#Interview

“Perfektion ist der Feind von Fortschritt”

"Eure ursprüngliche Anfangsmotivation wird nach einigen Jahren nicht mehr so spürbar sein, aber es ist wichtig, dass ihr die Motivation oben haltet und auch nach Jahren noch brennt, wenn ihr morgens aufsteht", rät Felix Schöfinius von SmoothieDog anderen Gründer:innen.
“Perfektion ist der Feind von Fortschritt”
Freitag, 28. Februar 2025VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Felix Schöfinius, Gründer von SmoothieDog . Das Startup aus Heilbronn hat sich auf 100 % natürliche Smoothies für Hunde und Katzen spezialisiert.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Sobald ich ins Office gehe, mache ich mir zuerst einen Espresso. Mit diesem gehe ich dann ins Großraumbüro und quatsche ein paar Minuten mit unseren Mitarbeitern – naja mit denen die zu diesem Zeitpunkt eben schon da sind. Als Startup haben wir flexible Arbeitszeiten und so muss ich manchmal meinen Espresso um 8:30 Uhr
allein trinken.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Mit Sport kann ich am besten abschalten und den Kopf frei bekommen: Eine Runde Tennis an der frischen Luft ist für mich der perfekte Start in den Feierabend!

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Ich hätte gerne vorher gewusst, wie schwierig es ist, die richtigen Investoren zu finden – Partner, die nicht nur Kapital mitbringen, sondern auch unser Geschäftsmodell und unsere Vision wirklich verstehen. Wir haben bereits zwei Investoren an Bord, sind aber aktuell wieder auf der Suche nach strategischen Partnern für 2025, die uns beim weiteren Wachstum unterstützen. Außerdem hätte ich mir gewünscht, früher zu verstehen, wie viel mentale Belastbarkeit und Anpassungsfähigkeit eine Gründung erfordert. Herausforderungen wie finanzielle Engpässe, sich ändernde Marktbedingungen oder schwierige Personalentscheidungen sind etwas völlig anderes, wenn man sie selbst erlebt. Und ein weiterer wichtiger Punkt: Perfektion ist der Feind von Fortschritt. Gerade in der Anfangsphase ist es wichtiger, ein gutes, marktfähiges Produkt schnell auf den Markt zu bringen und es dann mit echtem Kundenfeedback zu optimieren, anstatt ewig an der perfekten Lösung zu feilen.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Während unserer Gründung hatte ich noch studiert, war im vorletzten Semester und musste Gründung und Studium unter einen Hut bekommen. Da die Gründung über 80% meiner Zeit eingenommen hatte, musste ich die übriggebliebenen Stunden effektiv für den Abschluss meines Studiums aufbringen. Hierbei hatte ich fabelhafte Unterstützung von meinen Profs: So dürfte ich drei Projektstudien über SmoothieDog gemeinsam mit meinen Kommilitonen umsetzen und auch meine Bachelor-Thesis über SmoothieDog schreiben. Das war die perfekte Kombination um mein Studium erfolgreich abzuschließen und gleichzeitig an der Gründung meines Startups zu arbeiten.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Einer der größten Fehler war es, zu früh zu viel in Marketing zu investieren, bevor wir unsere Zielgruppe wirklich verstanden hatten. Ein besonders schmerzhaftes Beispiel: Wir haben über 10.000 Euro für einen TV-Werbespot bezahlt, in dem unser Produkt gerade mal eine Sekunde zu sehen war. Wir dachten, dass eine starke Markenpräsenz automatisch zu Verkäufen führt – doch ohne die richtige Ansprache und ein klares Verständnis der Kundenbedürfnisse verpufft Marketingbudget schnell. Diese Erfahrung hat uns gelehrt, mit einer kleinen, loyalen Community zu starten, echtes Feedback einzuholen und erst dann gezielt zu skalieren.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Zu Beginn hatten wir einen hohen Verschleiß an Mitarbeitern. Diese hatten wir über klassische Stellenanzeigen gefunden oder aber auch durch bezahlte Werbeanzeigen auf SocialMedia – die Mitarbeiter zu finden hat uns daher bereits sehr viel Kosten verursacht und am Ende trennten sich die Wege nach nur kurzer Zeit wieder. Heute haben wir ein fabelhaftes Team, welches wir zum Großteil durch unser privates Netzwerk gefunden haben. Aber auch eine “ehemalige Stammkundin” von unseren Produkten, arbeitet durch ihre damalige Initiativ-Bewerbung seit über zwei Jahren bei uns.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Eure ursprüngliche Anfangsmotivation wird nach einigen Jahren nicht mehr so spürbar sein, aber es ist wichtig, dass ihr die Motivation oben haltet und auch nach Jahren noch brennt, wenn ihr morgens aufsteht. Feiert eure kleinen Erfolge! Reflektiert in regelmäßigen Abständen, was ihr bereits erreicht habt – auch in Zeiten, in denen es nicht oder schlecht läuft – das hilft enorm eure Motivation über Dauer oben zu halten, auch wenn es anfangs, wie verschwendete Zeit erscheint.

Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Nicht zwingend ein “externes Tool”, aber diese Frage ist prädestiniert um unsere eigenständig aufgebaute Produktion in Polen zu erwähnen. Sie ist das Herzstück unseres Startups und die Menschen dort leisten hervorragende Arbeit. Ohne sie – kein SmoothieDog! Und das ist keine Floskel, sondern Realität: Seit über 5 Jahren sind wir keinem PetFood-Hersteller begegnet der die Produkte so wie wir und in diesen Mengen herstellen könnte. Kaum ein Produzent möchte sich Glasflaschen in die Produktion nehmen, kaum einer möchte Rohstoffe in unserer hohen Qualität verwenden und zahlen und keiner schafft es die Smoothies so individuell in dieser Masse zu produzieren wie unsere Produktion.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Das machen unsere Office Dogs ganz automatisch für uns! Als PetFood-Startup mit den vielen Bürohunden wird es nie langweilig und es kommt schon gar keine schlechte Stimmung auf.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Unsere erste Paletten Bestellung eines Großhändlers befand sich auf dem Weg von der Produktion zum Lager des Großhändlers auf einem Sammeltransport mit anderen Paletten. Unsere Produktion hatte es jedoch nicht mehr geschafft alle Produkte mit MHD zu versehen. Wir wollten unter allen Umständen vermeiden, dass der Großhändler nur einen Bruchteil der Produkte in den Verkauf bringen kann und unsere Zusammenarbeit so startet. Also haben wir den LKW-Fahrer angerufen, ihn gefragt wo er Pause machen wird und haben dort auf ihn gewartet. Wir haben ihn auf Mittagessen und Kaffee eingeladen und während er dieses verzehrte, sind wir Gründer hinten auf den LKW gesprungen, ausgestattet mit 3 Hand-Lasern und haben alle Flaschen mit dem korrekten MHD versehen. Auch das Ordnungsamt stattete uns bei dieser Aktion einen Besuch ab – am Ende wurde die Ware einwandfrei zum Großhändler geliefert und die Aktion bleibt bis heute unvergessen!

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): SmoothieDog