#Gastbeitrag

Jedes Startup braucht eine Public-Funding-Strategie

Eine Public-Funding-Strategie bietet Startups eine finanzielle Unterstützung und einen strategischen Wettbewerbsvorteil. Sie minimiert Risiken, ermöglicht Wachstum und fördert Innovationen. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, mit einer Förderstrategie zu starten.
Jedes Startup braucht eine Public-Funding-Strategie
Mittwoch, 5. Februar 2025VonTeam

2024 war das Jahr der Fördermittel: Laut Startup Monitor nutzten 48,8 % der deutschen Startups öffentliche Förderprogramme. Doch das bedeutet auch, dass mehr als die Hälfte bisher keine Fördermittel in Anspruch nimmt. Dabei liegen die Vorteile klar auf der Hand: Eine Public-Funding-Strategie kann die Abhängigkeit von Investoren reduzieren und bringt gleichzeitig ein positives Signaling mit sich – sei es in Richtung Markt oder weiterer Geldgeber. Strategisch umgesetzt, wird öffentliche Förderung zu einem langfristigen Finanzierungsbaustein, der Wachstum ermöglicht und insbesondere die Forschung und Entwicklung (R&D) nachhaltig unterstützt.

Warum scheitern viele an der Umsetzung?

Viele Gründerinnen und Gründer fühlen sich von der Bürokratie und den komplexen Anforderungen der einzelnen Förderprogramme überfordert und abgeschreckt– und setzen deswegen höchstens punktuell Anträge um. An eine umfängliche Public-Funding-Strategie, die unterschiedliche Programme strategisch kombiniert, ist dann kaum zu denken. Doch diese Hürden zu überwinden lohnt sich: Startups, die Fördermittel strategisch nutzen, sichern sich entscheidende Wettbewerbsvorteile. Sie wachsen nicht nur kosteneffizienter, sondern oft auch schneller.

Eine durchdachte Public-Funding-Strategie ist kein “Nice-to-Have”, sondern ein “Must-Have” für jedes Startup.

Für Startups, die langfristig erfolgreich sein wollen, ist es heutzutage unabdingbar, schon mit der Gründung den Aufbau einer Förderstrategie auf die Agenda zu nehmen – sei es durch eigenen Zeiteinsatz oder durch einen kompetenten Partner, der bei Antragstellung und Planung unterstützt.

Was macht eine gute Public-Funding-Strategie aus?

  • Recherche: Identifiziere Programme, die perfekt zu deinen Zielen, deiner Ausrichtung und deiner langfristigen Planung passen. Die ausgewählten Programme sollten sich nahtlos in deine Unternehmensstrategie einfügen – nicht andersherum! Vermeide den Fehler, dein Business oder einzelne Vorhaben an Förderprogramme anzupassen.

  • Planung: Plane von Anfang an ausreichend Zeit und Ressourcen für die Antragsstellung ein. Bedenke dabei auch die spätere Abrechnung der Förderprojekte. Ein realistischer Zeitplan ist essenziell, um Stress zu vermeiden und die Qualität der Anträge zu gewährleisten. Überlasse diese Aufgabe nicht einfach einem Werkstudenten, sondern binde erfahrene Mitarbeiter oder externe Experten ein. Fördermittel sind zu wichtig für den Erfolg deines Startups, um sie nebenbei zu behandeln.

  • Management: Setze die Förderprogramme clever um, indem du deren Anforderungen genau verstehst und verschiedene Programme geschickt miteinander kombinierst. Hole dir dafür am besten die Unterstützung von erfahrenen Experten. Sie können dir helfen, den Prozess zu optimieren, Fallstricke zu vermeiden und wertvolle Zeit zu sparen.

Pro-Tip: Vorabgespräche mit den zuständigen Fördermittel-Institutionen liefern wertvolle Tipps und Einschätzungen zu Erfolgschancen, die jeweilige Förderung zu erhalten.

Beispiel einer Public Funding Strategie eines imaginären Tech-Startups aus München

Von Anfang an setzte ein Münchner Tech-Startup auf eine durchdachte Förderstrategie. Der Weg begann noch vor der eigentlichen Gründung mit einem IHK-geförderten Vorgründer-Coaching, das zu 70 % bezuschusst wurde. Da die Gründer zunächst auf ein Gehalt verzichteten, fokussierten sie sich darauf, die grundlegenden Kosten durch Fördermittel zu decken: das Start?Zuschuss! Programm ermöglichte es ihnen, die Hälfte ihrer Ausgaben für Büroräume, Ausstattung und erste Mitarbeiter finanzieren zu lassen – mit einem maximalen Zuschuss von 36.000 Euro.

Die innovative Produktentwicklung wurde durch das bayerische BayTOU-Programm unterstützt, das einen Zuschuss von 45% für Personal- und Sachkosten bis zu 150.000 Euro gewährt. Dabei gingen die Gründer taktisch vor: Sie legten einen Fokus auf spezifisch die Kosten, die nicht mit anderen Förderungen gefördert werden können.

Zum Schutz ihres geistigen Eigentums nutzte das Unternehmen gleich mehrere Fördermöglichkeiten: Das WIPANO-Programm übernahm die Hälfte der Patentanmeldekosten bis zu 16.000 Euro Zuschuss. Für die Markenanmeldung kamen die Finanzhilfen des KMU-Fonds zum Einsatz (Zuschuss: 1.000 Euro). Die nächste Expansionsphase wurde durch Business Angels finanziert, unterstützt durch das BAFA INVEST-Programm, das deren Investitionen mit einem 15%-igen Zuschuss förderte.

Für die Entwicklung eines neuen KI-Features  beantragten sie erfolgreich Mittel aus dem KMU Innovativ IKT Programm mit einer 50-prozentigen Förderquote und arbeiteten hierfür mit der TU München zusammen. Als klugen Schachzug planten sie zusätzlich die steuerliche Forschungszulage ein, die sich rückwirkend beantragen lässt – ideal, um viele bisher nicht geförderte Entwickler-Personalkosten auch nachträglich geltend zu machen.

Diese strategische Herangehensweise ermöglichte es dem Unternehmen, verschiedene Förderprogramme optimal zu kombinieren und seine Entwicklung von Beginn an solide zu finanzieren. Die Gesamtförderung setzte sich grob wie folgt zusammen:

Das Unternehmen konnte insgesamt mehr als 800.000 € in Förderung für sich sichern:

  •  Vorgründercoaching: 5.600 €

  • Startzuschuss: 36.000 €

  • BayTOU: 150.000 €

  • WIPANO: 16.000 €

  • Markenanmeldung; 1.000 €

  • KMU Innovativ: 200.000 €

  • Forschungszulage: 400.000 €

Zusammenfassend: Eine durchdachte Public-Funding-Strategie bietet Startups eine finanzielle Unterstützung und einen strategischen Wettbewerbsvorteil. Sie minimiert Risiken, ermöglicht Wachstum und fördert nachhaltige Innovationen. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, mit einer klaren Förderstrategie ins neue Jahr zu starten, um im immer härter werdenden Wettbewerb erfolgreich zu bestehen.

Über den Autor
Pierre Ostrowski ist Managing Partner bei der Zebra Embassy GmbH, einem 2021 in München ins Leben gerufenen Beratungsunternehmen. Zebra Embassy hat erfolgreich mehr als 250 Startups und Scaleups unterstützt und dabei ein Fördervolumen von über 100 Millionen Euro mobilisiert. Mit der klaren Vision, nachhaltiges Wachstum, Effizienz und öffentliche Finanzierungsmöglichkeiten zu stärken, setzt sich das Unternehmen entschieden für die Förderung von “Zebra Werten” ein – und damit für eine nachhaltige und zukunftsfähige Startup-Kultur in Deutschland. Zebra Embassy stellt das Public Funding Whitepaper 2025 kostenlos bereit, um einen umfassenden Überblick über die deutsche Förderlandschaft zu geben und den Zugang zu öffentlichen Fördermitteln zu erleichtern. Hier geht’s zum Whitepaper.

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