#Zahlencheck

Vor dem Exit an Shift kommt Movinga auf 13 Millionen Verlust

Im zweiten Corona-Jahr fuhr Movinga einen Verlust von 13 Millionen Euro ein. Insgesamt kostete der Aufbau von Movinga nun bereits rund 100 Millionen. Unter dem Schirm von Shift soll das Unternehmen nun endlich den Sprung in die Profitabilität schaffen. Zuvor gab es aber neues Kapital.
Vor dem Exit an Shift kommt Movinga auf 13 Millionen Verlust
Mittwoch, 15. November 2023VonAlexander

Der Berliner Umzugsvermittler Movinga legt neue Unternehmenszahlen vor – und zwar den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2021. Im zweiten Corona-Jahr erwirtschaftete das Unternehmen, das inzwischen zum englischen Umzugsunternehmen Shift gehört, ein Rohergebnis in Höhe von rund 10,8 Millionen (Vorjahr: 7 Millionen). Der Jahresfehlbetrag lag bei üppigen 13 Millionen (Vorjahr: 8,2 Millionen). Das 2015 gegründete Unternehmen war somit ein extrem verlustreiches Unternehmen.

“Das Rohergebnis ist gegenüber dem Vorjahr um 54 % im Berichtsjahr gestiegen. Die Verfügbarkeit eines Corona-Impfstoffes und eine anziehende Weltkonjunktur führten zu einer deutlichen Steigerung der Umsatzzahlen”, heißt es im Jahresabschluss. Zum hohen Verlust teilt das Team mit: “Das negative Ergebnis vor Steuern ist maßgeblich beeinflusst durch die Abschreibungen auf Finanzanlagen. Ohne diesen Effekt hätte sich das negative Ergebnis vor Steuern um 49 % von TEUR -8.237 im Jahr 2020 auf TEUR -4.136 im Geschäftsjahr 2021 reduziert.”

Und auch 2022 schrieb das Unternehmen weiter rote Zahlen: “Für das Geschäftsjahr 2022 wurde nach dem vorläufigen, ungeprüften Jahresabschluss ein negatives Ergebnis in Höhe von EUR -6,7 Mio. erwirtschaftet. Zur Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit und damit zur Sicherstellung der Fortführung der Unternehmenstätigkeit der Gesellschaft hat die Gesellschaft eine weitere Finanzierung in Höhe von 3 Mio. EUR in Form eines Wandeldarlehens im September 2021 erhalten.” Das Rohergebnis lag 2022 bei rund 11 Millionen.

Movinga bleibt somit weit entfernt von schwarzen Zahlen. Insgesamt kostete der Aufbau von Movinga bis Ende 2021 bereits rund 94 Millionen. Nach den vorläufigen Zahlen kommen noch weitere rund 6 Millionen hinzu. Somit belaufen sich die Verluste bei Movinga inzwischen auf rund 100 Millionen. Vor dem Exit an Shift hielten die Hexal-Gründer die Mehrheit am Unternehmen. Der neue Eigentümer stellte dem Team erst einmal 8 Millionen zur Verfügung.

“Somit ergaben sich im Geschäftsjahr 2022 keine finanziellen Engpässe und auch aus der vorliegenden Planung für das Geschäftsjahr 2023 und fortführend ergeben sich keine finanziellen Engpässe”, teilt Movinga dazu mit. Nun muss das Team aber auch liefern! Das Ziel sind schwarze Zahlen. Gelingen soll dies unter anderem durch “zusätzliche Kostenreduktionen im Bereich der generellen Fixkosten und der Personalaufwendungen”. Zumindest zeigt der zuletzt gestiegene Umsatz, dass Movinga nun endlich tatsächlich ein Erfolg werden könnte.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2021

* Das Rohergebnis ist gegenüber dem Vorjahr von TEUR 7.018 auf TEUR 10.815 um 54 % im Berichtsjahr gestiegen. Die Verfügbarkeit eines Corona-Impfstoffes und eine anziehende Weltkonjunktur führten zu einer deutlichen Steigerung der Umsatzzahlen.
* Im September 2021 wurde ein Wandeldarlehen in Höhe von 3 Mio. Euro ausgegeben. Zusätzlich zum Wandeldarlehen wurde im September 2021 ein sogenannter Media for Equity Deal in Höhe von TEUR 750 abgeschlossen, welches ebenso wie das Wandeldarlehen und die Kapitalerhöhung in die Kapitalrücklage eingestellt wurde. Im Zuge dieser Kapitalerhöhungen wurden insgesamt TEUR 4.260 in die Kapitalrücklage eingestellt. Der Media for Equity Deal wurde in 2021 nur in Höhe von TEUR 366 genutzt. Das übrige Kontigent in Höhe von TEUR 384 wurde 2022 genutzt.
* Die Personalkosten nebst Sozialabgaben stiegen um 13 %. Nach dem signifikanten Rückgang der durchschnittlichen Mitarbeiterzahl im Vorjahr gab es 2021 einen weiteren Anstieg auf Grund des erhöhten Geschäftsvolumens um 20 Mitarbeiter.
* Für das Geschäftsjahr 2022 wurde nach dem vorläufigen, ungeprüften Jahresabschluss ein negatives Ergebnis in Höhe von EUR -6,7 Mio. mit entsprechenden Liquiditätsabflüssen erwirtschaftet. Zur Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit und damit zur Sicherstellung der Fortführung der Unternehmenstätigkeit der Gesellschaft hat die Gesellschaft eine weitere Finanzierung in Höhe von 3 Mio. EUR in Form eines Wandeldarlehens im September 2021 erhalten. Des Weiteren konnte am 15. Dezember 2022 ein neuer Mehrheitsinvestor für die Movinga GmbH gewonnen werden. Die Jasaarah M1 Limited, London, Großbritannien, stellt gemäß Vertrag vom 15.12.2022 zusätzliches Kapital in Höhe von 8 Millionen EUR zur Verfügung. Die ersten beiden Tranchen in Höhe von jeweils einer Million Euro sind im Zeitpunkt der Berichterstattung bereits zugeflossen, die weiteren Mittel sollen der Gesellschaft bis April 2023 zufließen. Somit ergaben sich im Geschäftsjahr 2022 keine finanziellen Engpässe und auch aus der vorliegenden Planung für das Geschäftsjahr 2023 und fortführend ergeben sich keine finanziellen Engpässe.
* Die Unternehmensplanung für 2023 geht von höheren Umsätzen und einer Verbesserung der Profitabilität aus.
* Für das Jahr 2023 liegt der klare Fokus auf der Prozessautomatisierung. Verstärkt durch Investitionen in die Bündelung und Preisalgorithmen, stellt dies einen sehr positiven Ausblick für das Jahr 2023 dar. Zusätzliche Kostenreduktionen im Bereich der generellen Fixkosten und der Personalaufwendungen bilden ein Fundament für die nachhaltige Profitabilität ab dem Jahr 2023 und Folgejahre.
* Die durchschnittliche Anzahl der während des Geschäftsjahres beschäftigten Arbeitnehmer beträgt 133.

Movinga im Zahlencheck

2021: 10,8 Millionen Euro (Rohergebnis); 13 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2020
: 7,0 Millionen Euro (Rohergebnis); 8,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2019: 9,4 Millionen Euro (Rohergebnis); 14,3 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2018
: 9,8 Millionen Euro (Rohergebnis); 8,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2017
: 5,4 Millionen Euro (Rohergebnis); 12,9 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: -816.983 Euro (Rohergebnis); 30,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 6,1 Millionen Euro (Bilanzverlust)

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.