Fünfzehn Fragen an Jan Philipp Hinrichs von CaptchaAd

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein? Auf der einen Seite ist es eine riesen Möglichkeit, seine eigenen Ideen und Vorstellungen zu entwickeln und auch wirklich umsetzen zu können, andererseits heißt […]

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Auf der einen Seite ist es eine riesen Möglichkeit, seine eigenen Ideen und Vorstellungen zu entwickeln und auch wirklich umsetzen zu können, andererseits heißt es auch extreme Disziplin, Eigeninitiative und ein hohes Maß an Verantwortung, denn das Risiko trägt man ja letztendlich selbst. Man weiß zumindest wofür man was tut!

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Gegen Ende der Diplomarbeit waren wir auf der Suche nach einer Finanzierungsmöglichkeit einer damals angedachten Website und sind eigentlich durch Zufall auf die Idee gekommen, Spamschutz, also Captchas, mit einer interaktiven Werbeform zu verbinden. Als wir dann recherchierten, dass weltweit jährlich mehrere Milliarden von Captchas ausgefüllt werden, waren wir elektrifiziert.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Bis jetzt haben wir vier Gründer alles aus eigenen Mitteln finanziert. Außerdem konnten wir Ende letzten Jahres die Venture Hub UG, ein Team von drei Business Angeln mit weit reichender Branchenerfahrung und erstklassigem Netzwerk, für CaptchaAd als Smart-Capital-Investoren gewinnen.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Am Anfang war die Frage der Produktplanung, d.h. wie genau wollen wir CaptchaAd in welcher Form eigentlich umsetzen, natürlich ein wichtiges Thema und auch ein längerer Prozess mit vielen kurzen Nächten. Generell der größte Stolperstein ist und war aber, diese komplett neue Idee, wofür es vorher noch keinen Markt gab, den einzelnen Gesprächspartnern erfolgreich zu vermitteln, denn Neuem stehen viele erst einmal skeptisch gegenüber. Dass wir von den rund 300 Teilnehmern des Start-Up Camps von Sun Microsystems und Thierhoff Consulting am 6. März zum “Champ of the Camp” gewählt wurden zeigt jedoch, dass anfängliche Skepsis gegenüber unserem Geschäftsmodell schnell nachlässt, wenn man sich genauer mit den Möglichkeiten und unseren Ideen beschäftigt.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde vorher im Lotto gewinnen und dann die Zeit haben, mich voll auf die Entwicklung und die Vermarktung von CaptchaAd zu kümmern und weniger Zeit mit der Suche nach weiteren Investoren zu verbringen. Letztlich ist es für uns aber auch wichtig einen Synergieinvestor zu finden, der “passt” und der uns auch operativ – zum Beispiel durch die Vernetzung mit bereits bestehenden Portfoliounternehmen – weiter bringt.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Für uns ist virales Marketing sehr wichtig. Je mehr Webseiten und Blogs in Zukunft CaptchaAd einsetzen, desto schneller können wir auf uns aufmerksam machen und dadurch die einmalige Monetarisierungsmöglichkeit durch Captcha Advertising etablieren. Ein Beispiel: Ende letzter Woche hat ein russischer Blog über uns berichtet. Daraufhin kamen in wenigen Stunden etliche Klicks auf unsere HP aus fast allen Teilen Russlands und den ehemaligen GUS-Staaten. Das nenne ich virales Marketing. Aber auch Portalkooperationen und natürlich das Affiliate-Marketing sind für uns wichtige Eckpfeiler.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine Mitgründer Michael Keferstein, Alexander Kraft und Thomas Zumtobel – dann natürlich das Team vom Venture Hub. Aber auch meine Familie, enge Freunde und meine Freundin, die oft zu kurz kommt, haben mich immer extrem unterstützt. Einen großen Dank mal an dieser Stelle.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Wenn man zum richtigen Zeitpunkt eine gute Idee hat, mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell und einem guten Team um sich herum, dann sollte man sich nicht durch Skeptiker beirren lassen, sondern loslegen, einfach mal machen und durchziehen. Teamwork ist super wichtig, aber auch mal wichtige Entscheidungen selbst treffen. Man sollte zudem einen langen Atem haben.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich würde mir wirklich wünschen, dass es mehr Unterstützung und Initiativen gerade für Existenzgründer und wachstumsorientierte Start-ups mit guten Ideen geben würde.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Wenn ich kein Start-up gegründet hätte, würde ich wahrscheinlich in der Beteiligungs-/VC-Branche arbeiten und Businesspläne von Start-ups analysieren und in gute, innovative Ideen und Konzepte investieren. Denn neue wachstumsorientierte Unternehmen braucht das Land.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Auch wenn es eigentlich längst kein Start-up mehr ist, würde mich bei der StudiVZ-Gruppe mal interessieren, wie viele Millionen Captchas dort täglich geschaltet werden und wie viel Werbeumsatz denen dadurch flöten geht, dass sie noch keine CaptchaAds einsetzen.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Privat würde ich gerne mal in die 60/70er Jahre nach San Francisco reisen. Ansonsten würde es mich doch sehr interessieren für nur eine Minute ins Jahr 2020 zu reisen, um Gewissheit zu erhalten, dass unser heutiges Engagement und unser Arbeitseinsatz für CaptchaAd die Sache wert sind.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ehrlich, ich würde einen großen Teil davon sofort in CaptchaAd investieren!

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mal etwas später aufstehen, den Sportteil der Bild am Sonntag “studieren” und dann ausgiebig mit Freundin und Freunden brunchen gehen. Kommt zurzeit nur leider selten vor.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Helmut Schmidt würde ich gerne mal einen schwarzen Kaffee trinken gehen, sehr gerne dann auch 1-2 Bier.

Zur Person
Jan Philipp Hinrichs, Jahrgang 1979, ist zusammen mit Michael Keferstein, Alexander Kraft und Thomas Zumtobel Mitgründer von CaptchaAd (www.captchaad.com) und dort für die Bereiche Sales und Business Development zuständig. Vor Gründung von CaptchaAd arbeitete er beim Eventdienst invyte im Bereich Marketing und Sales. Nach Abschluss einer Bankausbildung bei der Commerzbank und Auslandsaufenthalten in Spanien und den USA, studierte er Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Unternehmensführung. In zahlreichen Praktika konnte er zudem weitere praktische Erfahrungen sammeln und arbeitete an der Konzeption und Entwicklung verschiedener Start-up-Projekte mit.

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.