#Interview
“Seid ein Team, keine Hierarchie. Seht und nutzt Eure gegenseitigen Stärken”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Friederike Hesse, Gründerin von zero44. Das Berliner Startup möchte Reedereien, Schiffsmanager und Charterer dabei unterstützen, “die CO2-Emissionen ihrer Flotte zu messen und zu steuern”.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Mein Mann, meine siebenjährige Tochter und ich stehen um ca. 6:30 Uhr auf, machen Familienfrühstück, dann bringt einer von uns beiden das Kind um 7:30 Uhr zur Schule. Wenn das nicht ich bin, mache ich eine halbe Stunde Yoga und dann los mit dem Fahrrad ins Büro. Da treffe ich meinen Co-Founder Nils und wir starten den Tag mit einem virtuellen Firmen-Stand-up – virtuell, da nicht alle unsere Mitarbeiter:innen in Berlin und im Büro sind. Dann geht der Arbeitstag richtig los.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Ich verbringe Zeit mit meinem Mann und meiner Tochter. Wir besprechen, wie der Tag war, machen etwas zu essen und verbringen den Abend gemeinsam. Da bin ich ganz schnell aus der Startup-Welt in der Familienwelt.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Dadurch, dass ich vorher schon fünf Jahre im Startup war, habe ich mit dem meisten gerechnet. Allerdings ist zero44 auch erst wenige Monate alt. Bestimmt kommt noch was.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Echte Hürden gab es bislang nicht. Aber natürlich viele Herausforderungen. Das Interessante am Gründen ist, dass am Anfang überhaupt nicht klar ist, ob es Kunden für das Produkt gibt, das man im Sinn hat. Vor allem, wenn man wie wir bei zero44 in einem für uns zunächst neuen Markt, nämlich der internationalen Seeschifffahrt, unterwegs ist. Am Anfang stand bei mir deshalb sehr viel Recherche und Lernen und Gespräche. Und dann hatte ich den Ansatz für die Firma, nämlich den Pfad zu ‘zero carbon’ nicht technologisch zu begleiten, sondern geschäftsstrategisch, d.h. mit den kommerziellen Teams in der Schifffahrt zu sprechen und nicht mit den technischen Flottenmanagern. Und jetzt gilt es, diesen Ansatz am Markt zu vermitteln und dafür Kunden zu finden.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Wir sind erst wenige Monate alt. Es ist zwar schon viel passiert, aber wir sind noch zu jung, um bereits in die Retrospektive zu gehen. Fragt mich in einem Jahr nochmal. Dann habe ich sicher etwas!
Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Genau wie alle anderen Unternehmen auch: über einen guten Recruitingprozess, in dem möglichst viele Personen mit unterschiedlichen Perspektiven auf die Kandidaten schauen. Weil das Team am Anfang sehr klein ist, ist der persönliche Fit möglicherweise noch wichtiger als in anderen, größeren Unternehmen. Ich würde aber grundsätzlich sagen: Jedes Unternehmen sollte darauf achten, nur Personen einzustellen, mit denen alle im Team wirklich gerne zusammenarbeiten wollen. Persönliche Reibungen oder auch nur Desinteresse aneinander sind eine enorme Energieverschwendung, die sich kein Unternehmen und sicher kein Start-up leisten kann.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Sucht euch eine:n Mit-Gründer:in, mit der/dem ihr wirklich gerne zusammen arbeiten wollt. Und dann stellt Euch gleichberechtigt auf. Seid ein Team, keine Hierarchie. Seht und nutzt Eure gegenseitigen Stärken. Nehmt Eure Schwächen mit Humor und versucht, sie gegenseitig und mit einem guten Team auszugleichen. Alleine gründen ist irre hart. Und damit erfolgreich zu sein hat eine viel kleinere Wahrscheinlichkeit, als es als Team zu schaffen.
Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Oh, es gibt so viele! Ohne Calendly kann ich mir keine Finanzierungsrunde vorstellen, ohne Slack und Miro keine Produktentwicklung, ohne Spendesk keine Abrechnungsprozesse, ohne Personio keine Personalprozesse. Wichtig auch: digitale Unterschriften für alle Verträge und NDAs – wir nutzen dafür sehr zufrieden Eversign. Und dann im Vertrieb und fürs Funding ein gutes CRM-Tool, hubspot macht sich bis jetzt gut bei uns.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Wir sind nett zueinander. Und lachen gerne. Außerdem hilft guter Kaffee. Ein schönes Büro. Gemeinsame Mittagspausen. Interesse aneinander.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Ich grüble und grüble. Und fürchte, wir sind nicht wild. Unterhaltsam sind aber Schifffahrtsmessen, das haben wir schon gelernt. Die Branche trifft sich beispielsweise alle zwei Jahre zu weltweiten Messe “Posidonia” in Athen. Dieses Jahr nach Corona-Pause waren alle da und voller Freude über den persönlichen Austausch.