Karaokedienste ohne Karaoke: Bei Mikestar und TalentRun wird nicht mehr gesungen
Manche Konzepte gehen mit einem Knall, andere ganz leise. Zu letzteren gehören die beiden Karaokeplattformen Mikestar und TalentRun (www.talentrun.de), die seit Ende des vergangenen Jahres zusammengehören. Bereits seit Anfang November können Nutzer bei Mikestar und TalentRun “aus wirtschaftlichen Gründen” nicht mehr Karaoke singen. “Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht. Leider bleibt uns allerdings keine andere Wahl, da die derzeitige Kostenstruktur – über Lizenzierung der Musik bis hin zur Infrastruktur der Plattformen – dies z.Z. nicht im professionellen Maße in Deutschland möglich macht”, teilt das Jungunternehmen in seinem Unternehmensblog mit.
Mikestar-Gründer Monte Miersch weist gegenüber deutsche-startups.de darauf hin, dass die Platformen jedoch nicht offline seien. Lediglich die Karaoke-Funktion sei deaktiviert worden. “Zugegebenermaßen das wichtigste Feature dieser Seiten, letztlich handelt es sich bei den Online-Karaoke-Plattformen aber schon seit längerem um das kleinste Geschäftsfeld der Mikestar GmbH”, sagt Miersch. Offenbar laufen hinter den Kulissen bereits Verhandlungen, wie das Unternehmen Mikestar sich künftig positionieren kann. Den Nutzern teilte das Jungunternehmen bereits mit, dass man intern an einer Lösung arbeite, “um in Zukunft unter den bekannten Domains ein Alternativkonzept anbieten zu können, welches nicht den oben erwähnten harten Zwängen folgt, aber vielleicht trotzdem (wieder) zu einer Anlaufstelle musikbegeisterter Menschen werden kann”.
Mikestar und TalentRun starteten relativ zeitgleich
Noch Ende des vergangenen Jahres investierten Neuhaus Partners und der High-Tech Gründerfonds im Zuge der Fusion jeweils einen sechsstelligen Betrag in die beiden Karaokedienste. “Für die Zukunft sind wir bestens gerüstet”, sagte Miersch damals. Auch nach der langwierigen Fusion blieben beide Marken bestehen: Während sich Mikestar seitdem als Gaming-Dienst positionierte, sollte TalentRun das Feld “klassische Karaoke-Plattform” besetzen. Jetzt sind beide Plattformen erst einmal Karaokedienste ohne Karaoke.
Am zusammengeführten Unternehmen waren seit etlichen Monaten alle Anteilseigner der ehemals eigenständigen Start-ups beteiligt. Offiziell ist TalentRun seitdem ein Geschäftsbereich der Mikestar GmbH. Bei der Online-Karaokebar TalentRun, welche von Benjamin Brandt, Matthias Krause und Dirk Wischnewski ins Leben gerufen wurde, waren unter anderem Neuhaus Partners, Holtzbrinck Ventures (auch an deutsche-startups.de beteiligt) und diverse Business Angel an Bord. Konkurrent Mikestar wurde unter anderem vom High-Tech Gründerfonds, Burkhardt Funk (Mitgründer getgo.de) und Karlheinz Brandenburg, MP3-Miterfinder und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie, finanziell unterstützt. Gründer von Mikestar sind neben Miersch Cord-Christian Behrens und Joachim Penk. In der fusionierten Firma führten die Mikestar-Macher die Geschäfte.
Online-Karaoke erweist sich als große Enttäuschung
Obwohl Mikestar und TalentRun relativ zeitgleich starteten und sich anfangs auch heftig Konkurrenz um Nutzer, Partner und Lizenzen machten, haben sich die Plattformen insgesamt sehr unterschiedlich voneinander entwickelt. Während sich Platzhirsch TalentRun, der deutlich mehr Nutzer als der einstige Mitbewerber erreichte, als Online-Karaokebar positionierte, entwickelte sich Mikestar immer mehr zum spielerischen Musikgame. Im Zuge der Fusion gaben die Hanseaten das Ziel aus, dass sich Mikestar zum Social Gaming-Angebot in Verbindung mit Musik entwickeln sollte.
Das Konzept “Gemeinsam sind wir stark” ging bei Mikestar und Talentrun offenbar – trotz guter Voraussetzungen – nicht auf. Obwohl es bereits im vergangenen Jahr hieß, dass TalentRun auf “niederigem Niveau profitabel” arbeite. Geld in die Kasse brachten White-Label-Lösungen, Premiumfunktionen und Werbung. Im vergangenen Jahr stand unter dem Strich beim fusionierten Unternehmen Mikestar aber ein Minus von über 540.000 Euro. Alles in allem hat sich der Markt für Online-Karaoke in Deutschland somit als große Enttäuschung erwiesen.
Im Fokus: Infos über Start-ups, die es nicht mehr gibt, finden Sie in unserem Special Offline
Hausbesuch bei Mikestar
Im Februar dieses Jahres besuchte deutsche-startups.de das damals frisch fusionierte Unternehmen Mikestar/Talentrun. Ort des Geschehens ist das Gründerhaus gamecity:Port, das Teil eines öffentlich-privat finanzierten Wirtschaftsförderungsprojektes ist. Dort stehen dem Sing-Team zwei Büros beziehungsweise 55 Quadratmeter plus viel Gemeinschaftsfläche zur Verfügung. Einige Eindrücke in unserer Fotogalerie.
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