#Interview

Ein Startup, mit dem sich Programmierer auf wichtige Dinge fokussieren können

ROQ Technology bietet einen Baukasten für den Aufbau von Web-Applikationen. "Wenn du eine Web-Applikation bauen möchtest, dann helfen wir dir, diese schneller, besser und günstiger zu entwickeln indem wir auf Bestehendes aufsetzen", sagt Gründer Tim Niemeier.
Ein Startup, mit dem sich Programmierer auf wichtige Dinge fokussieren können
Freitag, 30. Juli 2021VonAlexander

Hinter ROQ Technology aus Berlin verbirgt sich eine Art Spryker für SaaS-Applikationen. “Möchte man beispielsweise einen neuen Carsharing Anbieter realisieren, benötigt man Funktionalitäten wie eine Benutzerverwaltung, Zahlungssysteme oder einen Videochat. Sehr viele der Basisfunktionalitäten können durch vorhandene Services von ROQ Technology abgedeckt werden und müssen daher nicht neu programmiert werden”, sagt Tim Niemeier, der ROQ Technology gemeinsam mit  Fabian Wesner gegründet hat.

Flash Ventures aus dem Hause Rocket Internet investierte bereits rund 10 Millionen Dollar in ROQ Technology. 40 Mitarbeiter:innen wirken bereits für die Jungfirma. Die Hauptstädter vertreiben ihren Service nutzungsbasiert: “Wenn ein Unternehmen unsere Lösung nutzt, dann berechnen wir die Nutzung zum Beispiel je aktivem Nutzer”. Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de spricht ROQ Technology-Macher Wesner außerdem über Entwürfe, Funktionalitäten und Opportunitäten.

Wie würdest Du Deiner Großmutter ROQ Technology erklären?
Angenommen du möchtest ein Haus bauen, dann kannst du es von Grund auf neu planen und bauen. Das heißt, einen Architekten beauftragen, eine Baufirma finden und anschließend Stein für Stein bauen lassen. Am Ende kommen noch die Elektriker, die Maler, Fliesenleger usw. für den Innenausbau. Das Ganze dauert dann allerdings sehr lange und wird sehr teuer. Es besteht auch das Risiko, dass einer der Beteiligten schlechte Arbeit leistet und es dann nochmal teurer wird und nochmal länger dauert. ROQ ist in diesem Beispiel wie ein Bausatz für Häuser: Es gibt fertige Wände, Türen, Fenster und das Dach; auch für die Küche gibt es einen fertigen Entwurf. Man kann alles nach Belieben zusammenstellen und anschließend, wie es einem gefällt, einrichten, damit es eine persönliche Note bekommt. Am Ende hat man ein individuelles Haus, ganz wie der Bewohner es sich wünscht, nur ist der Bau viel schneller und günstiger. Genau das machen wir für die Entwicklung von Software. Wenn du eine Web-Applikation bauen möchtest, dann helfen wir dir, diese schneller, besser und günstiger zu entwickeln indem wir auf Bestehendes aufsetzen.

Welches Problem genau wollt Ihr mit ROQ Technology lösen?
Jeden Tag entstehen Ideen für großartige neue digitale Innovationen – im Startup-Umfeld bis hin zu digitalen Transformationen im Enterprise-Sektor. Deren technologische Umsetzung ist in der Regel zeitaufwendig, kostenintensiv und daher entsprechend risikobehaftet. Im E-Commerce gibt es beispielsweise schlüsselfertige Shop-Software, welche man nur noch anpassen muss. Für Web-Applikationen gibt es bisher keine vergleichbaren Systeme. Stattdessen werden die meisten Projekte auf grüner Wiese realisiert. Dabei gibt es einen Satz von Funktionalitäten, welche immer wieder benötigt werden und die man eigentlich nicht immer wieder neu programmieren müsste. Beispiele sind die Benutzerverwaltung, Video-Chats, Dateimanagement, Abomodelle, Zahlungen und viele mehr. ROQ Technology fasst diese Funktionalitäten in einer Suite zusammen und stellt sie als headless Feature-as-a-Service Plattform zur Verfügung. Lass es mich anhand eines konkreten Beispiels erläutern: Möchte man beispielsweise einen neuen Carsharing Anbieter realisieren, benötigt man Funktionalitäten wie eine Benutzerverwaltung, etwa eine Integration mit Google Maps, Zahlungssysteme, Rechnungen oder einen Videochat. Sehr viele der benötigten Basisfunktionalitäten können durch vorhandene Services von ROQ Technology abgedeckt werden und müssen daher nicht neu programmiert werden. Die Programmierer können sich so auf die Features fokussieren, die den Anbieter von den Wettbewerbern differenziert.

Zum Start habt ihr rund 10 Millionen Dollar von Flash Ventures bekommen. Wofür braucht ihr zum Start so viel Geld?
Ursprünglich war die Idee, ROQ Technology ohne Finanzierung aufzubauen und stattdessen gemeinsam mit Startups und Corporates genau die Lösung zu entwickeln, die uns damals selbst gefehlt hat, um unsere eigenen Geschäftsideen umzusetzen. Wir wollten die Technologie entlang der ersten Kunden-Projekte realisieren und auf diese Weise kontinuierlich weiterentwickeln. Nach über 100 Interviews mit potenziellen Zielkunden haben wir allerdings gesehen, dass es eine riesige Nachfrage im Markt gibt und es daher sinnvoll ist, mittels externer Finanzierung, die Entwicklung zu beschleunigen. Wir können so früher eine umfassende Lösung bereitstellen und damit letztlich die vor uns liegende Opportunität erschließen. Und genau das ist nun unser Ziel der nächsten Monate und wir sind sehr froh, hier mit Flash Ventures einen starken und ambitionierten Partner an unserer Seite zu haben.

Wie ist überhaupt die Idee zu ROQ Technology entstanden?
In meinen letzten Stationen, zuletzt bei Rocket Internet, habe ich beobachtet, dass sich bei der Entwicklung von SaaS-Applikationen, deren Architekturen und Funktionalitäten häufig wiederholen. Und trotz aller Ähnlichkeiten wird meistens alles von Grund auf neu konzipiert und entwickelt. Mein Mitgründer Fabian hat sich parallel verschiedene mögliche Geschäftsmodelle für eine eigene Neugründung angesehen. Als Techie hat er sich dabei immer gefragt, wie das jeweilige Modell technisch umgesetzt werden würde. Aufgrund von Fabians E-Commerce-Historie hat er intuitiv nach eine Suite gesucht, die ihm viel Arbeit abnimmt und alle Basisfunktionalitäten bereitstellt. Auf Basis dieser beiden Beobachtungen haben wir uns dann entschlossen diese Marktlücke mit ROQ selbst zu füllen. Wir bauen genau das, was uns zuvor selbst gefehlt hat.

Wo steht ROQ Technology in einem Jahr?
In einem Jahr werden wir die erste Self-Service Version unserer ROQ Suite veröffentlicht und weitere spannende Use Cases unserer Startup- und Enterprise-Kunden realisiert haben.

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Foto (oben): ROQ Technology

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.