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Clever Cakes: Mit Zahlen zum Erfolg
Kein Bereich von GründerInnen-Wissen und -Fähigkeiten erscheint so vernachlässigt wie die Zahlen. Und obwohl Investoren – nicht nur bei “Die Höhle der Löwen” nicht müde werden, zu betonen, wie wichtig es ist, die wichtigsten Zahlen seines Businesses zu kennen und zu kommunizieren, wird bei Startup-Veranstaltungen und -Trainings lieber das Storytelling betont. Gründerin Elina Hoffmann flasht in der fünften Folge der zwölften Staffel aber auf ganzer Linie, vor allem aber mit ihren Zahlen. Und zeigt damit, wie es richtig gemacht wird.
Ja, Clever Cakes ist eine “süße” Idee. Aber es ist noch viel mehr als das. Denn wer die Idee der damals 36-jährigen Gründerin als nettes Hobby abtut, das aus der Corona-Langeweile entstanden ist, denkt viel zu kurz. Zwar ist die Gründerin auch wahnsinnig sympathisch, pitcht sehr sicher und brennt spürbar für ihr Thema, doch das alleine hätte ihr wohl keine zwei Angebote beschert. Denn Applaus bekommt sie für ihre Zahlensicherheit.
Auch direkt zu Beginn ihres Pitches nutzt sie Zahlen zur Illustration: 5-7 Stunden braucht sie, um eine richtig schöne Fondant-Hülle für einen Kuchen herzustellen. Da das nicht jeder kennt und die Zuschauer nicht wie die Löwen probieren dürfen, erklärt sie, dass es sich hierbei um die schöne, ebene Zuckerguss-Hülle handelt, die eine Torte zu etwas ganz besonderem macht. Denn eine solche Hülle kann noch wunderbar weiter beschriftet und dekoriert werden und ohnehin in allen möglichen Farben eingefärbt werden.
Doch diese herzustellen, ist nicht nur unheimlich aufwändig, sondern auch sehr schwierig, oft gelingt es nicht, das essbare Material bekommt Risse und so weiter. Elina liebt diese Torten, und findet es schade, dass sie wegen des ungeheuren Aufwands so selten zum Einsatz kommen. Dann erzählt sie ihre Story, die den Löwen natürlich ganz besonders gefällt: Während der Zeit der Corona-Maßnahmen schaute sie “Die Höhle der Löwen” und stellte sich vor, wie toll es wäre, selbst einmal dort zu stehen. Dann kam ihr der Gedanke, dass sie ja eigentlich schon die richtige Idee hatte: eben jene Fondant-Hüllen für jeden einfacher zu ermöglichen. Ihre momentane Kurzarbeits-Situation erlaubte ihr das Experiment, und sie startete ihr Unternehmen, das fertige Fondant-Hüllen und Deko-Sets anbietet. Das Besondere: die Hüllen können von unten mit der eigenen Creme und den eigenen Böden befüllt werden, die KundInnen backen also immer noch selbst. Nach dem Kühlen wird das ganze dann herumgedreht und die Torte ist fertig zum Dekorieren.
Klar, das Storytelling der Gründerin passt, und besonders die Bemerkung, dass die Sendung sie zum Gründertum inspiriert hat, gefällt den Löwen natürlich außerordentlich. Aber deswegen investieren sie noch lange nicht. Ein sehr gutes Beispiel, um die Rolle von Storytelling zu verdeutlichen: es kann das Publikum einfangen, begeistern, damit es weiterhin zuhört und einem die ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. Investoren zum investieren bewegen kann es aber nicht.
Nach dem Probieren dauert es auch nicht lange, bis die nun generell positiv gestimmten Löwen ans Eingemachte gehen. Judith Williams fragt nach den Preisen, Dagmar Wöhrl nach den bisherigen Verkäufen. Doch die Gründerin belässt es nicht bei den einfachen Antworten, sondern nutzt die Gelegenheit, um ihre Kompetenz als Unternehmerin zu zeigen: sie nennt die Anzahl der Bestellungen, der Kunden, der verkauften Hüllen, den Nettoumsatz und die Rate der wiederkehrenden Kunden. Außerdem erwähnt sie, dass sie die 20.000 Euro Umsatz mit nur 1675 Euro Marketing-Budget erreicht hat.
Da lässt sich Dr. Georg Kofler direkt einmal zu einem Lob hinreißen: “Seht ihr, da hat jemand die Zahlen drauf!”, woraufhin es weitere Zustimmung gibt. Judith Williams applaudiert sogar dafür. Doch die Gründerin hat weit mehr getan, als nur ihre Zahlen auswendig zu lernen, denn das alleine beeindruckt Investoren normalerweise auch nicht allzu sehr. Erstens hat sie die richtigen Zahlen genannt, die im Online-Business extrem wichtig sind, auch und gerade in frühen Phasen. Man kann leicht ausrechnen, wie viel ein Kunde kostet, wie hoch der durchschnittliche Warenkorb ist und dass sie sich der Bedeutung von Wiederholungskäufen bewusst ist. Und zweitens sind diese Zahlen auch noch ziemlich gut, denn ihre niedrigen Kundenakquisekosten zeigen, dass sie die KundInnen gut ansprechen und vom Kauf überzeugen kann, und lassen eine hohe Weiterempfehlungsrate vermuten. Auch, dass sie überhaupt schon nach relativ kurzer Zeit einen zweistelligen Anteil an Wiederholungskäufern hat, kann als Erfolg verbucht werden.
Es geht also darum, nicht nur irgendwelche Zahlen herunterzubeten, sondern die, die das eigene Business auch wirklich charakterisieren. In Elinas Fall sprach dann auch noch die Tatsache, dass sie diese so ungefragt, aber an passender Stelle den Investoren unter die Nase rieb, davon, dass sie ganz genau wusste, dass diese für sie sprachen und nur gut ankommen konnten. Das zeugt noch einmal zusätzlich von ihrer Stärke als Gründerin.
Zwar führte die noch nicht so genau absehbare Skalierung im Folgenden noch zu einer kleinen Diskussion und zum Ausstieg von Nils Glagau, doch die Powerfrau hatte bereits genug Pluspunkte gesammelt, um Dr. Georg Kofler zu überzeugen und die beiden Damen Judith Williams und Dagmar Wöhrl miteinander ins Gespräch zu bringen. Gerade letztere schienen sich dann vor allem wegen der starken Zahlen-Vorstellung – “Ihre Zahlen sind halt schon doll.” – den finalen Ruck zu geben.
Doch obwohl beide für die Gründerin wohl große Vorbilder waren, entschied sie sich für Dr. Georg Kofler. Nicht (nur), weil er mit 50.000 Euro für 20 % genau das Angebot machte, was sie selbst vorgeschlagen hatte – die beiden Damen hatten 60.000 Euro für 30 % geboten – sondern, weil sie ihn als Investor für die bessere Wahl für ihr Unternehmen hielt.
Judith Williams beglückwünschte dann auch ihren Kontrahenten zur Gründerin – dem man sich einfach nur anschließen kann. Denn deren Kreativität und Leidenschaft fürs Thema ließen ihr Startup entstehen – groß machen wird es aber ihre unternehmerische Kompetenz.
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