Abo-Commerce – 22 spannende Konzepte aus Deutschland
Abo-Commerce ist einer der wichtigsten Trends, die die deutsche Gründerszene momentan bewegen. Spätestens seit Glossybox, wo es um Produktproben geht, ist Abo-Commerce der breiten Masse ein Begriff. Nicht umsonst entwickelt sich das Wörtchen Box zum Synonym für die ganze Gattung. In den vergangenen Monaten entstanden zahlreiche neue E-Commerce-Plattformen, die ihre Produkte ausschließlich im Abonnement anbieten. Zudem gibt es auch im Abo-Commerce Anbieter, die schon länger unterwegs sind und durchaus mehr als einen flüchtigen Blick wert sind. deutsche-startups.de stellt an dieser Stelle deswegen 22 spannende Abo-Konzepte aus deutschen Landen vor.
awibra.de
awibra.de (www.awibra.de) positioniert sich als Abodienst für den täglichen Arbeitsalltag. “Bei awibra.de erhalten Sie alles, was Sie täglich im Büro benötigen, automatisiert im Abo geliefert, ohne lästiges Nachbestellen. Sie gehen kein Risiko ein und können Ihr Abo jederzeit bearbeiten oder stornieren”, heißt es auf der Website. Die Palette der angebotenen Waren reicht von Toilettenpapier über Ordneretiketten bis zu Thermotransferrollen. Leider ist der Shop aber sehr bieder umgesetzt. Liefermenge und Lieferturnus kann dabei jeder selbst bestimmen. Ein Verbrauchsrechner hilft bei der Berechnung der Laufzeit. Der Abodienst für den Büroaalltag erblickte bereits im Oktober 2010 das Licht der Welt und war somit seiner Zeit ein wenig voraus.
BiteBox
BiteBox (www.bitebox.com) liefert gesunde Snacks an den Arbeitsplatz – im Abo. Jede Box besteht aus jeweils vier kreativen Snack-Mischungen, darunter Nüsse, Samen, Kerne, Trockenfrüchte, Oliven und Cracker. Die Kreationen sollen ernährungsbewussten Snackern eine gesunde Alternative zum schlechten Junk-Food liefern. Die Box wird einmal pro Woche geliefert und kann jederzeit abbestellt oder eine Zeit lang ausgesetzt werden. “Manchmal braucht man eine süße Belohnung gegen den Stress. Deshalb gibt es bei uns auch ein paar Schokoladen-Snacks“, sagt Laura Medjeral von BiteBox. In Großbritannien ist graze (www.graze.com) mit diesem Konzept sehr erfolgreich unterwegs.
ChicChickClub
Der ChicChickClub (www.chicchickclub.de) aus dem Hause Team Europe ist ein Abo-Schop für Schuhe. Ende November des vergangenen Jahres öffnete der ChicChickClub seine Pforten. Ursprünglich trat das Start-up mit einem Schuh-Abo zum Monatspreis von 49,95 Euro an. Inzwischen wirbt die Jungfirma mit dem Slogan “Lieblingsschuhe schon ab 19,95 Euro”. Der überraschende Abgang des Gründungsgeschäftsführers Nikolaus Meyden wenige Wochen nach dem offiziellen Startschuss deutlich ebenfalls daraufhin, dass beim ChicChickClub noch längst nicht alles rund läuft. Auch wenn das Start-up Ende Februar stolz verkündete, dass man inzwischen 20.000 Mitglieder und 7.000 Facebook-Fans habe.
Futterbox
Bei Futterbox erhalten Tierbesitzer “geeignete Futterproben” für ihr Haustier. “Nachdem Du die Proben mit Deinem Haustier getestet hast, freuen wir uns über Dein Feedback mit Euren Erfahrungen. Mit der Anmeldung bei Futterbox gehst Du keine Verpflichtungen ein, es gibt keine versteckten Kosten”, heißt es auf der Website. Im Februar schickte Futterbox erstmals seine Proben durch die Republik. Mehrere namhafte Markenhersteller wie Mars Petcare lieferten den Inhalt für die Futterbox. Der tierische Probendienst ist ein Ableger von Futterland, das gerade mit ZooRoyal.de fusionierte. Wie es mit dem Glossybox-Konzept für Tierfutterproben nach der Fusion weitergeht ist noch offen.
Glossybox
Bei Glossybox (www.glossybox.de), dem Birchbox Klon aus dem Hause Rocket Internet, bekommt die weibliche Zielgruppe für zehn Euro im Monat eine Box mit mehreren Kosmetikproben ins Haus geschickt. In den USA etablierte Birchbox (www.birchbox.com) dieses attraktive Abomodell. Glossybox ist mittlerweile in mehreren europäischen Ländern und rund um den Globus aktiv. Das Nebenprojekt Glossybox Style, also Schuhe, Taschen und Accessoires im Abo, trug die Jungfirma dagegen schnell wieder zu Grabe. Offenbar kam das Projekt im Stil des ChicChickClub (siehe oben) nicht gut an. Stattdessen arbeit die Glossybox-Crew momentan an petiteBox (siehe unten), einer Überraschungsbox für junge Mütter.
HelloFresh
Unter dem Namen HelloFresh (www.hellofresh.de) setzt der Berliner Inkubator Rocket Internet auf das Konzept “Lebensmittel plus Rezept im Abo” und kopiert somit Middagsfrid (siehe unten) aus Schweden. Im Angebot bei HelloFresh sind eine kleine und eine größe Tüte, die Zutaten für drei bzw. fünf “abwechslungsreiche Rezepte” liefert. Die kleine Tüte kostet für zwei Personen 35 Euro, die große Tüte 49 Euro. Rocket Internet exportierte das Konzept seit dem Start Ende des vergangenen Jahres bereits nach Frankreich, die Niederlande, Großbritannien und Australien. Als Gründerteam des Rocket-Ablegers fungieren Jessica Nilsson, Thomas Griesel und Dominik Richter.
Kochzauber
Unter dem Namen Kochzauber (www.kochzauber.de) arbeitet Project A Ventures, der neue Inkubator des Ex-Rocket Internet-Teams um Christian Weiß, ebenfalls an einem “Lebensmittel plus Rezept im Abo”-Konzept. Nach Informationen von deutsche-startups.de geht das Abomodell im Stil von KommtEssen (siehe unten) im März an den Start. Zum Start bearbeitet das Start-up offenbar Berlin, Hamburg und München. Bei Project A treiben, wie zu hören ist, ehemalige Rocket Internet-Mitarbeiter das Lebensmittel-Abo-Projekt voran. Was nicht verwundert, schließlich sind rund 80 % der Mitarbeiter aus dem Rocketlager. Dazu gehört auch Frederic Knaudt, der sich bei Rocket zuletzt um das Abo-Start-up Glossybox gekümmert hat.
KommtEssen
KommtEssen (www.kommtessen.de) ist der deutsche Ableger von Middagsfrid (www.middagsfrid.se) aus Schweden. Das Start-up gilt als die Mutter aller” Lebensmittel plus Rezept im Abo”-Dienste. Middagsfrid – gegründet von Kicki Theander – ist schon seit 2007 unterwegs und sorgt für das friedliche Familienzusammensein (Middagsfrid = “Abendessenfrieden”). In Deutschland führt Lisa Rentrop, ebenfalls mit skandinavischen Wurzeln, die Geschäfte des Ablegers KommtEssen. Die KommtEssen-Tüte mit vier Mahlzeiten für vier Personen kostet 63 Euro. Daneben bietet der Abodienst noch Tüten mit drei und fünf Mahlzeiten. Ausgerichtet sind die Rezepte aber immer auf vier Personen.
Lieblingswindeln.de
Ein Baby benötigt pro Tag durchschnittlich drei Windeln. Für regelmäßigen Nachschub an frischen Windeln sorgt seit November 2009 der kleine, aber feine Online-Shop Lieblingswindeln.de (www.lieblingswindeln.de). Kunden des Shops erhalten ihre Windeln im Abonnement alle drei bzw. sechs Wochen nach Hause geliefert. Das Abo muss mindestens zwei Monate laufen. “Die Windeln von Pampers bzw. eines weiteren namhaften Herstellers werden klimaneutral verschickt und kommen so immer rechtzeitig beim Kunden an”, versprechen die beiden Shopbetreiber Oliver Hiller und Ulf Lauer. Ein Wechsel der Größe und Art ist dabei jederzeit möglich. Sollte es auch, schließlich wächst der Nachwuchs jeden Tag.
Liefertee
Das Nürnberger Start-up Liefertee (www.liefertee.de) bietet Tee im Abonnement an. Nutzer können sich eine oder mehrere Wunschteesorten (grün, schwarz, Kräuter, Früchte) aussuchen und festlegen, wie oft sie im Monat beliefert werden möchten. Jeden Monat lassen sich die Lieferkonditionen ändern und die Zusammenstellung der Teesorten variieren. Wer das Angebot testen will, kann für 13,99 Euro die StartBox bestellen: Vier Teesorten in einer hübschen Dose verpackt. Versandkosten fallen innerhalb Deutschlands keine an. “Einen großen Wert legen wir bei unseren Produkten auf Nachhaltigkeit und biologische Herkunft”, schreiben die beiden Gründer auf ihrem Firmenblog. Alles Tees stammen aus biologischem Anbau.
Loversbox
“Sinnliche Boxen für sinnliche Stunden” versprechen die Macher der Loversbox (www.loversbox.de). Alle zwei Monaten bekommen die Kunden dieser erotischen Abobox “alles, was die Zweisamkeit schöner macht” direkt ins Haus geschickt. Das noch nicht gestartete Angebot wird von Vertriebsagentur Liebesengel betrieben. Gerade die Loversbox zeigt, wie sehr das Aboboxenmodell dank Glossybox und Co. inzwischen in der E-Commerce-Welt verankert ist bzw. wie sehr alle auf diesen Trend aufspringen. Doch wie beim Live-Shoppingtrend vor einigen Jahren bleibt dabei die Qualität oftmals auf der Strecke. Die Leute im Lande kaufen halt nicht einfach alles, nur weil es jetzt in einer Box steckt.
Mansbox
Stellvertretend für die vielen, vielen Sockenabodienste im Lande sei an dieser Stelle Mansbox (www.mansbox.de) genannt. Wobei es bei Mansbox zum Glück nicht nur um Socken geht, sondern auch um Unterwäsche und T-Shirts von namhaften Herstellern wie bruno banani. Kunden haben bei Mansbox die Wahl, welche Produkte sie haben möchten und in welchen Intervall (drei, sechs oder neun Monate) eine neue Box ins Haus flattern soll. Preislich geht es ab 27 Euro recht günstig los. Die Lieferung der Wäschepakete erfolgt versandkostenfrei. Der männliche Abodienst ist ein Ableger des bekannten Liveshoppingdienstes Preisbock, der wiederum zur E-Commerce Agentur dotSource aus Jena gehört.
MeineSpielzeugkiste.de
Auf Spielzeug im Abomodell setzt MeineSpielzeugkiste.de (www.meinespielzeugkiste.de). Für 19 Euro erhalten Abonnenten des Start-ups alle zwei Monate eine neue Spielzeugkiste. “Das gesamte Spielzeug einer Kiste entspricht in jeder Kiste einem Wert von 150 bis 250 Euro. Damit beträgt der Kistenwert aller Spielzeuge in einem Jahr durchschnittlich 1.200 Euro”, teilt die Jungfirma mit. Die Nutzer kaufen die Kiste aber nicht, sie leihen sie nur aus. Nach zwei Monaten wird die Kiste gewechselt. Nutzer können das Spielzeug aber auch mit einem Rabatt von 30 bis 50 % auf den Neupreis kaufen. Geführt wird die Berliner Jungfirma, die Anfang 2012 an den Start ging, von Florian Spathelf und Marco Ziemski.
Oh!Saft
Ein Tag, der mit frisch gepresstem O-Saft beginnt, hat Potential. Deshalb verschickt Oh!Saft (www.oh-saft.de), ein Ableger von mymuesli, seit Oktober 2010 Pakete mit Saftorangen. Bei Oh!Saft können Onliner sich einen Karton mit “30 frischen Saftorangen” bestellen und diese Zuhause in leckeren Saft verwandeln. Im Jahresabo kommt alle 14Tage eine Box mit Saftorangen ins Haus geflattert – sofern der jeweilige Bote sie auch in den fünften Stock schleppt! Der Spaß kostet dann 29,90 Euro im Monat. Auch kürze Laufzeiten, bei denen die Boxen dann teurer sind, und weitere Boxen pro Monat sind bei Oh!Saft möglich. Klingt alles ein wenig skurril, passt aber optimal zum Portfolio von mymuesli.
petitebox
Die petitebox (www.petitebox.de) ist ein Ableger von Glossybox (siehe oben). Das Nebenprojekt des Abo-Startups bietet künftig eine “monatliche Überraschungsbox für schwangere Frauen und junge Mütter”. Die Box enthält vier bis sieben Produkte und kostet 24,90 Euro monatlich. Die jeweilige Box ist dabei individuell auf die Bestellerinnen und das Baby abgestimmt. Bei der Anmeldung müssen die Kundinnen dafür den Geburtstermin des Kindes angeben. “Wir orientieren uns an den individuellen Bedürfnissen und dem jeweiligen Entwicklungsmonat von Mutter und Kind, um die werdende oder junge Mutter bei der Auswahl der richtigen Produkte zu unterstützen”, sagt Nikolas Krawinkel von petiteBox.
Unsere Schlemmertüte
Wie KommtEssen (siehe oben) hat auch Unsere Schlemmertüte (www.schlemmertuete.de) schwedische Wurzeln. Ende 2011 ging der Ableger von Linas Matkasse (www.linasmatkasse.se) in Deutschland an den Start. “Unsere Schlemmertüte ist ein Lieferservice, der Kochrezepte und alle dafür benötigten Zutaten direkt zu Ihnen nach Hause bringt”, heißt es auf der Website des Dienstes, an dessen Mutterfirma Acton Capital beteiligt ist. Acton stieg bei Linas Matkasse vor allem ein, um das Konzept nach Deutschland zu bringen. Die Abonnenten von Schlemmertüte bekommen für 49 Euro eine Tüte mit Kochrezepten und allen benötigten Zutaten für drei Mahlzeiten, die für vier Personen gedacht sind.
Wummelkiste
Neue Projekte bei Team Europe bekommen immer Tarnnamen. Das allerneuste Start-up versteckt sich hinter dem Namen Surprise Internet. Das Projekt selbst heißt Wummelkiste (www.wummelkiste.de). Laut Handelsregister kümmert sich das noch nicht gestartete Start-up um “Internet- und Technologie-Projekten, insbesondere für Kinder und Jugendliche”. Dazu passt eine Stellenanzeige von Team Europe, in der der Inkubator einen Mitstreiter sucht, der über Erfahrung im Segment “Pädagogik, E-Commerce, Online-Marketing, PR und Spielzeug-Branche” verfügt. Bei dieser Beschreibung liegt die Vermutung nahe, dass Team Europe Kiwi Crate (www.kiwicrate.com) bzw. BabbaCo (www.babbaco.com) klont.
Neben diesen reinen Abo-Konzepten bieten auch einige normale Online-Shops neben dem Einzelkauf inzwischen auch Abomodell an: Beim Online-Shop Everbasics (www.everbasics.de) finden vielbeschäftigte Männer Produkte des täglichen Bedarfs wie Unterhosen, Socken und Pflegeprodukte. Nutzer können sich ihr Paket selbst zusammenstellen und festlegen, ob sie alle drei, sechs oder zwölf Monate Nachschub brauchen. Der Lebensmittelshop Gourmet Fleisch (www.gourmetfleisch.de) bietet nach eigenen Angaben das “erste Steakabo Deutschlands” an. Nutzer können zwischen zwei Varianten wählen: Einem Abo-Paket für die klassische Grillsaison und einem ganzjährigen Abo. Bei bellegs (www.bellegs.de) finden Frauen edle Strumpfwaren. Die leicht zerreißbaren Kleidungsstücke gibt es dabei auf Wunsch auch im Abonnement. Der Hundefuttershop Canimix (www.canimix.de) bietet sein individuelles Hundefutter auch im Abo an. Hundebesitzer können sich ihre Mischung alle zwei, vier oder acht Wochen liefern lassen. Und auch der Vitaminpillenshop Purmeo (www.purmeo.de), bei dem jeder seinen Nährstoffbedarf mit Vitamin-Kombinationen decken kann, bietet neben dem Einzelverkauf ein Jahres-Abo an.
Noch ist viel Aufbauarbeit nötig
Auch wenn in dieser Liste viele Lebensmitteldienste vertreten sind, zeigt die Zusammenstellung, dass im Segment Abo-Commerce inzwischen einiges los ist. Es bleibt ein ganz anderes Problem: Laut der Studie „Trends im Handel 2020“, die von KPMG und vom EHI Retail Institute herausgeben wurde, wollen nur 19 % der Befragten Onliner Aboangebote “bestimmt” oder “wahrscheinlich” nutzen. 40 % sagen “vielleicht”. 41 % wollen solche Dienste “bestimmt nicht” oder “wahrscheinlich nicht” nutzen. Da müssen die Start-ups aus der Aboszene noch viel Überzeugungsarbeit leiten. Und: Es müssen noch mehr spannende Angebote entstehen, die die Skeptiker im Lande überzeugen.