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Urban Challenger: Warum viele Investoren Wiederholungsgründer mögen
Für die meisten GründerInnen in frühen Phasen ist es super beeindruckend, wenn sie hören, dass jemand sein Startup für eine hohe Summe verkauft hat. Doch ist so jemand für seine nächste Gründung noch entsprechend motiviert? Nicht nur die Meinungen der TV-Löwen gehen da auseinander.
In der aktuellen Folge von “Die Höhle der Löwen” wagen sich die Brüder Daniel und Simon Heitz vor die oft sehr kritischen Investoren. Mit ihre Startup Urban Challenger treten sie an, den coolsten und spannendsten City Guide in Deutschland zu etablieren. Damit sprechen sie vor allem Gruppen an, die auf gemeinsamen Reisen oder bei Team Events nicht nur Wissen sammeln wollen, sondern auch viel Spaß beim Interagieren miteinander und mit ihrem Umfeld dort haben wollen.
So dürfen die Löwen dann direkt auch einmal eine der vielen Challenges ausprobieren und sollen eine ihrer hervorstechendsten Eigenschaften oder Qualitäten in einer Pose darstellen und davon ein Gruppenfoto machen, was allen sichtlich Spaß macht.
Das Konzept bekommt in der Folge auch viel Lob, doch bezüglich der Gründer gehen die Meinungen auseinander, was als ZuschauerIn teilweise recht schwer nachvollziehbar ist. Vielleicht fehlen auch ein paar entscheidende Sätze und Geschehnisse im fertigen Schnitt, was natürlich viel Raum für Spekulationen lässt.
Ein Thema ist jedoch sehr präsent und scheint heiß diskutiert worden zu sein: haben die beiden Gründer die richtige Einstellung? Carsten Maschmeyer zum Beispiel gefallen die Antworten auf die Zahlenfragen nicht, und er schließt daraus, dass die Brüder nicht den richtigen „Spirit“ haben, und steigt daher aus. Auch Nils Glagau wird dies als Hauptausstiegsgrund aufführen, sagt aber auch, dass er glaubt, dass die beiden ein cooles Team sind. Ist dies widersprüchlich oder was unterscheidet ein „cooles Team“ von einem mit dem richtigen „Spirit“?
So richtig bekommt man es nicht zu fassen, was aber relativ schnell klar wird, ist die Unzufriedenheit der Löwen mit den Antworten der Gründer-Brüder auf die Fragen nach geplanten Umsätzen und Kunden. Doch selbst, wenn man diese als ein wenig unsicher empfindet, da sie oft nicht direkt wie aus der Pistole geschossen kommen, scheinen sie sich vorbereitet zu haben und beantworten die Fragen sehr wohl. Hier ist es natürlich auch viel subjektiver Eindruck eines Investors, ob man einen solchen Eindruck nun einfach auf Nervosität schiebt oder daraus direkt Rückschlüsse auf wirklich fehlende Zahlensicherheit schiebt. Der Faktor Aufregung ist sicherlich in der Höhle noch einmal stärker, aber auch außerhalb nicht ganz außer Acht zu lassen, schließlich geht es um viel Geld und nicht alle GründerInnen haben schon reichlich Investorenerfahrung.
Waren die Löwen also vielleicht ein bisschen streng mit Urban Challenger, oder spielte noch etwas anderes mit?
Tillmann Schulz stellte auch eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang, nämlich die, ob beide schon zu 100% für ihr Startup arbeiten würden. Dabei kam heraus, dass Urban Challenger eine Weile als Nebenprojekt lief, da einer der Brüder studierte, während der andere noch ein anderes Startup hatte, das 2021 verkauft wurde. Hier spürt man direkt das Interesse der Löwen, besonders Janna Ensthaler will mehr wissen. Die Gründer sprechen von einer „lebensverändernden Summe“ und es schwingt zumindest mit, dass beide sich nun voll auf Urban Challenger fokussieren wollen.
Tatsächlich ist es unter Investoren immer wieder eine spannende Frage, ob solche „Wiederholungsgründer“ unumwunden positiv zu beurteilen sind oder nicht. Bei sehr vielen Geldgebern erfreuen sie sich jedenfalls größter Beliebtheit, und lange war es so, dass ein Teammitglied, das bereits einen erfolgreichen Exit hinter sich hatte, fast ein Garant für eine gut bewertete Finanzierungsrunde selbst in frühen Phase war.
Verständlich ist das allemal, schließlich kann man davon ausgehen, dass solche Menschen die seltene Kombination von fachlichen Fähigkeiten und unternehmerischen Qualitäten besitzen, die für den Erfolg eines Startup unverzichtbar ist. Doch schließt das den berühmten „Spirit“ mit ein? Es gibt mittlerweile tatsächlich einige Geldgeber, die glauben, dass gerade der verloren geht, wenn es keinen finanziellen Druck mehr gibt. Andere glauben dagegen, dass solche GründerInnen sich dann erst recht Betätigungsfelder suchen, für die sie brennen und begrüßen außerdem, dass ihre Startups durch den geringeren eigenen finanziellen Druck einen längeren Runway haben.
Für Janna Ensthaler jedenfalls scheinen die positiven Argumente zu überwiegen, sie widerspricht ihren Mit-Juroren und bieten den Gründern schließlich die gewünschten 60.000 Euro – allerdings für 25% statt für die angebotenen 15%. Sie bekommt eine sofortige Zusage, und im späteren Interview betonen die Gründer, dass es ihnen um die Partnerschaft und nicht um die reine Bewertung ging. Tatsächlich beobachtet man gerade bei Wiederholungsgründern häufig, dass sie weniger um die letzten Prozente feilschen, dafür Investoren aber mehr auf ihre sonstigen Mehrwerte prüfen. Und da scheint Janna Ensthaler insbesondere mit ihrer Plattform Event Inc die perfekte Wahl zu sein.
Carsten Maschmeyer bemerkt zwar im Nachhinein noch, dass sie begeisterter von dem Unternehmen wäre als die Gründer selbst, doch die Investorin ist anderer Meinung. Auch die ZuschauerInnen können miterleben, dass die Freude bei Urban Challenger groß ist. Sind die anderen vier Löwen also einer Fehleinschätzung unterlegen? Zumindest illustriert dieser Fall einmal mehr, wie unterschiedlich die Wahrnehmung verschiedener Investoren und damit auch ihr Feedback ausfallen können, besonders bei eher schwammigen Faktoren wie „Spirit“. Denn gerade weniger extrovertierte Menschen können ihren Spirit vielleicht nicht immer so klar demonstrieren, als Investor könnte man so also schnell eine tolle Gelegenheit übersehen.
Urban Challenger hatte seinen Spirit jedoch zumindest am Anfang bei der Challenge allen fünf Löwen näherbringen können. Bleibt ihnen zu wünschen, dass sie diesen zusammen mit ihrer Löwin nun auch noch in viele weitere Städte tragen werden.
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