Gründerleben! “Ich hasse mein Homeoffice” – Boom der Coworking Spaces

Für manche ist es die schönste Sache der Welt und die Erfüllung eines Lebenstraums: Gründen. Dabei gibt es viel zu berichten und noch mehr zu beachten – egal ob in Bezug auf Gesundheit, […]
Gründerleben! “Ich hasse mein Homeoffice” – Boom der Coworking Spaces
Dienstag, 19. Juli 2011VonYvonne Ortmann

11962

Für manche ist es die schönste Sache der Welt und die Erfüllung eines Lebenstraums: Gründen. Dabei gibt es viel zu berichten und noch mehr zu beachten – egal ob in Bezug auf Gesundheit, Unternehmen oder Privatleben. In unserer Reihe “Gründerleben” stellen wir ab sofort jede Woche ein Thema vor, das das “Alltagsgeschäft” von Start-up-Gründern beleuchtet. Heute geht es darum, warum sich für viele Gründer das Arbeiten im Coworking Space lohnt – und wie man das Thema angeht, wenn es in der eigenen Stadt noch keine Coworking-Initiative gibt.

Gemeinsam statt einsam: Arbeiten im Coworking Space

Gründer kennen neben den vielen tollen Momenten auch die Schattenseiten der Selbständigkeit: Die Schwierigkeit wirklich Feierabend zu machen, das Versumpfen im anfänglichen Home Office (Bootstrapping…), fehlender Austausch mit Gleichgesinnten. Wer von einem Inkubator betreut wird oder schon eine Finanzierungsrunde hinter sich hat, darf den Artikel getrost überspringen. Für alle anderen gilt: Die Lösung heißt Coworking!

Seit geraumer Zeit sprießen in vielen Städten Coworking Spaces aus dem Boden, in denen Freiberufler und Selbständige flexibel und ohne Monatsmiete arbeiten können. Man findet sie in alten Industrie-Lofts (sehr häufig), in ausgedienten Kantinen (Berlin Wedding), Hinterhäusern (Kassel) oder Studios (Leipzig). Wer sich für einen Tag einmietet, bezahlt je nach Stadt zwischen zwölf und zwanzig Euro. Meist gibt es auch Zehner- und Monatskarten. In Coworking Spaces kann man nicht nur wertvolle Kontakte knüpfen und dem Einsamkeits-Blues entkommen, sondern auch Geschäftspartner in den Meeting-Raum bestellen oder neben der Privatadresse eine Geschäftsadresse führen.

Wer ein Coworking Space aufbauen will, muss zunächst einmal eine kritische Masse an Leuten erreichen, die mitziehen. Dies gelingt zum Beispiel, indem man sich über einen längeren Zeitraum hinweg regelmäßig zum „Jelly“ trifft: gemeinsames Arbeiten in einem Café, das natürlich WLAN und Steckdosen anbietet. Was man bei Interesse am Coworking-Projekt alles beachten muss, erzählt Lena Schiller Clausen, Betreiberin des „betahaus“ Hamburg, im Videointerview. Außerdem berichten zwei Coworker, wie sie ihr Projekt hochgezogen haben – eines davon sogar auf dem Land! Wer wissen will, ob es in seiner Stadt schon Coworking-Projekte gibt, schaut am besten bei hallenprojekt nach.

Coworking Space weXelwirken, Härten
„Unser Space weXelwirken (www.wexelwirken.de) ist seit Januar 2011 geöffnet. Zwei unserer Besonderheiten: Wir sind ein Netzwerk aus lokalen Gewerbetreibenden, die sich zusammen geschlossen haben, und wir kooperieren mit dem CoWorking Space in Paderborn. Diese gegenseitige Unterstützung ist eine große Hilfe. In unsere Räume kommen drei ständige und einige unregelmäßig wiederkehrende CoWorker – Tendenz stark steigend, da wir viel auf lokalen Events und Veranstaltungen präsent sind. Das Space läuft unter meinem Namen, ich stelle als Dienstleister die Infrastruktur zur Verfügung und stelle Rechnungen. Auch die Miete und Einrichtung habe ich aus eigener Tasche bezahlt bzw. vorgestreckt – ich hoffe, noch im Laufe dieses Jahres auf Null zu kommen. Einen direkten monetären Verdienst will ich mit dem CoWorking Space nicht erzielen. Eigentlich war alles etwas anders geplant, aber die ursprüngliche Gruppe hat sich noch vor dem Unterschreiben des Mietvertrags aufgelöst. Als unverbesserlicher Optimist habe ich den Vertrag trotzdem unterschrieben – befristet auf ein Jahr. Wenn sich bis dahin alles positiv entwickelt, kann ich den Vertrag verlängern. Natürlich ist es ein gewisses Risiko, so ein Projekt auf dem Land hochzuziehen. Die Resonanz ist aber äußerst positiv. Ob es langfristig gelingen kann? Fragt mich in sechs Monaten nochmal!“ Christopher Schmidhofer
Kontakt: Christopher.Schmidhofer (at) cjs-design (punkt) de

Coworking Space Magdeburg
Die Idee zu unserem Coworking Space (www.coworking-magdeburg.de) kam beim Webmontag auf, einem monatlichen Treffen der Magdeburger Webentwicklungsszene. Einige Leute sind gedanklich dran geblieben und haben sich mit dem Kreativwirtschaft Sachsen-Anhalt e.V. vernetzt. Dieser Verein hat die organisatorische Leitung übernommen und nutzt das Projekt auch als Eigenwerbung. Unser CoWo-Space ist klein: Wir bieten vier bis fünf Plätze an, Standort ist das südliche Stadtzentrum. Die Preise fangen bei zehn Euro pro Tag an, das Wochenticket kostet 45 Euro und ein Monatsticket 95 Euro. Grundsätzlich lässt sich das Projekt so natürlich nicht finanzieren. Aufgrund der Trägerschaft durch den Verein und der Mitnutzung einer bestehenden Firmen-Infrastruktur fallen aber nur geringe Kosten an; so kann der Trägerverein das Projekt als Testballon durchführen und sehen, ob es ausreichend Potential und Interesse am Coworking gibt. Bisher ist die Resonanz noch verhalten, hat aber schon einige interessante Kontakte ermöglicht. Die überschaubaren Anfangsinvestitionen haben Mitglieder des Vereins vorgestreckt – sie werden aus den Einnahmen refinanziert.” Christian Metzeler
Kontakt: mail (at) coworking-magdeburg (punkt) de

2-Coworking-Magdeburg-Konfe

Foto (oben): Coworking Space weXelwirken, Härten
Foto (unten): Coworking Space Magdeburg

Im Fokus
* Weitere Artikel rund um das Thema Gründerleben in unserem Speciel Gründerleben

Zum Thema
* Gastbeitrag: Coworking Boom im Lande – Die Professionalisierung einer Bewegung

Yvonne Ortmann

Seit Mai 2009 schreibt Yvonne für deutsche-startups.de Gründerportraits, Start-up-Geschichten und mehr – ihre besondere Begeisterung gilt Geschäftsideen mit gesellschaftlich-sozialer Relevanz. Sie tummelt sich auch im Ausland – immer auf der Suche nach spannenden Gründerpersönlichkeiten und Geschäftsideen.