DailyDeal/Google-Übernahme: US-Gigant zahlte 130 Millionen Euro für den deutschen Coupondienst

Seit Montag ist die Übernahme von DailyDeal (www.dailydeal.de) durch Google das Gesprächsthema in der deutschen Gründerszene. Auch in Köln auf der gelungenen Advance Conference und dem grandiosen European Pirate Summit (Arrr, Arrr) wird […]
DailyDeal/Google-Übernahme: US-Gigant zahlte 130 Millionen Euro für den deutschen Coupondienst
Mittwoch, 21. September 2011VonAlexander

Seit Montag ist die Übernahme von DailyDeal (www.dailydeal.de) durch Google das Gesprächsthema in der deutschen Gründerszene. Auch in Köln auf der gelungenen Advance Conference und dem grandiosen European Pirate Summit (Arrr, Arrr) wird quasi über nichts anders gesprochen. Besonders der Kaufpreis sorgt für Spekulationen. Die FAZ nannte am Montag einen Kaufpreis zwischen 150 und 200 Millionen US-Dollar. Aber auch Zahlen zwischen 100 und 250 Millionen Dollar kursieren in der Szene. Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen. Nach Informationen von deutsche-startups.de zahlte Google 130 Millionen Euro und somit rund 180 Millionen Dollar für DailyDeal.

Ein Teil des Geldes fließt sofort, weiteres Geld in Höhe eines niedrigen zweistelligen Millionenbetrages soll erst fließen, wenn in den kommenden Monaten und Jahren bestimmte Meilensteine erreicht werden. Der stattliche Übernahmepreis für das 2009 von Fabian und Ferry Heilemann, die auch nach der Übernahme bei DailyDeal an Bord bleiben, gegründete Start-up, soll vor allem durch einen Bieterwettbewerb mit LivingSocial (www.livingsocial.com), nach Groupon (www.groupon.com) die Nummer zwei im weltweiten Couponinggeschäft, in die Höhe geschnellt sein. Zudem soll sich auch Groupon selbst kurzfristig für eine Übernahme des Wettbewerbers interessiert haben.

Ist Google der attraktivere Partner?

Die Übernahme von DailyDeal durch Google sorgte deswegen auch für Verstimmung bei Groupon. Vor allem aber beim deutschen Groupon-Team, dem ehemaligen CityDeal. Denn der an sich geschlagene Konkurrent DailyDeal legte nach dem grandiosen Exit von CityDeal an das US-Original Groupon (siehe: “Groupon/CityDeal: Bei 126 Millionen Dollar Bewertung, 170 Millionen Dollar mitnehmen und 10,3 % der Anteile behalten“) nun ebenfalls einen spektakulären Exit hin – vielleicht mit dem attraktiveren Partner. Zumindest aber ist der DailyDeal/Google-Deal ein Ritterschlag für die deutsche Internetszene – auch wenn es sich leider wieder nur um einen deutschen Klon, der verkauft wurde, handelt. Die Übernahme wird dafür sorgen, dass Berlin international noch stärker in den Mittelpunkt rückt und vielleicht fließen dadurch langfristig höhere Summen in deutsche Start-ups. Große Exits scheinen nun auch in Deutschland möglich.

Im zweiten Quartal dieses Jahres verkaufte DailyDeal nach eigenen Angaben Gutscheine mit einem Gesamtwert von 22,8 Millionen Euro. Im Vergleich zum ersten Quartal ein Plus in Höhe von 45 %. In den ersten drei Monaten dieses Jahres brachte DailyDeal somit Gutscheine mit einem Gesamtwert von 13,3 Millionen Euro an den Mann oder die Frau. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2010 machte das Start-up noch einen Gutscheinumsatz in Höhe von 398.000 Euro. Wie viel von diesem Außenumsatz bei DailyDeal hängenbleibt, ist nicht bekannt. Für das laufende Jahr peilte das Start-up einen Umsatz zwischen 30 und 40 Millionen Euro an.

Maßgelich vorangetrieben wurde DailyDeal vom Berliner Unternehmen Rebate Networks, einem weltweiten Groupon-Netzwerk von Ex-studiVZ-Macher Michael Brehm und dem ehemaligen last.fm-Chef Stefan Glänzer. Anfangs waren zudem auch Klaus Hommels und Oliver Jung bei DailyDeal an Bord. Eine zweistellige Millionensumme sammelte das Start-up in mehreren Finanzierungsrunden insgesamt ein. Noch im Sommer des vergangenen Jahres investierte Insight in DailyDeal. Zuletzt hielten die Heilemann-Brüder rund 27 % der DailyDeal-Anteile. Was aber – wie immer – bei solchen Übernahmen nicht bedeutet, dass das Duo auch 27 % von 130 Millionen Euro erhält. Liquidation Preference ist dabei nur ein Schlagwort.

Update (26.9.): Wie inzwischen zu hören ist, war der Verkauf von DailyDeal an Google ein sogennannter Firesale. Das DailyDeal-Team hätte ohne Übernahme nur noch wenige Wochen durchgehalten. Es war schlichtweg kein Geld mehr in der Kasse. Schon in den vergangenen Wochen soll das Berliner Start-up seinen Zahlungsverpflichtungen kaum noch nachgekommen sein. Somit lautetet das Motto bei DailyDeal offenbar “Übernahme oder Insolvenz”. Es wurde zum Glück eine Übernahme! Somit haben die Berliner alles richtig gemacht. Zumal der Preis stimmt!

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.