#Gastbeitrag
Vier Maßnahmen, die das Unternehmenswachstum in Krisenzeiten stärken
In den vergangenen Tagen und Wochen habe ich des Öfteren über einen Satz von Winston Churchill nachgedacht. Er sagte einst den berühmten Satz: “Man darf eine Krise nicht vergeuden” – aber was bedeutet dies in der Praxis, in der heutigen Zeit? Es ist schmerzlich zu sehen, wie Menschen gezwungen sind, ihre Heimat und ihr Leben zurückzulassen, um in Sicherheit zu sein und meine Gedanken und Gebete sind bei den Betroffenen dieses Konflikts.
Als CEO eines multinationalen Unternehmens bekomme ich die Auswirkungen in vielerlei Hinsicht zu spüren. In erster Linie stehen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mittelpunkt: Wir haben 500 Kolleginnen und Kollegen und Dienstleister sowie 2.000 Lehrerinnen und Lehrer in über 49 Ländern. Mit allen unseren ukrainischen Teammitgliedern haben wir umgehend gesprochen und dafür gesorgt, dass sie in Sicherheit sind und finanzielle Unterstützung erhalten, um Entscheidungen über einen Umzug treffen zu können. Auch unsere russischen Teammitglieder wurden bei der Umzugsplanung unterstützt. Obwohl zu diesem Zeitpunkt der unmittelbare Bedarf an Hilfe in Osteuropa offensichtlich war, boten wir unabhängig von ihrem Aufenthaltsort allen, die sie benötigten, dieselbe Unterstützung an.
In diesem Zusammenhang habe ich darüber nachgedacht, was ich aus dieser Situation lernen kann. Folgende Punkte geben mir Orientierung, um die Produktivität in meinem Unternehmen zu erhalten, die Unsicherheit zu reduzieren und die Zukunft zu gestalten:
Überprüfung aller Unternehmensbereiche
Jeder von uns tappt in die Falle, vieles so zu machen, wie es schon immer gemacht wurde. Aber eine Krise gibt jedem von uns die Gelegenheit, sich zu trauen und die Normalität in Frage zu stellen, da die Situation nicht „business as usual“ ist. Eine strategische Überprüfung des Unternehmens aus allen Blickwinkeln sollte nicht nur einmal im Jahr oder in schwierigen Zeiten vorgenommen werden. Meiner Meinung nach ist es eine gute Idee, jeden Aspekt des Unternehmens vierteljährlich kritisch zu analysieren, möglicherweise sogar monatlich, je nach Branche, in der man tätig ist. Nichts ist heilig – stellt alles in Frage!
Als Entrepreneure sind wir bereits darauf programmiert, anders zu denken. Unsere Risikobereitschaft unterscheidet sich von derer anderer, und wir können eine Herausforderung einschätzen und uns überlegen, welche Lösungen wir zu ihrer Bewältigung umsetzen könnten. Ein Beispiel dafür ist Intch, eine KI-gestützte Networking-App, die „die sozialen Verbindungen zwischen Fachkräften auf der ganzen Welt von Grund auf verändern soll“. Dem Gründer von Intch wurde schnell klar, dass es notwendig war, Fachkräfte aus der Ukraine und anderen betroffenen Regionen mit Branchenkollegen in den Nachbarländern in Kontakt zu bringen, um Arbeitsmöglichkeiten infolge einer Relocation zu finden. Intch führte schnell eine Lösung ein, die sich ausschließlich mit diesem Thema befasst: relocation.intch.org. Für mich ist dies ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein Unternehmer ein Produkt entwickeln kann, das in Krisenzeiten einen wertvollen Beitrag leisten kann.
Transparenz in der Kommunikation bewahren
Eine transparente Kommunikation zu gewährleisten ist immer wichtig, aber in einer Krise ist sie besonders notwendig. Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes in Zeiten allgemeiner Instabilität ist eine der häufigsten Ursachen für Angstzustände. Das Unbekannte verschärft diese Angst noch. Zu schweigen und auf Fragen nicht zu antworten, ist eine aussichtslose Taktik. Eine solche Haltung destabilisiert das Team nur noch mehr.
Schweigen hilft nicht, Offenheit und Ehrlichkeit gegenüber den Mitarbeitenden zählt. Wenn ein Unternehmen bereits einen Plan zur Krisenbewältigung hat, sollten alle darüber informiert sein, nicht nur das Management. Das Team muss vor Änderungen im Arbeitsablauf gewarnt werden, z. B. wenn sich die Arbeitsbelastung erhöht oder verringert. Was kann das Team in naher Zukunft erwarten, mit welchen Unterstützungsmaßnahmen kann es rechnen? Informationen hierüber und eine offene Kommunikation helfen den Mitarbeitenden, wieder auf die Beine zu kommen.
Bei uns haben wir beispielsweise sehr schnell ein zweimonatliches „All Hands“-Treffen eingeführt, bei dem das Managementteam die Sorgen der Belegschaft direkt ansprach. Wir waren vollkommen ehrlich, was die Auswirkungen des Krieges auf unser Unternehmen anbelangt, und haben die Sorgen um den Lebensunterhalt der Mitarbeitenden dadurch zerstreut, dass wir ganz offen über die finanzielle Lage des Unternehmens gesprochen haben – wir haben ihnen am Tag des ersten Treffens buchstäblich gesagt, wie viel Geld wir auf der Bank haben. Die Rückmeldungen, die wir nach diesem Treffen erhielten, waren ermutigend, da alle das Gefühl hatten, dass ihre Sorgen angesprochen worden waren. Diese Treffen werden wir auch in Zukunft fortsetzen, denn dadurch habe ich viele Erkenntnisse darüber gewonnen, wie unsere Mitarbeiter über ihre Aufgaben und unser Unternehmen denken.
Politik ausblenden und sich darauf konzentrieren, etwas zu bewirken
Politik entzweit oft, selbst in Zeiten des Friedens, und kann Beziehungen zerstören. Meine Regel lautet, Politik aus der geschäftlichen Kommunikation herauszuhalten. Ich erinnere meine Teams immer daran, dass wir hier sind, um etwas aufzubauen und zu schaffen.
Dies ist besonders wichtig in Zeiten von Krieg und Konflikten, wenn die Spannungen hoch sind. Wenn dies in einem internationalen und multikulturellen Unternehmen wie dem unseren nicht beachtet wird, kann Politik dazu führen, dass ganze Teams auseinanderbrechen.
Wir weisen unser Team regelmäßig darauf hin, dass die Diskussion politischer Nachrichten während geschäftlichen Besprechungen und auf geschäftlichen Kommunikationsplattformen tabu ist. Natürlich steht es ihnen frei, diese Themen in ihrer Freizeit oder auf einer Opt-in-Basis wie privaten Chats und Einzelgesprächen zu diskutieren. Unsere Teammitglieder unterstützen sich gegenseitig und wollen helfen, wo sie können. So haben beispielsweise einige von ihnen eine Gruppe zum Thema Umzug in die Türkei gegründet, in der Kolleginnen und Kollegen ihre Ratschläge für den Start in der Türkei austauschen.
Persönliche Betreuung und zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen für die Mitarbeiter bereitstellen
Während einer Krise sollte die Unterstützung so gezielt wie möglich sein. Jeder Fall und jede Maßnahme sollte individuell betrachtet werden, basierend auf der aktuellen Lebenssituation des Mitarbeiters, seinen persönlichen Umständen und den Möglichkeiten des Arbeitgebers.
Ein Beispiel dafür ist das Angebot einer unbegrenzten Freistellung, bei der der Arbeitnehmer selbst entscheiden kann, wann er eine Pause braucht. Bei uns legen wir großen Wert auf ein gesundes und motivierendes Arbeitsumfeld. Wir erkennen die Leistungen unserer Mitarbeitenden an und haben Verständnis dafür, wenn sie eine Pause von ihren Aufgaben und Herausforderungen benötigen. Ein paar Tage Auszeit von der Arbeit können helfen, „neu zu starten“.
Bei Beschäftigten aus Ländern, die nicht von der Krise betroffen sind, reicht möglicherweise ein allgemeines Gespräch über die Lage des Unternehmens oder das Angebot von Unterstützung für die mentale Gesundheit aus, um produktiv zu bleiben. Diejenigen, die direkt von der Situation betroffen sind, brauchen jedoch mehr Hilfe. Zum Beispiel psychologische Hilfe und finanzielle Unterstützung.
Ich bin überzeugt, dass eine Krise positive Effekte haben kann, wenn sie überlegt gemanagt und umgesetzt wird. Deshalb müssen wir uns fragen: Wie beeinflusst die Situation mein Unternehmen, meine Belegschaft, meine Kunden, meine Branche als Ganzes? Und wie kann das, was wir beruflich tun, einen positiven Einfluss auf die Welt haben?
Wie engagieren uns dafür, Kindern die englische Sprache beizubringen, damit sie an Möglichkeiten teilhaben können, die ihnen helfen, eine bessere Zukunft für sich und andere aufzubauen. Durch die Unterstützung unserer Kolleginnen und Kollegen konnten unsere Lehrerinnen und Lehrer weiterhin unterrichten und Geld verdienen, und im Gegenzug konnten unsere Schülerinnen und Schüler ihren Unterricht mit sehr wenigen Unterbrechungen fortsetzen. Wenn sie nicht in der Lage waren zu lernen, haben wir uns um die nötige Stabilität gekümmert und dafür gesorgt, dass ihre Abonnements pausiert wurden, bis sie sich an ihre neue Situation gewöhnt hatten.
Wir hoffen, dass aus den Kindern, die über unsere Plattform Englisch lernen, Erwachsene werden, die über internationale Grenzen hinweg effektiv kommunizieren und eine verantwortungsvolle und friedliche Gesellschaft aufbauen.
Über den Autor
Max Azarov ist Mitbegründer und CEO von Novakid, einer Online-KI-Plattform, die Kindern im Alter von 4 bis 12 Jahren durch Gamification personalisiertes Englischlernen ermöglicht. Max Azarov ist ein erfolgreicher Serial Entrepreneur mit zahlreichen Unternehmungen im Cloud-Bereich. Er war unter anderem bei LG Electronics, Google, Cyber Vision und Digital 5 tätig.
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