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Warum die Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn so bereichernd ist

Mit seinen Kindern zu gründen, ist etwas ganz anderes, als lediglich sein Lebenswerk weiterzugeben. Man lernt miteinander, profitiert voneinander – und gerät auch mal aneinander. Ein Gastbeitrag von Jürgen Hase.
Warum die Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn so bereichernd ist
Donnerstag, 2. März 2023VonTeam

In einem  Jahr werde ich 60 Jahre alt. Manche Menschen in diesem Alter machen sich Gedanken über ihren Renteneinstieg. Bei mir steht das nicht zur Debatte. Vor rund drei Jahren habe ich mich dazu entschlossen, beruflich nochmal neu durchzustarten – und gemeinsam mit meinem Sohn Jakob den Company Builder P-ton in Bielefeld gegründet, mit dem wir Menschen durch soziale Digitalisierung wieder zusammenführen wollen. Seither arbeiten wir erfolgreich Seite an Seite – trotz rund 30 Jahren Altersunterschied, unterschiedlicher Lebenseinstellungen und einem von Höhen und Tiefen geprägten Vater-Sohn-Verhältnis. 

Klassische Familienbetriebe gibt es in Deutschland viele. Sie machen rund 90 Prozent aller Unternehmen des Landes aus, wie aktuelle Studien belegen. Früher oder später geht es dort um die oft gefürchtete Staffelübergabe und die Frage, ob der Nachwuchs das Erbe im Sinne des Gründers weiterführen kann – und will. Gemeinsam mit seinen Kindern zu gründen, steht hingegen seltener auf der Tagesordnung der meisten Unternehmer. Und dennoch ist das etwas, das ich aus eigener Erfahrung und vollstem Herzen empfehlen kann.

Eine Gemeinsamkeit, die zusammenschweißt

Für mich hat es eine ganz andere Dynamik, etwas gemeinsam mit seinem Nachwuchs zu schaffen, als es lediglich weiterzugeben. Dabei ist es zunächst völlig egal, ob es sich um eine Seifenkiste oder eine Firma handelt. Das Gefühl, eine Vision zu teilen, gemeinsam für die gute Sache einzustehen und sich mit Spaß und Elan in ein Projekt reinzuhängen, schweißt zusammen. Deshalb stehen mein Sohn und ich auch in engem Kontakt zueinander: Wenn wir uns einen Tag lang nicht sehen, telefonieren wir mindestens zehnmal. Ohne unsere enge Zusammenarbeit wäre das wahrscheinlich anders. Schnelligkeit bei Entscheidungen, Flexibilität und ein gutes Vertrauensverhältnis werden so zur Selbstverständlichkeit bei P-ton.

Natürlich kommt es auch zu Diskussionen und Konflikten in unserer Zusammenarbeit – gerade in der ersten Zeit nach der Gründung mussten Jakob und ich herausfinden, wie wir miteinander debattieren, ohne die Linie des Respektes zu überschreiten. Da wurden auch mal die Grenzen des jeweils anderen ausgelotet. Mittlerweile haben wir uns aber gut eingespielt. Wenn es bei beruflichen Abstimmungen in größerer Runde doch einmal an der Sache vorbei geht, wissen die anderen Kolleg:innen bereits, dass wir noch eine Extra-Runde drehen müssen. Das ist aber völlig in Ordnung.

Kommunikation, Vertrauen und Gleichberechtigung als Basis

Zwar heißt es aus psychologischer Sicht, dass familiäre und berufliche Beziehungen in Kombination nicht funktionieren können, weil die Familie auf Bindung ausgelegt ist, während im Betrieb die beste unternehmerische Entscheidung zählt; dennoch sehe ich unsere Beziehung weder als belastet noch als gefährdet an: Jakob und ich kommunizieren offen, vertrauen uns blind und sind gleichberechtigte Partner. Entscheidungen treffen wir bei P-ton generell demokratisch im Team, das sich aus diversen Nationen und und Altersklassen zusammensetzt: Es gibt die jungen Wilden, die vor Tatendrang und Ideenreichtum sprudeln, und die “alten Hasen”, die über Gelassenheit, Erfahrung, und ein enormes Netzwerk aufgrund ihrer langjährigen beruflichen Tätigkeiten verfügen. In Kombination entsteht die Sprengkraft, die unser Unternehmen ausmacht.

Dieses Geben und Nehmen ist für mich das Schönste: Ich gebe nicht nur Expertise, ich erhalte auch viel zurück. Denn Alter schützt nicht unbedingt vor Torheit. Zudem ist es beeindruckend zu sehen, wie sehr mein Sohn in den letzten Jahren gereift ist. Während mich unsere Zusammenarbeit jung und fit hält, hat Jakob einen enormen Sprung in seiner Entwicklung gemacht. Das erfüllt mich mit besonderem Stolz, gerade wenn ich auf die Zeit als junger Vater zurückblicke: Ich erinnere mich noch daran, wie ich früher mit meinem Sohn Sandburgen am Strand gebaut habe – heute sind es reelle Burgen. 

Über den Autor
Jürgen Hase ist CEO und Vorstandsvorsitzender vom Company Builder P-ton aus Bielefeld. Als leidenschaftlicher Gründer sowie internationaler Netzwerker hat Hase es sich zum Ziel gemacht, das soziale Miteinander durch Digitalisierung zu fördern. Mit P-ton gründet und finanziert er deshalb Startups, die auf genau diese Vision einzahlen: P-ton fokussiert sich auf junge Startups, die analoges Erleben mit einer digitalen Welt verbinden. Neben der Gründung eigener Startups unterstützt P-ton andere Gründer:innen dabei, ihre Ideen in profitable Unternehmen umzusetzen. Dabei begleitet das Team mit eigenem Netzwerk aus internen und externen Experten und Mentoren den gesamten Gründungsprozess und die weitere Entwicklung. 

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Foto (oben): Shutterstock