#Gastbeitrag
5 Dinge, die Du vor einem Pitch bei Investor:innen beachten solltest
Nach einem Jahr mit außerordentlich hohen Finanzierungssummen geht es 2022 in die nächste Runde. Um als Startup potenzielle Investor:innen zu überzeugen, sollten Gründer:innen, die sich entschieden haben eine:n Geldgeber:in an Bord zu holen, bereits vor dem ersten Pitch einige Aspekte beachten. Angefangen mit der Auswahl wirklich passender Investor:innen. Eine gute Idee alleine überzeugt nicht automatisch und zudem hat jedes junge Unternehmen ganz individuelle Bedürfnisse an externer Unterstützung. Um die:den perfekte:n Partner:in für eine erfolgreiche, gemeinsame Reise zu finden, gilt es vor allem fünf grundlegende Dinge zu beachten.
1. In welcher Startup-Phase befindest du dich aktuell?
Ein Startup durchläuft regulär vier verschiedene Phasen: Die Pre-Seed-Phase, die Early-Stage-Phase, die Growth-Phase und die Late-Stage-Phase. Für die Auswahl geeigneter Investor:innen ist es daher wichtig zu wissen, wo du mit deinem Startup derzeit stehst und welche „Must-Haves“ potenzielle Investor:innen in dieser Phase von dir sehen wollen. So wird zum Beispiel von einem Startup in der Early-Stage-Phase bereits ein fertiger Businessplan, ein Proof of Concept und eine erste Organisationsstruktur erwartet.
2. It’s a Match – passt du zu deiner:deinem Wunschinvestor:in?
Bevor du in ein Meeting mit eine:m potenziellen Investor:in gehst, solltest du ihr:sein Portfolio genau kennen und überprüfen, ob sie:er bereits in ähnlichen Bereichen investiert ist. So kannst du vorab sicherstellen, dass deine Geschäftsidee für die:den Investor:in grundsätzlich relevant ist, zu seinem Portfolio passt und ob auch verstanden wird, wohin du mit deiner Idee möchtest. Es ist immer sinnvoller, mit Investor:innen zu sprechen, die dein Geschäftsmodell direkt verstehen und die Branche bereits kennen.
Vor allem Corporate VCs bieten dabei für junge Unternehmer:innen viele Perspektiven. Sie unterstützen sehr umfassend und eröffnen nach ersten Pilotprojekten auch die Chance auf kommerzielle Verträge mit den beteiligten Unternehmen und somit einer ersten Kundenreferenz.
3. Identifiziere deine individuellen Bedürfnisse
Anstatt ausschließlich auf finanzielle Unterstützung zu achten, solltest du auf Investor:innen setzen, die dir viel zusätzlichen Mehrwert bieten können, zum Beispiel Zugang zu spezifischem Know-how, Mentorship oder Branchenkontakte. Ein:e Investor:in, die:der deine Potenziale nicht nur erkennt, sondern diese auch ganz gezielt fördert und dir ein gutes Netzwerk zur Verfügung stellt, bringt dich längerfristig viel weiter und schafft eine Grundlage für spätere Geschäftsbeziehungen. Auch, wenn der finanzielle Aspekt natürlich eine wichtige Rolle spielt, solltest du diese zusätzlichen Faktoren bei der Auswahl deiner potentiellen Investor:innen nicht außer Acht lassen.
4. A little “Branchenevent” never killed nobody
Bevor du dich an Investor:innen wendest, solltest du versuchen dir einen Überblick über das jeweilige Startup-Ökosystem zu verschaffen. Die beste Möglichkeit, Investor:innen und andere Gründer:innen kennenzulernen, sind Gründer:innen- und Startup-Events. Hier triffst du nicht nur potenzielle Geldgeber:innen, die auf der Suche nach spannenden Startups sind, sondern kannst mit anderen Gründer:innen Erfahrungen und Best Practices austauschen und dich optimal vernetzen.
Grundsätzlich gilt für die Kontaktaufnahme am Anfang: Viel hilft viel! Investor:innen sind häufig sehr beschäftigt und bis erste Rückmeldungen kommen, kann es auch manchmal ein paar Monate dauern. Das heißt aber nicht, dass das Interesse nicht vorhanden ist. Daher ruhig die “Fühler” in verschiedene Richtungen ausstrecken und so viele Kontakte wie möglich knüpfen und nutzen.
5. „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ – stimmt die Chemie?
Damit eine Partnerschaft erfolgreich bestehen kann, müssen neben den harten Fakten auch einige weiche Faktoren stimmen. Deine Investor:innen müssen an dich glauben, Lust darauf haben, langfristig mit dir zusammenzuarbeiten, dir einen Vertrauensvorschuss geben und an dich und deinen Erfolg glauben. Er:Sie muss verstehen, wohin du mit deiner Idee möchtest und nicht nur den schnellen, gewinnbringenden Verkauf zum Ziel haben. Kurz gesagt: Die Mentalität muss zusammenpassen. Daher solltest du bei der Vorauswahl potenzieller Investor:innen auch immer die menschliche Komponente prüfen. Schließlich arbeitet ihr künftig eng und im Idealfall langfristig zusammen.
Fazit: Bevor es an den eigentlichen Pitch geht, bedarf es einer ordentlichen Vorbereitung, intensiver Recherche und ganz klarer Vorstellungen über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Ist diese Basis dann vorhanden, steht erfolgreichen Pitches und einer zielführenden Partnerschaft nichts im Weg.
Über den Autor
Florian Bogenschütz ist Managing Director von Wayra Deutschland, dem Open Innovation Hub der Telefónica. Gemeinsam mit dem Telekommunikationsanbieter hat er in München das 5G Tech Lab ins Leben gerufen – ein 5G-Labor für Start-ups, die modernste Anwendungen auf Basis der 5G-Technologie entwickeln. Zuvor war er nach beruflichen Stationen bei Porsche und der Deutschen Telekom als Geschäftsführer für den Aufbau und den kommerziellen Erfolg von einem Serviceanbieter für Nutzer:innen von Home-Sharing-Plattformen verantwortlich, den er 2016 mitgegründet hatte.