#Gastbeitrag
5 Tipps, wie du Firmen richtig ausgründest
Vom Startup mit breiter Produktpalette zum Company Builder – eine Firma aus einer bestehenden auszugründen, kann einige Vorteile haben. Denn mit vielen kleinen, agilen Schnellbooten lassen sich Innovationen und Produkte meist schneller etablieren als mit einem großen, behäbigen Dampfer. Aber wie funktioniert das eigentlich: Ausgründen? Worauf muss man achten und welche Chancen und Risiken ergeben sich dabei? Aus meiner eigenen Ausgründungs-Erfahrung möchte ich an dieser Stelle meine fünf wichtigsten Tipps weitergeben.
First things first: Seid ihr wirklich ein Company Builder?
Bevor man sich die Frage stellt, wie man ein Unternehmen am besten ausgründet, sollte man erst einmal eine ehrliche Antwort auf die Frage finden, ob eine solche Company-Builder-Struktur überhaupt zum eigenen Unternehmen passt. Das lässt sich meiner Erfahrung nach anhand von drei Faktoren ziemlich gut herausfinden.
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Stand-alone-Fähigkeit: Hat das auszugründende Unternehmen ein eigenes Produkt, kann es eigene Geschäftsziele formulieren und einen eigenen Kundenstamm vorweisen? Andernfalls ergibt eine Ausgründung nur wenig Sinn, sondern wäre lediglich eine Art Geschäftserweiterung. Das kann man sich wie bei einem Fernsehsender vorstellen: Für ein neues TV-Format gründet man ja auch nicht gleich einen neuen Sender.
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Unfairer Vorteil: Jedes neu ausgegründete Unternehmen sollte durch andere Unternehmen in der Gruppe einen „unfairen Vorteil“ haben. Heißt: Es kann auf Lösungen und Dienste von anderen Tochterunternehmen zugreifen und hat dadurch einen erheblichen Vorteil gegenüber Wettbewerbern auf dem Markt. Ansonsten ist ein Investment in eine externe Company sinnvoller.
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Kontrolle abgeben: Als Führungskraft in der Unternehmensgruppe muss man bereit dazu sein, jeder einzelnen Tochterfirma innerhalb des großen Ganzen hohe Freiheitsgrade zu lassen. Wenn man lieber alles „von oben“ bestimmen möchte, ergibt eine dezentrale Company-Builder-Struktur wenig Sinn.
Das Management bzw. Co-Gründer:innen müssen schnell gefunden werden
Gute Führungskräfte sind in der hiesigen Digitalbranche bekanntlich nicht so einfach zu finden. Umso wichtiger ist es, die ausgegründeten Tochterfirmen möglichst rasch mit einem starken Management auszustatten. Eine dezentrale, agile Company-Builder-Struktur lebt von der raschen Ausgründung von Firmen als Reaktion auf das Marktgeschehen. Wer dann nicht ebenso rasch die richtigen Key People findet, scheitert.
Jede Ausgründung braucht einen eigenen Nordstern
Jeder Company Builder braucht einen Nordstern. Eine große Vision oder einen Fixpunkt, an dem sich jede Handlung ausrichtet. Der Company Builder selbst ist aber meist ohne operatives Geschäft, das liegt bei den Tochterfirmen. Hierbei haben wir in den vergangenen Jahren gelernt, dass jede einzelne Tochterfirma auch eine eigene Vision – quasi Tochter-Nordsterne – braucht, mit denen sich die Mitarbeiter:innen der jeweiligen Firmen tagtäglich identifizieren können. Warum ist das so wichtig? Jede Tochterfirma muss sich durch eine eigene kleine Firmenkultur, eigene Skills und Arbeitsweisen auszeichnen, um am Ende beispielsweise die richtige Zielgruppe ansprechen zu können. Vor allem in einem hochdynamischen Umfeld helfen diese „Nordsternchen“ dabei, das Commitment und die Motivation zu steigern. Würden sich alle um alles kümmern, fehlt der für den Erfolg so wichtige Fokus. Die Firmen arbeiten – wo es Sinn ergibt – eng zusammen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Da aber der gemeinsame Nordstern steht, zahlt alles auf ein größeres Unternehmensziel ein und am Ende können sich alle gemeinsam freuen.
Strategie und Synergien gegenüber den Mitarbeitenden klar kommunizieren
Wenn man eine Firma ausgründet, sind die Synergien, die dadurch innerhalb der Unternehmensgruppe entstehen, zu Beginn eher gering – und die Lösung meist schlechter als solche, die man auf dem Markt hätte hinzukaufen können. Mittel- und langfristig sind die Ausgründungen unserer Erfahrungen nach aber wirtschaftlich sehr viel erfolgreicher. Deshalb: Um Irritationen in der Belegschaft zu vermeiden, sollte man gerade zu Beginn der Ausgründung den Mitarbeitenden transparent erklären, wieso dieser Schritt für einen kurzen Zeitraum wenig sinnvoll erscheinen mag und die mittel- und langfristigen Ziele in den Vordergrund rücken. Dann nämlich ergeben sich auch die erhofften Synergien für die anderen Tochterfirmen – und alle gewinnen.
Don’t miss a party
Auch wenn ein Company Builder dezentral aufgestellt ist: Ab und an sollte man auch mal gemeinsam zusammenkommen. Die Erfolge im Daily Business feiern unsere Tochterfirmen zum Beispiel dezentral für sich, doch die richtige großen Parties werden gemeinsam gefeiert. Denn am Ende können sich so alle auch über die Erfolge der anderen freuen.
Mein Fazit: Eine Company-Builder-Struktur klappt nur in sehr wenigen Fällen, da die Umsetzung oft falsch angegangen wird. Wenn aber alles gut durchdacht und ausgeführt wird und die einzelnen Ventures innerhalb der Gruppe weitgehend frei agieren können, kann eine Company-Builder-Struktur zu einem enormen Unternehmenswachstum und Entwicklungspotenzial für die Mitarbeitenden führen – wenn man es denn richtig macht.
Über den Autor
Jonas Thiemann hat 2015 mit Carlo Szelinsky das App-Marketing-Startup AppLike gegründet. Das Unternehmen bietet Lösungen im Bereich Mobile User Acquisition, Mobile Gaming und Ad Monetization an. 2020 wurde AppLike in eine Holding (AppLike Group) umgewandelt, beschäftigt mehr als 100 Mitarbeiter:innen und erwirtschaftete im Jahr 2021 mehr als 100 Millionen Euro Umsatz. Die AppLike Group gilt heute als führender Company Builder in der App Economy.
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