#Interview

“Warnsignale ernst nehmen – meistens bewahrheiten sie sich”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Natürlich ist jeder Tag anders, aber im Büro angekommen beginnen die meisten Arbeitstage dann mit internen Abstimmungen mit den Teams über Prioritäten und To-dos für den Tag", sagt Hedda Båverud Olsson, Gründerin von Lassie.
“Warnsignale ernst nehmen – meistens bewahrheiten sie sich”
Dienstag, 1. August 2023VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Hedda Båverud Olsson, Gründerin von Lassie. Das Startup aus Stockholm positioniert sich als “präventive Tierversicherung”.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
In der Regel nehme ich meinen Labrador Louie mit ins Lassie-Büro, d.h. ich starte mit einem Spaziergang dorthin in meinen Tag. Währenddessen versuche ich nicht zu telefonieren, um ein wenig Quality Time mit Louie zu verbringen und Energie vor einem hektischen Arbeitstag zu tanken. Unterwegs gibt’s meistens noch einen Kaffee auf die Hand, um mich mit Koffein zu versorgen. Natürlich ist jeder Tag anders, aber im Büro angekommen beginnen die meisten Arbeitstage dann mit internen Abstimmungen mit den Teams über Prioritäten und To-dos für den Tag.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Nach der Arbeit verbringe ich gerne Zeit mit meinen Tieren, dazu gehören wie gesagt mein Hund Louie sowie mein Pferd Larrie. Egal wie stressig der Tag oder die Woche war, die beiden spielen eine wichtige Rolle für mich, um auch im Alltag ein wenig zu entschleunigen. Es ist daher für mich absolut nicht verwunderlich, dass Tiere nachweislich glücklicher machen. Nach einer Auszeit mit den beiden merke ich richtig, wie meine Batterien aufgeladen sind und ich wieder deutlich fokussierter bin. Sie sind sozusagen mein “Yoga” und Ausgleich zu einem vollen Arbeitstag.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Dass man sich nicht wirklich auf die Gründung vorbereiten kann. Jeder Tag wird anders sein und es werden viele verschiedene Herausforderungen auftauchen. Es hat keinen Sinn, sich darüber im Voraus den Kopf zu zerbrechen. Stattdessen sollte man sich mit guten Mentoren oder Angels/Investoren umgeben, die einen während dieser Phase unterstützen und mit Ratschlägen zur Seite stehen. Es geht nicht darum, Problemen aus dem Weg zu gehen, sondern viel eher darum, schnell und gut darin zu sein, diese zu lösen. Das Kernteam ist besonders wichtig, weswegen man wirklich auf die richtigen Mitgründer*innen achten sollte. Das macht aus meiner Sicht ganz klar den Unterschied aus. Am Anfang, als ich nach Mitgründer*innen suchte, war ich ein wenig ungeduldig und wollte einfach sofort loslegen. Jetzt bin ich froh, dass ich nach einer Weile auf Sophie Wilkinson und Johan Jönsson gestoßen bin, die aus meiner Sicht die perfekten Mitgründer sind, um ein Unternehmen wie Lassie aufzubauen. Sophie bringt als ehemalige Leiterin für den Bereich Tierversicherung bei einem der größten nordischen Versicherer langjährige Versicherungsexpertise mit. Johan, hat mehr als zehn Jahre Erfahrung als Full-Stack Entwickler u.a. bei Spotify und King. Wir ergänzen uns fachlich und persönlich ausgezeichnet, ich kann mir keine bessere Konstellation vorstellen.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Eine der größten Hürden war es für mich, die richtigen Mitgründer:innen zu finden. Ich hatte zwar die Idee, aber kein Netzwerk in der Tech- oder Versicherungsbranche.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Wir machen jeden Tag Fehler, wie es bei einem Start-up sicherlich auch sein sollte. Ansonsten wären wir nicht schnell genug und würden Chancen, die sich uns bieten, vielleicht einfach verpassen. Ein Fehler, den ich in der Vergangenheit gemacht habe, war, nicht schnell genug gehandelt zu haben, wenn etwas nicht funktioniert bzw. Anzeichen dafür zeigt. Daher habe ich gelernt: Warnsignale direkt ernst zu nehmen – meistens bewahrheiten sie sich.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Ein gutes Netzwerk und das Fragen nach Empfehlungen ist für mich unerlässlich, um Mitarbeiter*innen zu finden, die zu uns passen.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Man sollte sich nicht davor scheuen, nach Rat zu fragen! Ich habe mir viele Ratschläge eingeholt, vor allem, als ich ganz zu Beginn mit meiner Idee für Lassie noch alleine war. Empfehlungen haben mich zum Beispiel zu meinen beiden Mitgründer*innen als auch zu unserer ersten Angel-Runde geführt.

Ohne welches externes Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Für unsere alltäglichen Abläufe nutzen wir hauptsächlich Google-Tools, Slack und Notion. Sollte es diese externen Tools nicht mehr geben, bin ich mir sicher, dass wir eine Alternative finden würden.

Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Ich versuche immer motivierte Mitarbeiter*innen zu finden, die für die Lassie Mission sowie ihren Aufgabenbereich brennen und gebe ihnen viel Verantwortung sowie klare Ziele. Wir kommen außerdem regelmäßig als gesamtes Lassie Team zusammen, um Learnings zu teilen und natürlich Erfolge gemeinsam zu feiern – z.B. in unseren Breakfast & Learn Sessions oder regelmäßigen After-Works.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Mit Lassie in Deutschland live zu gehen und zu sehen, wie das Geschäft explodiert. Das ist ein einzigartiges Gefühl. Unser Erfolg in Schweden, unserem Heimatmarkt, ist eine Sache, aber Deutschland war immer der Traum. Das Potenzial in Deutschland für Tierversicherungen ist riesig!

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Lassie