entsprechende Angebot umgehend an und reagierte zunächst mit Ungläubigkeit. Eine verständliche Reaktion, denn wenn ein Copycat neben der Unternehmensidee auch das Logo, den Firmennamen und ein Präsentationsvideo kopiert (welches inzwischen offline ist), darf man schon einmal ungläubig aus der Wäsche gucken.

“Als wir dann gesehen haben, wie unvollständig und lieblos das alles gemacht war, waren wir noch enttäuschter”. Im tricider-Blog schrieb sich Eyl umgehend seinen Frust von der Seele: “Taking the same name is the biggest slap in the face. The name, the brand is so personal. It’s odd enough when two people in a room wear the same sweater, but believe me, this is worse. ‘Hey, is this your twin-brother?’ – ‘No, he is just a clone…’ Even the Samwers don’t do that.” Wobei die schlimmste Kopie der Rocket-Macher – gemeint ist Pinspire – dem Original Pinterest bis auf den Namen schon verdammt nahe kommt – siehe “Rocket Internet kopiert Pinterest – Pinspire geht an den Start

Aus tricider.ru wurde fortox.ru

Nachdem der erste Frust verflogen war, wollten die tricider-Crew umgehend Kontakt mit dem Macher des Klons aufnehmen. Was schwierig war, es gibt auf der russischen Plattform kein Impressum und keine Kontaktangaben. Die Spurensuche führte zu einer Gruppe beim russischen Facebook-Klon VK. Den Moderator schrieb tricider an. Der Moderator dieser Gruppe hatte zum Eigentümer von tricider.ru angeblich nur über ICQ Kontakt. “Wir haben den Eigentümer dann auf ICQ angeschrieben und er hat platt zugegeben, dass er von uns kopiert hat”, berichtet Eyl irritiert. Das Gespräch zeigte Erfolg: Inzwischen wandelt tricider.ru unter dem neuen Namen fortox.ru (www.fortox.ru) durch das Netz. Auch optisch veränderte der russische Klon sich ein wenig. So weit so gut. Jetzt ist das Kapitel hoffentlich beendet und der Wunsch von tricider-Macher Eyl geht in Erfüllung: “Wir würden künftig lieber über unsere coolen Funktionen sprechen, als über geklaute Hintergrundmusik”.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.