UnitedCommerce ist insolvent – Chefgourmet und Co. vor dem Aus
In den vergangenen Wochen häuften sich auf diversen Bewertungsseiten Beschwerden über den Multishopanbieter UnitedCommerce (www.unitedcommerce.de), der den Delikatessen-Shop Chefgourmet (www.chefgourmet.de), geschenkpaket.de (www.geschenkpaket.de), einem Shop für Geschenkideen, und die Wein-Plattform 12Vinos (www.12vinos.de) betreibt. Alleine bei Trustpilot berichten zahlreiche Nutzer über Bestellungen, die nicht ausgeliefert worden seien, E-Mailanfragen, die nicht beantwortet würden, und Stornierungen von Bestellungen. Und: Die Geschichte nimmt kein gutes Ende: UnitedCommerce ist insolvent. Die Jungfirma stellte Ende Januar beim Amtsgericht Hamburg einen Insolvenzantrag. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Klaus Pannen.
Erst über vierzehn Tage nach dem Insolvenzantrag informierte das Unternehmen, welches von Christian Mager geführt wird, via Facebook seine erbosten Kunden über Facebook über den Stand der Dinge. Auf der Facebook-Seite von Chefgourmet heißt es seit Freitag: “Wir bedauern Ihnen mitteilen zu müssen, dass die UnitedCommerce GmbH mit Ihrem Shop-Angebot chefgourmet.de einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen musste”. Diese späte Reaktion wurde offenbar aber auch nur durch Kundenbeschwerden unter anderen Artikeln auf der Fanpage provoziert. Das Problem bei dieser Pleite: UnitedCommerce hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Gutscheinaktionen bei Groupon und Co. gefahren. Eine hohe vierstellige Anzahl an Gutscheinen, bei denen die Käufer 29 statt 60 Euro bei Chefgourmet zahlen mussten, ging dabei offenbar über den virtuellen Ladentisch der Couponanbieter.
“Ein Ansturm in dem erlebten Ausmaß war beeindruckend”
Groupon und DailyDeal müssen somit aktuell eine große Anzahl an bisher nicht eingelösten Gutscheinen wieder gutschreiben. Die Couponaktion sorgte offenbar bereits vor Weihnachten für erhebliche Probleme bei Chefgourmet. Bei Trustpilot schreibt eine betroffene Kundin Anfang Januar: “Auch ich bin durch Groupon auf Chefgourmet aufmerksam geworden und habe am 13.12. meine Bestellung aufgegeben. Aber bisher ist weder ein Paket gekommen, noch hat man auf meine schriftlichen Anfragen geantwortet. Wenn man solch einen Gutschein anbietet, muß man sich entsprechend vorbereiten und gerade vor den Feiertagen mit einem höheren Bestelleingang rechnen”. Das Chefgourmet-Team antwortete auf diese Anfrage: “Wir waren auf erhöhte Bestelleingänge – aus den von Ihnen genannten Gründen – durchaus eingestellt. Ein Ansturm in dem erlebten Ausmaß war beeindruckend und über allen Erwartungen. Leider mussten wir zeitgleich Krankenstände und Engpässe auf Lieferantenseite kompensieren, so dass wir kurzzeitig nicht in dem Maß performten, wie es unser eigentlicher Anspruch ist”. Keine vier Wochen später folgte dann der Insolvenzantrag.
Brach die Couponaktion UnitedCommerce etwa das Genick? Vermutlich nicht ausschließlich, aber den Kundenandrang konnte das Unternehmen schon vorher nicht bewältigen. Schon im Sommer des vergangenen Jahres beschwerten sich Kunden über Chefgourmet: Im August schrieb eine Nutzerin bei ShopVote: “Ein tolles Angebot mit sehr schlechtem Service”. Andere Kommentare heißen: “Warte bereits über 4 Wochen auf bezahlte Ware” oder “Seriöses online-shopping sieht anders aus”. Zumindest finden sich unter den Beschwerden hin und wieder auch Antworten von UnitedCommerce. Und wieder einmal geht es dabei um die Couponaktionen: “Der DailyDeal hatte in der Tat einen großen Zuspruch und viele Nachfragen zu unseren Produkten, so dass wir mit mehreren hundert Anfragen konfrontiert waren. Der große Erfolg der Aktion und der Beratungsbedarf hat uns dazu bewogen, hier ein neues System zu etablieren, das uns erlaubt, mit der Fülle der Anfragen in Zukunft besser umzugehen. Einer der Fehler war sicherlich, die Reklamationen – wie Ihre – über den gleichen Kanal laufen zu lassen, wie die normalen Produktanfragen und so nicht zwischen dringenden Terminsachen und ‘normalen’ Anfragen unterscheiden zu können”. Aus den Fehlern lernte das Start-up aber ganz offensichtlich nicht.
mobile.de-Gründer Sapre unterstützte UnitedCommerce
Der Delikatessen-Shop Chefgourmet ging im Sommer 2010 an den Start. Im vergangenen Jahr entstand um den Shop dann eine “E-Commerce-Holding mit Multishop-Strategie”. Unter dem Dach von UnitedCommerce sollten weitere Shops entstehen, kurz danach gingen dann geschenkpaket.de und 12Vinos online. Als Zielgruppe hatte das Hamburger Jungunternehmen E-commerce-affine Besserverdiener im Visier. Für den Aufbau seines Multishop-Imperiums holte sich UnitedCommerce-Gründer Mager einige bekannte Unterstützer an Bord: Zu den Gesellschaftern des Unternehmens gehören Andreas Arntzen, ehemals Madsack, Zeit und Handelsblatt, Mobile.de-Gründer und Effilee-Macher Vijay Sapre, sowie Michael Enzenauer, langjähriger Chef von Optimedia Deutschland. Noch Ende des vergangenen Jahres stieg zudem der ehemalige Rewe-Vorstand Gerd Kaiser beim Multishopanbieter ein. “Das Team von UnitedCommerce hat bewiesen, dass sie sowohl die Logistik über drei Temperaturzonen als auch ein cleveres Sourcing und die Besetzung von lukrativen Marktsegmenten beherrschen. Das hat uns überzeugt”, sagte Kaiser damals. Für einige Kunden muss dieser Satz schon damals purer Hohn gewesen sein.
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