Fünfzehn Fragen an Agnes Reissner von Sauspiel
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Um ehrlich zu sein, ist die Frage für mich schwierig zu beantworten. Wir haben “Sauspiel – Schafkopf für Freunde” während meines Diploms gegründet und außer einigen Studentenjobs habe ich nie etwas anderes gemacht. Aber ich finde es unglaublich toll, so wie es ist. Mit mir im Büro sitzen nur Freunde. Und wir haben viele Freiheiten, man kann sich ausprobieren, von den anderen lernen. Es ist schon eine Menge Arbeit, aber weil wir uns alle so gut kennen, haben wir immer sehr viel Spaß und merken das meistens gar nicht.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Stephan, Martin und ich sind damals von München nach Berlin gezogen. Natürlich vermisst man fern der Heimat ein paar Dinge – so auch unsere Schafkopfrunden. Deshalb ist uns die Idee natürlich bei ein paar Bier und einem Mitspieler zu wenig in der Kneipe gekommen.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Als unsere Idee langsam Formen angenommen hat, haben wir unsere Ersparnisse zusammengekratzt für die Stammeinlage der GmbH. Das 1. Jahr haben wir uns mit Jobs, die wir nebenbei gemacht haben, über Wasser gehalten. Wenn man bei einem Projekt alles selber macht, braucht man ja auch nicht viel Geld.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Keiner von uns hatte vorher schon ein Start-up gegründet und auch in unserem Umfeld hatte niemand Erfahrung. Für uns war es also nicht so leicht herauszufinden, was in einem Gesellschaftervertrag stehen sollte, oder wo man einen guten Steuerberater finden kann.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Bisher hatte ich noch nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Außerdem schauen wir mehr nach vorn. Aber im Anschluss an die letzte Frage denke ich, dass es sinnvoll gewesen wäre, mehr Anstrengungen zu unternehmen, einen Business Angel zu suchen. Eben jemanden, der in dieser spannenden, aber auch turbulenten Phase mit seiner Erfahrung, mit Rat und Tat beiseite steht.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir waren von Anfang an der Überzeugung, dass wir alle vorhandenen Ressourcen in das Spiel und die Community stecken möchten. Nur so konnte aus Sauspiel.de, aber jetzt auch aus der Skatstube.de ein richtig gutes Produkt werden, das unsere Spieler gerne ihren Freunden und Bekannten empfehlen und uns wachsen lässt. Das wurde durch äußerst positive Mundpropaganda entlohnt. Dadurch hat sich die Frage nach klassischem Marketing für uns auch erübrigt.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Da wir ein Team waren, konnten wir auf die Kompetenzen eines jeden zurückgreifen und waren recht selbständig.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Man sollte vorher gründlich überlegen, ob man wirklich überzeugt ist von seinem Produkt. Denn nur, wenn man wirklich jeden Tag gerne daran arbeitet, hat man auch die Ausdauer, ein gutes und attraktives Angebot zu schaffen.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich würde mit ihm eine Runde Schafkopf spielen, als Bayer kann er das sicher und ihm dabei sagen wollen, dass es schön wäre, wenn das Unternehmertum in Deutschland mehr geachtet und gefördert werden würde. Was wir vor allem am Anfang für die Idee belächelt wurden… Nach 2 Jahren gibt uns der Erfolg natürlich recht, aber es ist schade, dass man sich den Respekt und das Vertrauen erst erarbeiten muss.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich würde bestimmt einem anderen, eigenen Projekt nachgehen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei betterplace.org. Ich finde die Idee, das Internet zum Spendensammeln für soziale Projekte zu nutzen, einfach toll. Die Transparenz, die das Spenden durch sie bekommt, halte ich für sehr innovativ. Und da durch ihre Arbeit mehr Menschen spenden, verändern sie richtig etwas.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich würde mir gerne die 1960er Jahre ansehen. Die Aufbruchstimmung und der Innovationsgeist dieser Zeit müssen mitreissend und inspirierend gewesen sein. Ich ärgere mich oft über die “früher war alles besser” -Einstellung, die heute leider so verbreitet ist.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich kann mir nicht vorstellen, mich auf die faule Haut zu legen, das würde mir zu schnell langweilig werden. Deshalb würde ich wohl von einem Teil eine spannende Idee verfolgen und mir vorher von dem anderen Teil mal wieder eine längere Reise gönnen.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Am Liebsten stehe ich früh auf, suche mir hier in Kreuzberg ein schönes Kaffee und lese Zeitung. Ich bin jedes mal wieder überrascht, wie ruhig Berlin doch sein kein.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ganz im Ernst? Mit dem Team von deutsche-startups.de. Ihr habt wahrscheinlich die meisten Gründer auf ihrem Weg verfolgt und habt sicher viel zu erzählen!
Zur Person
Agnes Reissner, Jahrgang 1980, studierte Soziologie in München und Potsdam. Ihr Studium schloss sie 2007 mit Diplom ab. Bereits Ende 2007 Start des Schafkopfportals Sauspiel (www.sauspiel.de). Anfang 2009 folgte ein weiteres Spieleportal, die Skatstube (www.skatstube.de) Reissner ist bei beiden Start-ups als Geschäftsführerin tätig.