#Interview

“Es war eine Herausforderung, ohne bekannten Namen gute Mitarbeiter zu gewinnen”

Staffery hilft Unternehmen dabei, die richtigen Bewerber und Reichweite für offene Stellen zu finden. Corona erwies sich als massiver Beschleuniger für das Staffery-Modell. Mit Hilfe der Investmentgesellschaft LakeView Partners möchte die Jungfirma nun weiter wachsen.
“Es war eine Herausforderung, ohne bekannten Namen gute Mitarbeiter zu gewinnen”
Donnerstag, 28. Oktober 2021VonAlexander

Das Berliner Unternehmen Staffery, 2018 von Sven Konzack gegründet, entwickelt eine Software, die “Unternehmen mit den passenden Mitarbeitern im Jobsuchmaschinenumfeld zusammen­brin­gt”. Die Investmentgesellschaft LakeView Partners übernahm kürzlich die Mehrheit an Staffery. “Gemeinsam mit dem neuen Mehrheitsgesellschafter verfolgen wir das Ziel, im nationalen und internationalen Umfeld dynamisch zu wachsen. Damit ist eine Skalierung der bislang bereits im DACH-Raum erzielten Erfolge verbunden”, sagt Gründer Konzack.

Corona erwies sich als massiver Beschleuniger für das Staffery-Modell. “Zwar war im High-Volume-Recruiting in einigen Bereichen im Frühjahr 2020 ein Einbruch zu verzeichnen, doch andere Branchen haben mit Corona erst richtig angezogen. Im Sommer 2020 stieg die Nachfrage nach Arbeitskräften dann auch übergreifend wieder. Dadurch ist uns im vergangenen Jahr ein wirtschaftlicher Durchbruch geglückt, den wir seither immer weiter skalieren können”, sagt Konzack.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Staffery-Macher außerdem über softe Faktoren bei der Jobsuche, Digitalisierung und Fachkräftemangel.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Staffery erklären?
Unsere Software mit dem “Staffery Autopiloten” hilft Unternehmen und Organisationen dabei, schnell und ohne zusätzliche Kosten die richtigen Bewerber und Reichweite für offene Stellen zu finden. Im Mittelpunkt stehen dabei Jobsuchmaschinen wie Indeed, Jobrapido & Co: Wir sorgen dafür, dass dort ausgeschriebene Stellen schnell und kostengünstig besetzt werden können. Davon profitieren vor allem Organisationen und Unternehmen, die sehr viele Arbeitskräfte benötigen – zum Beispiel Pflegeheime, Krankenhäuser, Supermärkte oder Logistikfirmen. Die Leute in der dortigen Personalabteilung können sich dabei ganz entspannt zurücklehnen, weil der Autopilot alles übernimmt.

Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, seit dem Start irgendwie verändert?
Wir verfolgen seit der Gründung im Jahr 2018 ein Ziel: Recruiting deutlich vereinfachen und optimieren – ohne, dass Firmen dafür zusätzliche Recruiting-Budgets aufwenden müssen. Inzwischen zählen zahlreiche große Unternehmen und Organisationen zu unseren Kunden. Dazu gehören Einzelhandelsketten, Pflegeeinrichtungen, größere Mittelständler und Firmen aus dem Umfeld der Zeitarbeit. Es ist uns seit der Gründung im Jahr 2018 gelungen, erhebliche Marktanteile im sogenannten High-Volume-Recruiting zu gewinnen. Das zeigt uns, dass ein hoher Bedarf an der automatisierten Bewerbungsgenerierung bei Jobsuchmaschinen wie Indeed.de und für unser Produkt vorhanden ist und wir auf dem richtigen Weg sind.

Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Wir stellen Organisationen unseren Staffery Autopiloten, der auf AI-Technologie basiert, zur Verfügung. Diese profitieren von einer effizienten und schnellen Besetzung von Stellen durch die Reichweite der unterschiedlichen Jobsuchmaschinen wie Indeed. Das Ganze funktioniert als Software-as-a-Service-Modell (SaaS), das weitere Investitionen unnötig macht. Damit helfen wir unseren Kunden, wirtschaftlich erfolgreich zu sein – denn ein Mangel an qualifiziertem Personal geht für sie schnell mit Umsatz-Einbußen einher.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
So paradox es klingt: Die Corona-Krise war unter dem Strich ein Booster für unser Geschäft. Zwar war im High-Volume-Recruiting in einigen Bereichen im Frühjahr 2020 ein Einbruch zu verzeichnen, doch andere Branchen haben mit Corona erst richtig angezogen. Zu denken ist insbesondere an Pflege und Gesundheit, aber auch die Logistik, die aufgrund des E-Commerce-Booms schnell kompetentes Personal benötigte. Im Sommer 2020 stieg die Nachfrage nach Arbeitskräften dann auch übergreifend wieder. Dadurch ist uns im vergangenen Jahr ein wirtschaftlicher Durchbruch geglückt, den wir seither immer weiter skalieren können.

Wie ist überhaupt die Idee zu Staffery entstanden?
Ich habe seit 2011 mehrere Jobbörsen wie etwa Timeworkers.de betrieben und für dort ausgeschriebene Stellenangebote Job-Kampagnen bei Suchmaschinen wie Indeed und Co. lanciert. Dabei fiel mir der logische Prozess ins Auge, worauf die Idee resultierte: Dieser muss doch in wenigen Schritten zu automatisieren sein. Und auf Basis der umfangreichen Daten müsste es doch gelingen, einen höheren Erfolg beim Recruiting zu erzielen, um mehr Bewerbungen bei weniger Zeit- und Budgeteinsatz zu generieren. So ist 2018 der Staffery Autopilot entstanden.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Staffery inzwischen?
Wir haben innerhalb von wenigen Monaten ein Team von zehn Mitarbeitenden aufgebaut – und arbeiten laufend an der Weiterentwicklung. Mittlerweile sind wir 18 Mitarbeiter:innen und es werden ständig mehr. Dabei verzeichnen wir prozentual ein dreistelliges Umsatzwachstum.

Die Investmentgesellschaft LakeView Partners übernahm gerade die Mehrheit an Staffery. Was ändert sich nun bei Staffery?
Durch den Eintritt von LakeView Partners können wir bei Staffery unseren ambitionierten Wachstumsplänen nachgehen und in den Staffery Autopiloten sowie in dessen Verbreitung weiter stark investieren. Gemeinsam mit dem neuen Mehrheitsgesellschafter verfolgen wir das Ziel, im nationalen und internationalen Umfeld dynamisch zu wachsen. Damit ist eine Skalierung der bislang bereits im DACH-Raum erzielten Erfolge verbunden. Mit Eintritt von LakeView Partners in Verbindung mit der künftig internationalen Ausrichtung haben wir zudem die Marke und das Corporate Design vollständig überarbeitet.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Eine Herausforderung war es, ohne einen bekannten Namen richtig gute Mitarbeiter zu gewinnen. Dies wurde vor allem bei Softwareentwicklern und im Vertrieb zur Herausforderung: Hier gab es jedoch einige wichtige Milestones wie zum Beispiel der Einstieg unseres Chief Sales Officer (CSO) Dominik Schmitt, der viel bewegt und auch ein super Händchen bei der weiteren Personalauswahl hat. Überhaupt haben wir bei diesem Thema viel gelernt und sind heute weit besser aufgestellt als zuvor. So achte ich bei Softwareentwicklern mittlerweile viel stärker auf softe Faktoren, die für das Team wichtig sind – nicht nur auf reine Fachkenntnisse. Ohnehin müssen in unserem Geschäft immer wieder neue Programmiersprachen und Tools erlernt werden – Technologie ist also weniger der Knackpunkt. Eine andere Herausforderung war die Fokussierung auf die Kern-Elemente unseres Produktes: Dabei musste ich lernen, dass nicht jedes Detail wichtig ist. Vielmehr braucht eine Lösung vor allem Kunden-Feedback im Hinblick auf die Usability. Letztlich hat das Meistern dieser Challenges unser heutiges Team noch stärker zusammengeschweißt und ich bin sehr happy, mit den Mädels und Jungs jeden Tag zusammenarbeiten zu können.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Die Personalsuche ist aktuell der Schuh, der HR Professionals in Startups, mittelständischen oder großen Unternehmen am meisten drückt. Somit haben wir das Glück, in einem echten Boom-Markt auf eine hohe Nachfrage nach dem zu treffen, was wir anbieten. Die “richtigste” Entscheidung, die wir getroffen haben, erfolgte also gleich zu Beginn der Gründung der Staffery GmbH: Nämlich der Beschluss, ein Tool zu entwickeln, welches alle Prozesse rund um das Recruiting durch Nutzung von Jobsuchmaschinen, erheblich erleichtert. Das hat uns auf die Erfolgsspur gebracht, auf der wir uns heute befinden. Auch die umfassende Digitalisierung von Sales-Prozessen erweist sich immer wieder als ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Wo steht Staffery in einem Jahr?
Wir haben uns im DACH-Markt wie gesagt bereits gut positionieren können – hier wollen wir unsere Marktanteile noch weiter ausbauen. Indem wir innerhalb des nächsten Jahres unter HR-Professionals das Bewusstsein dafür weiter schärfen, dass der Personalmangel auch in schwierigen Umfeldern wie der Pflege, der Logistik, im Bereich Lebensmittel und in der Zeitarbeit zu bewältigen ist. Doch nun steht der nächste Schritt bevor: Wir wollen uns auch international aufstellen und Organisationen auf der ganzen Welt im Recruiting helfen, sodass sie dies grundlegend vereinfachen und erfolgreicher machen. Da Fachkräftemangel und automatisiertes Recruiting inzwischen in vielen Ländern große Themen sind, sehen wir sehr gute Chancen, in einem Jahr bereits erhebliche Marktanteile in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern gewonnen zu haben. Entsprechend möchten wir auch unser Team weiter stark ausbauen.

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.