Fünfzehn Fragen an Alexandra Podeanu von saftfabrik.de

Was bedeutet es Ihnen, Ihre eigene Chefin zu sein? Ich habe gerne einen Gesamtüberblick und finde es wichtig, alle Bereiche beeinflussen und gestalten zu können. Dazu gehört natürlich auch Prügel einstecken, aber wenigstens […]

Was bedeutet es Ihnen, Ihre eigene Chefin zu sein?
Ich habe gerne einen Gesamtüberblick und finde es wichtig, alle Bereiche beeinflussen und gestalten zu können. Dazu gehört natürlich auch Prügel einstecken, aber wenigstens für den eigenen Mist.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Beim Saftpressen. Ich wollte mir danach lieber frische Säfte liefern lassen, als nachher Mixer und die Küche zu putzen. Es gab aber keinen Lieferdienst. Nun gibt es einen, aber der gehört mir und ich mixe doch wieder selbst. Aber die Kunden freuen sich merklich über unseren Service und die damit verbundenen Annehmlichkeiten.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben drei Business Angels, der Rest von mir.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Kapitalbeschaffung war sicherlich eine der anspruchsvollsten Herausforderungen. Und meinen Eltern klar zu machen, dass ich jetzt eine Saftfabrik gründe.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde für den Umbau Profis nehmen – da ist leider einiges schief gegangen, aber das weiß man auch erst beim 2. Mal besser. Und beim Personal am Anfang etwas sparsamer sein. Seit April haben wir die Personalkosten um ein ganzes Stück gesenkt, liegt aber auch an einigen Optimierungen in der Produktion, die wir vorgenommen haben.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Um bekannt zu werden hilft PR mehr, als ich gedacht hätte. Aber ansonsten ist Weiterempfehlung der Kunden ein ganz wichtiger Faktor, besonders wenn man wenig Budget zur Verfügung hat. Das ist auch ganz einfach, wir müssen immer nur Top Qualität liefern, der Rest nimmt dann seinen Lauf.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Mein Lebensgefährte war und ist eine sehr wichtige Stütze.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Immer schön hartnäckig bleiben und nicht schlecht reinreden lassen. Wer ein Ziel vor Augen hat, der kann es auch erreichen.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich wünschte, dass auch Gründer unterstützt werden, die nicht aus der Arbeitslosigkeit gründen. Ich habe es leider nicht geschafft einen Tag arbeitslos zu sein und wurde auch nicht entlassen, somit steht mir kein Gründerzuschuss zu.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Abgesehen davon, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen kann, etwas anderes zu tun, würde ich wahrscheinlich die E-Commerce Abteilung in einem Unternehmen aufbauen. Es müsste sehr vielfältig sein, sonst wäre ich nicht glücklich.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Ich war ja schon bei Zanox und bei Spreadshirt, da hat man ja schon die besten erlebt. Mymuesli würde mich noch interessieren.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In kaum einer anderen Zeit hatte man so viele Möglichkeiten, vor allem als Frau, wie heute. Man kann zwar viel aus der Vergangenheit lernen, aber dafür muss man nicht gleich hinreisen.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Heißt persönliche Verfügung, dass ich es nicht in die Saftfabrik stecken darf? Wenn doch, würde ich den größten Teil für Expansion nutzen. Ansonsten würde ich zum einen Gründer unterstützen, zum anderen einige Charity-Projekte. Vor allem Kinder, die nicht so viel Glück haben, und sorglos aufwachsen können, oder an schlimmen Krankheiten leiden.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ausschlafen, und dann möglichst an der frischen Luft rumlungern, vielleicht ein wenig Fahrrad fahren und Tennis spielen. Und abends einen Film gucken.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Frau Merkel, aber weder Kaffee noch Bier, sondern Saft!

Zur Person
Alexandra Podeanu, Jahrgang 1978, studierte BWL an der Universität in Frankfurt am Main und an der Humboldt Universität in Berlin. Ihre Diplomarbeit beschäftigte sich mit dem Thema “Brand Strategy for Web Services Business Models”. Nach dem Studium arbeitete sie unter anderem bei Air Berlin, Zanox und Spreadshirt. Ende 2008 kam Podeanu auf die Idee, frische Säfte herzustellen und diese über das Internet zu verkaufen. Anfang 2009 öffnete die Berliner Saftfabrik (www.saftfabrik.de) ihre Tore.

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.