Fünfzehn Fragen an Philipp Hartmann von Reposito
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Spannend sind zwei Dinge: Erstens kann man seine eigenen Ideen und Vorstellungen umsetzen, ohne auf die Zustimmung anderer angewiesen zu sein. Zweitens ist es unglaublich interessant, ein Produkt und eine Firma von Anfang an aufzubauen. Man sieht dann sehr schnell, welchen Erfolg die eigenen Entscheidungen haben – oder eben nicht. Andererseits hat man aber auch eine große Verantwortung für die Firma und insbesondere für die eigenen Mitarbeiter.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee ist ganz einfach entstanden: Aus dem Ärger über die nervigen Kassenzettel, die immer den Geldbeutel verstopfen und nie zu finden sind, wenn man sie sucht.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir konnten kizoo und den Business Angel Joachim Bernecker für ein Seed Investment als Investoren gewinnen.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Richtig große Stolpersteine gab es bisher zum Glück nicht. Aber dennoch ist der Weg zum eigenen Unternehmen sicherlich steinig und man braucht die nötige Ausdauer und Hartnäckigkeit: Von der ersten Idee bis zur Gründung hat es bei uns über ein Jahr gedauert. Wir haben die Idee in verschiedene Richtungen gedacht und unterschiedliche Wege verfolgt und sind immer wieder auf Personen gestoßen, die allen Ansätzen sehr kritisch gegenüber standen. Dabei ist die Kunst, den nötigen Optimismus auch in schwierigeren Zeiten zu bewahren, aber dennoch sein eigenes Tun kritisch zu hinterfragen: „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!”
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wahrscheinlich manche Punkte pragmatischer angehen. Wenn man von der Uni kommt neigt man immer dazu, alle Dinge umfassend zu analysieren und ordentlich zu machen. Manchmal ist es besser schnell zu handeln und auszuprobieren, ob ein Weg funktioniert, als lange ein Problem zu analysieren.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Bei allen Marketingmaßnahmen versuchen wir, den Erfolg sehr genau im Blick zu behalten und selektiv dort den Einsatz zu verstärken, wo die Kosten je neu gewonnenen User am geringsten sind. Entsprechend haben wir verschiedene Kanäle des Mobile- und Online-Marketings probiert.
Allerdings haben wir relativ schnell gemerkt, dass ein tolles Produkt und eine ordentliche Pressearbeit unter dem Strich den besten Return und die „nachhaltigsten“ Kunden bringen.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Da muss ich mehr als eine nennen: Erstens Christian Schwarzkopf, damals Leiter vom Center für Innovation und Enterpreneurship am KIT (Karlsruher Institut für Technologie), der uns auf dem Weg zur Gründung immer als Sparring Partner zur Verfügung stand und oftmals mit entscheidendem Input weitergeholfen hat. Zweitens unsere Investoren, die uns immer mit Rat und Tat zur Seite stehen und manche Entscheidungen auch kritisch hinterfragen. Und drittens wäre es ohne Adrian Runte, Mitgründer und CTO bei Reposito, niemals möglich gewesen, in so kurzer Zeit so weit zu kommen.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Keep it simple! Ursprünglich hatten wir eine deutlich komplexere Lösung geplant, die die Integration von verschiedenen Partnern erforderte. Erst nachdem wir die Lösung auf das Minimum reduziert hatten – das Fotografieren von Kassenzetteln per Smartphone App – wurde sie greifbarer und ließ sich entsprechend zügig umsetzen.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich würde ihm das CIE (www.cie-kit.de) als Muster einer gelungenen Einrichtung vorstellen. Hier wurde Gründern unbürokratisch geholfen und dadurch unzählig Gründungen mit auf den Weg gebracht. Mit einem überschaubaren Geldbetrag wurde ein Ort geschaffen, der Nährboden für eine ganze Karlsruhe „Gründerszene“ wurde. Unbezahlbar!
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Eventuell wäre ich noch an der Uni. Auch das akademische Arbeiten an einem Thema kann sehr viel Freude machen. Oder ich würde ein anderes Start-up gründen…
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Für mich als Wirtschaftsingenieur sicherlich ein Start-up aus der Samwer-Ecke: Die Effizienz mit der sie die Prozesse umsetzen und es schaffen, erfolgreiche Firmen aufzubauen, ist trotz der Copycat-Debatte zweifellos bewundernswert.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die 60er: Ich bin unglaublich von der damaligen futuristischen Architektur und dem Design aus dieser Zeit fasziniert.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Einen Weinberg in Italien kaufen und meinen eigenen Wein anbauen.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ausschlafen, ausgiebig frühstücken und danach je nach Wetter etwas unternehmen. Und ab und zu, trotz Sonntag, die ein oder andere E-Mail schreiben.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Im Zweifel mit Ferran Adrià, in der Hoffnung nicht nur ein Kaffe oder Bier zu bekommen, sondern auch noch ein ganzes Abendessen.
Zur Person
Philipp Hartmann gründete bereits als Schüler sein erstes Unternehmen und studierte anschließend Wirtschaftsingenieurwesen am Karlsruher Institut für Technologie. Heute ist er Gründer und Geschäftsführer von Reposito (www.reposito.com), einer kostenlosen Smartphone-App zur Digitalisierung, Speicherung und Verwaltung von Kassenzetteln. Darüber hinaus können Nutzer über die App Garantieverlängerungen oder Schutzbriefe zu besonderen Konditionen abschließen.