#Gastbeitrag
Veränderung gehört dazu, wenn du vorankommen willst
Als ich Anfang April zu Juniqe kam, wartete da ein sehr großes, aber spannendes Projekt auf mich: Die Marke sollte unternehmerisch auf das nächste Level gehoben werden – vom bekannten, aber gewinnschwachen Startup zum profitablen, langfristig ausgerichteten Unternehmen. Diesen spannenden Prozess habe ich bereits bei Zalando, wo ich zuvor über zehn Jahre lang gearbeitet habe, miterlebt. Die Entwicklung war hier besonders krass: vom Startup zum Milliarden-Konzern.
Ich wusste also, bevor ich den Job angenommen hatte: Da kommt Arbeit auf mich zu. Aber ich wusste auch, dass ich diese Chance auf jeden Fall nutzen will.
Wie fange ich mit so einer großen Aufgabe an? Ganz klein
Das ist für mich das Allerwichtigste am Anfang: Sich bewusst zu machen, dass eine Mammutaufgabe wie die, vor der ich stand, nicht über Nacht passieren wird. Auch nicht innerhalb eines Monats oder Jahres, sondern ganz langsam, in kleinen Schritten. So groß die Motivation auch ist, direkt alles umzukrempeln: Step by Step kommst du ans Ziel. Sich kleine, schnell erreichbare Ziele zu setzen, ist auch deshalb schlau, weil man so immer wieder für kleine Erfolgserlebnisse sorgt – und das motiviert maximal!
Deshalb habe ich mir aus den großen Zielen, die wir für 2022 hatten und auch weiterhin für 2023 haben, kleinere Teilziele abgeleitet, die wir direkt angehen konnten. Beispielsweise sind wir einmal alle Rechnungen durchgegangen, um zu verstehen, wo sich die Kosten verstecken (kann ich nur empfehlen, wir haben dabei so einige “Leichen” entdeckt und nun erfolgreich verbannt).
Veränderungen Step by Step herbeizuführen anstatt einmal mit dem Holzhammer zu kommen, macht es auch nicht nur dir einfacher, sondern auch deinem Team. Denn Veränderung heißt für einen Teil deines Teams sicherlich auch erstmal Verunsicherung.
Gegenwind ist unvermeidbar
Ich habe ein gewisses Muster festgestellt, das auch viele Expert:innen beobachtet haben: Wenn Veränderungen im Unternehmen anstehen, spaltet sich das Team grob in drei Gruppen. Eine Gruppe hängt in der Vergangenheit fest und will sich davon auch nicht lösen – das sind laut Expert:innen mit etwa 20 Prozent die “Bewahrer:innen” und “Neinsager:innen”. Die zweite Gruppe ist zögerlich und braucht einfach Zeit, um die Veränderung zu akzeptieren und das Positive darin zu sehen. Das sind die “Zurückhaltenden” mit etwa 60 Prozent. Und die Mitarbeiter:innen der dritten Gruppe (etwa 20 Prozent) haben extrem Lust auf Veränderung und sind voll dabei – das sind die “Mitmacher:innen”. Natürlich gibt es auch hier ein Dazwischen und nicht nur Gruppe eins, zwei und drei.
Eine offene Kommunikation ist die beste Change-Strategie
Wichtig finde ich hier, auf jeden Mitarbeitenden einzugehen und zu versuchen, alle mit ihren Bedenken und Sorgen abzuholen – und zu erklären, warum die Veränderung so wichtig für das Unternehmen ist. Ich habe hier wirklich mit jedem Teammitglied einzeln das Gespräch gesucht und mir angehört, was wer warum auf dem Herzen hat.
Bei einer Umfrage der Unternehmensberatung Mutaree kam heraus, dass bei vielen Change-Prozessen in Unternehmen die persönliche Ebene zu kurz kommt. Auf Strategien, Prozesse und Strukturen würde geachtet, aber eben nicht auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen. 94 Prozent der Mitarbeiter:innen gaben an, dass sie sich bei Veränderungen im Unternehmen vor allem Menschlichkeit wünschen. 55 Prozent sagten, dass ihre Bedürfnisse nicht ernst genommen würden. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Transparenz, eine offene Kommunikation und aktive Einbindung des Teams sind also das A und O in Change-Prozessen – auch wenn es mehr Arbeit bedeutet. Denn am Ende sind es die Mitarbeiter:innen, die die Veränderung gestalten und umsetzen. Hierfür kann man sich übrigens auch Hilfe holen. Von einem Coach beispielsweise, der sich mit Change Management auskennt. Knowledge-Sharing ist immer wertvoll!
Veränderung muss normal werden
Die Studie der IW sagt: Es braucht eine Kultur der Veränderung. Dem stimme ich zu 100 Prozent zu. Ohne Veränderung bleibst du stehen. Das gilt für Personen genauso wie für Unternehmen. Gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit, in der auch Trends eine große Rolle spielen. Es braucht immer wieder ein Hinterfragen des Status Quo: Ist das noch richtig so? Ist das noch gut so oder braucht es hier eine neue Lösung?
Deshalb will ich mich auch nicht mit einem “das funktioniert nicht” zufriedengeben, sondern suche lieber nach einer Lösung, die es eben doch möglich macht.
Agilität ist für mich hier das Stichwort. Oder: Organizational Dexterity. Diesen Begriff habe ich neu gelernt. Das bedeutet so viel wie: Als Unternehmen auf jede Art von Veränderung gefasst sein. Und agil damit umgehen können. Organizational Dexterity wird als Grundhaltung verstanden, als fester Bestandteil der Unternehmenskultur, der sich laut Change Management Studie 2019 positiv auf die Arbeitszufriedenheit, den wirtschaftlichen Erfolg und digitale Kompetenzen auswirkt.
Agil in die Zukunft
Ob es jetzt “Agilität” oder “Organizational Dexterity” heißt – ich bin der Meinung, dass Unternehmen genau das brauchen, um in der Zukunft weiterhin Bestand haben zu können. Das gilt auch für Juniqe. Hier stehen auch weiterhin Veränderungen an. Der nächste große Step ist ein neues Business-Modell: Wir wollen zum Marktplatz für Kreative werden.
Über die Autorin
Philippa Hasse ist seit April vergangenen Jahres die neue Geschäftsführerin von Juniqe, dem Online-Anbieter für hochwertige Poster und Prints. Ihr Ziel: aus dem Berliner Startup ein profitables, nachhaltiges Unternehmen machen. Dabei hilft ihr die enge Zusammenarbeit mit der myPoster-Gruppe, zu der die Marke seit Anfang des Jahres gehört, sowie Philippa Hasses langjährige Erfahrung im Bereich E-Commerce. Zuvor war sie über zehn Jahre lang in verschiedenen Unternehmensbereichen für Zalando tätig und hat als verantwortliche Führungskraft viele Geschäfte strategisch entwickelt.
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