#Interview

“Der Fokus auf Europa war die richtige Entscheidung”

Holidu startete einst als Suchmaschine für Ferienunterkünfte. Daraus wurde eine "Gastgeber-Lösung" für Vermieterinnen und Vermieter. 2022 erwirtschaftete das Unternehmen, das über 600 Mitarbeitende beschäftigt, 46,5 Millionen Umsatz.
“Der Fokus auf Europa war die richtige Entscheidung”
Dienstag, 17. Dezember 2024VonAlexander

In den vergangenen Jahren flossen rund 200 Millionen Euro in die 2014 von Johannes Siebers und Michael Siebers gegründete Münchner Ferienhausplattform Holidu – unter anderem von 83North, Prime Ventures, EQT Ventures, Northzone, HV Capital und Kees Koolen. Zuletzt fiel das Unternehmen, das über 600 Mitarbeitende beschäftigt, insbesondere durch Übernahmen von Wettbewerbern auf. 

“Unsere wichtigste Erkenntnis: M&As müssen skalierbar sein, um das ‘Core Geschäft’ nicht zu sehr abzulenken. Durch klare Prozesse für Due Diligence, Integration und Bewertung haben wir ein Playbook entwickelt, das uns erlaubt, mehrere Übernahmen pro Jahr effizient durchzuführen. Wir integrieren die neuen Teams schnell und vollständig, um Doppelstrukturen zu vermeiden, und setzen auf klare Verantwortlichkeiten in allen Phasen”, sagt Holidu-Gründer Johannes Siebers.

2022 erwirtschaftete das Unternehmen, das unter anderem mit HomeToGo konkurriert, einen Umsatz in Höhe von 46,5 Millionen Euro (Vorjahr:  50,1 Millionen). Im Interview mit deutsche startups spricht Gründer Johannes Siebers einmal ausführlich über die aktuelle Lage bei Holidu.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Dein Startup erklären?
Holidu ist eine Plattform, die Ferienhausbesitzern hilft, ihre Unterkünfte einfach zu vermieten, und Gästen ermöglicht, Ferienhäuser sicher und mit Freude zu buchen – online und per App.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Unser ursprünglicher Ansatz war eine Suchmaschine für Ferienunterkünfte. Doch schnell wurde uns klar, dass viele Probleme, wie veraltete Kalender, ohne technologische Unterstützung der Vermieter nicht gelöst werden können. Deshalb haben wir 2015 begonnen, eine Technologie und einen Service speziell für Gastgeber zu entwickeln. Unsere Gastgeber-Lösung macht inzwischen über 70 Prozent unseres Gruppen-Umsatzes aus. Wir betreuen hier europaweit mehr als 23.000 Vermieter mit mehr als 44.000 Unterkünften. Seit 2023 helfen wir auch Destinationen, ihren Online-Vertrieb zu verbessern.

Wie hat sich Holidu seit der Gründung entwickelt?
Holidu hat sich zu einem internationalen Unternehmen mit über 600 Mitarbeitern aus mehr als 60 Nationen entwickelt. Wir betreuen mehr als 44.000 Ferienunterkünfte direkt und bündeln Angebote von über 2.500 geprüften Partnern. Mit 24 Niederlassungen in Europa sind wir bestens aufgestellt, um weiterzuwachsen.

In den vergangenen Jahren seid Ihr auch durch Übernahmen gewachsen. Was waren bei all diesen Übernahmen Eure wichtigsten Learnings?
Unsere wichtigste Erkenntnis: M&As müssen skalierbar sein, um das “Core Geschäft” nicht zu sehr abzulenken. Durch klare Prozesse für Due Diligence, Integration und Bewertung haben wir ein Playbook entwickelt, das uns erlaubt, mehrere Übernahmen pro Jahr effizient durchzuführen. Wir integrieren die neuen Teams schnell und vollständig, um Doppelstrukturen zu vermeiden, und setzen auf klare Verantwortlichkeiten in allen Phasen.

Inzwischen arbeiten 600 Mitarbeitende für Holidu. Wie habt Ihr es geschafft, dieses Wachstum zu organisieren?
Unser Erfolg basiert auf einer klaren Vision, transparenter Kommunikation, einer starken Unternehmenskultur, die attraktiv für Top-Performer ist, und skalierbaren Prozessen im Recruiting und Onboarding. Mit regelmäßigen Events wie unseren “Culture Days”, Gamifications, und virtuellen Formaten stärken wir die Zusammenarbeit über Standorte hinweg.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schiefgegangen?
Die Corona-Krise hat uns vor große Herausforderungen gestellt. Plötzlich war unser Geschäftsmodell stark beeinträchtigt, und wir mussten schnell reagieren. Eine weitere Lektion war unsere zwischenzeitlich kurze Expansion in die USA, die wir damals wieder zurückgenommen haben – der Fokus auf Europa war die richtige Entscheidung, um nachhaltig zu wachsen.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Der Wandel von einer reinen Suchmaschine zu einem umfassenden Service für Gastgeber und Gäste war ein entscheidender Schritt, der uns geholfen hat, den Markt nachhaltig zu professionalisieren. Besonders stolz sind wir auf die hohe Zufriedenheit unserer Gastgeber: Unsere Weiterempfehlungsquote ist außerordentlich stark, und unsere Revenue Retention liegt bei über 100 %, was für ein Unternehmen mit Consumer / SMB Kunden (Small and Medium-sized Businesses) außergewöhnlich ist. Ebenso erfreulich sind die sehr guten Nutzerbewertungen für unsere Holidu Homes, die zeigen, dass wir den Gästen einen herausragenden Service bieten. Diese Erfolge bestätigen, dass wir nicht nur wirtschaftlich wachsen, sondern auch echten Mehrwert für unsere Kunden schaffen. Hierauf sind wir als Team besonders stolz. 

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Glaube an deine Vision und denk von Anfang an groß. Große Probleme zu lösen, hilft nicht nur bei der Produktentwicklung, sondern auch dabei, Talente und Investoren zu gewinnen. Sei bereit, aus Fehlern zu lernen und mit jedem Rückschlag stärker zu werden.

Wo steht Holidu  in einem Jahr?
Wir werden unsere Position als führender Anbieter für Ferienhausvermietung in Europas Top-Destinationen weiter ausbauen. Mit über 44.000 verwalteten Ferienunterkünften stehen wir am Anfang eines riesigen Marktes mit über vier Millionen Objekten allein in Europa. Wir sind auf dem Weg zur Nr. 1 bei der Ferienvermietung in Europas Top-Urlaubsregionen – durch innovative Technologie, hervorragenden Service und die besten Teams.

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Foto (oben): Holidu 

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.