#Interview

“Rasantes Wachstum lässt sich leider oft nicht mit Qualität vereinbaren”

waterdrop aus Wien erwirtschaftete 2020 einen Umsatz in Höhe von 40 Millionen Euro. Im laufenden Jahr möchte das Unternehmen, das eine Art Brausetablette verkauft, seinen Umsatz verdoppeln. Bekannt wurde das Startup durch einen Auftritt bei "Die Höhle der Löwen".
“Rasantes Wachstum lässt sich leider oft nicht mit Qualität vereinbaren”
Mittwoch, 19. Mai 2021VonAlexander

Das junge Unternehmen waterdrop setzt auf “kleine, kompakte Würfel, die pures Wasser im Handumdrehen in ein erfrischendes Getränk verwandeln”. Drei Jahre nach der Gründung erwirtschaftete das Wiener Unternehmen bereits einen Umsatz von 22 Millionen Euro. “2020 konnten wir über 40 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften und für 2021 erwarten wir eine Verdopplung. Der Umsatz für 2021 setzt sich umgerechnet aus 200 Millionen Drops zusammen”, sagt Gründer Martin Murray.

Vor drei Jahren war das waterdrop-Team in der Vox-Show “Die Höhle der Löwen” zu Gast. “Wir waren 2018, also ein Jahr nach Launch, in der Show. Die mediale Aufmerksamkeit, die wir durch die Ausstrahlung erhalten haben, war natürlich enorm und ein echter push der Bekanntheit von waterdrop. Die Server liefen nach dem TV-Auftritt heiß und uns kannten auf einmal Millionen Menschen in Deutschland. Wir hatten alleine in den ersten 24 Stunden nach Ausstrahlung 30.000 neue Kunden”, blickt Murray zurück.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der waterdrop-Gründer außerdem über Plastikflaschen, den Massenmarkt und Strohhalme.

Wie würdest Du Deiner Großmutter waterdrop erklären?
waterdrops sind kleine, kompakte Würfel, die pures Wasser im Handumdrehen in ein erfrischendes Getränk verwandeln. Sie enthalten keinen Zucker, dafür natürliche und wertvolle Inhaltsstoffe und helfen dabei, die empfohlenen zwei bis drei Liter Wasser am Tag zu trinken. Somit muss man nichts mehr in Plastikflaschen packen und durch die Gegend fahren, sondern macht sich selbst mit Leitungswasser bequem sein eigenes Getränk.

Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren irgendwie verändert?
Unsere Mission, es den Leuten möglichst einfach zu machen, ausreichend Wasser zu trinken, ist geblieben. Zentraler Bestandteil dabei sind auch immer noch unsere Microdrinks. Mittlerweile bieten wir zehn unterschiedliches Sorten, darunter fruchtige, Kräuternoten oder mit Koffein an. Im Herbst 2020 haben wir unser Angebot um die Microteas, die heiß getrunken werden, ergänzt. Eine Vielzahl von Accessoires, wie Flaschen, Tumbler, Strohhalme oder die Signature Gläser runden unser Angebot ab und machen täglich Lust, mehr Wasser zu trinken. Für 2021 wollen wir neben heißen und kalten Drinks noch eine dritte Säule, die wir Drink-Tech nennen, aufbauen. Unser Ziel ist es, die Getränkeindustrie smart zu machen und zu revolutionieren. Mehr kann ich noch nicht verraten, aber da wird dieses Jahr noch einiges kommen.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Wir gehören zu denen, die die Krise nicht getroffen hat – ganz im Gegenteil sogar. Dank unseres digitalen Geschäftsmodells haben wir auch in der Krise viele Chancen nutzen können. Natürlich sind unsere 15 stationären Läden stark betroffen gewesen, andererseits konnten wir vor allem Online ein enormes Wachstum verbuchen. Insgesamt konnten wir durch unsere Kundennähe, dem verstärkten Bewusstsein für Gesundheit und Nachhaltigkeit sowie unserem E-Commerce Geschäft unseren Umsatz auf über 40 Millionen Euro steigern. Auch in 2021 sehen wir keinen Einbruch und erwarten sogar eine weitere Umsatzverdopplung.

Wie ist überhaupt die Idee zu waterdrop entstanden?
Ich hatte schon immer eine Passion zur Getränkeindustrie, da ich leidenschaftlicher Wassertrinker bin und ich immer fasziniert davon war, wie sich so eine große Industrie über Dekaden nicht verändert hat. Ich war immer schon überzeugt, dass ich mal selbst gründen werde. Die Idee hatte ich 2015 im Flieger von Singapore nach Hongkong während meines MBAs. Ich wurde wie immer gefragt “Was wollen Sie trinken?” – Wie immer trank ich nur Wasser, nur ich habe mir gedacht “Es wäre doch spannend, wenn ich jetzt was dabei hätte, das ich bequem ins Wasser geben kann, um ihm etwas mehr “Pepp” zu geben.” Ich war so verliebt in die Idee, dass ich überzeugt war, dass ich den Getränkemarkt mit meiner Idee nachhaltig verändern kann. Unsere Microdrinks lösen fast alle Probleme, die die Getränkeindustrie hat! Zum Beispiel Verpacken in PET-Flaschen, lange Transportwege, keine wirkliche Möglichkeit des Online Vertriebs – um nur drei Aspekte zu nennen. Also habe ich mich “literally” ins kalte Wasser gestürzt und angefangen an waterdrop zu arbeiten.

Wie hat sich waterdrop seit der Gründung entwickelt?
Waterdrop ist mittlerweile eines der am schnellsten wachsenden E-Commerce Unternehmen Europas. Die Mission von waterdrop besteht weiterhin darin, Menschen zu helfen, mehr Wasser zu trinken, dabei gleichzeitig den Verbrauch von Plastik und CO2 zu reduzieren.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist waterdrop inzwischen?
Seit der Gründung ist der Umsatz von waterdrop rapide gewachsen: Im ersten Jahr – 2017 – erreichten wir 700.000 Euro Umsatz, in Jahr zwei standen wir bei 5 Millionen Euro, in Jahr drei dann sogar bei 22 Millionen Euro. Ein Team von über 200 Menschen mit Headquarter in Wien sorgt dafür, dass es waterdrop in über 10 Ländern online und in insgesamt 15 Stores gibt. So hat das Team bereits über 1.000.000 Kunden zu waterdrop Fans gemacht – und es werden täglich mehr! Außerdem konnten wir als eins der wenigen europäischen Startups erfolgreich in den USA launchen. 2020 konnten wir über 40 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften und für 2021 erwarten wir eine Verdopplung. Der Umsatz für 2021 setzt sich umgerechnet aus 200 Millionen Drops zusammen. Also eine ganze Menge Würfel! Mit diesen 200 Millionen Drops können 100 Millionen Liter Wasser befruchtet werden, was dem 14-fachen Volumen des gesamten Bierkonsums (7 Mio. Liter) am Münchner Oktoberfest entspricht. Nicht nur das Volumen ist erstaunlich, auch die Anzahl der eingesparten Plastikflaschen. 100 Millionen 0.5l Plastikwasserflaschen können somit eingespart werden. Als kleiner Vergleich: Würde man diese 100 Millionen Plastikflaschen aufeinanderstapeln, würde man auf eine Distanz von 20.000 km kommen – die Strecke von Berlin bis nach Los Angeles und zurück!

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir hatten durch unser Wachstum oft mit Qualitäts- und Lieferproblemen zu kämpfen. Wir verkaufen mittlerweile Millionen von Drops und abertausende von Flaschen im Monat und das war für unser kleines Team oft zu viel. Leider lässt sich rasantes Wachstum oft nicht mit kontinuierlicher Qualität vereinbaren – da haben wir viel gelernt.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Um die geringe Wahrscheinlichkeit zu nutzen, eine erfolgreiche Firma zu gründen, muss schon vieles richtig laufen, man braucht aber auch gehörig viel Glück da auch das Timing essentiell ist. Die wichtigsten Themen aus meiner Sicht waren das komplementäre Gründerteam, der extrem starke Focus auf unsere Community von Tag 1 an und die kontinuierliche Weiterentwicklung von Produkt und Design, weil es immer etwas gab, womit wir nicht 100 % zufrieden waren. Außerdem hatten wir immer große Pläne und auch keine Scheu Fehler zu machen: Nicht umsonst hängt bei uns ganz groß im Büro: “If everything is under control, you are just not going fast enough”

Wie viele andere Startups habt ihr bereits an der Vox-Show “Die Höhle der Löwen” teilgenommen. Hat sich die Teilnahme an der Show für euch gelohnt?
Ja, auf jeden Fall hat es sich gelohnt. Alleine die TV Erfahrung mitzuerleben ist klasse und die Reichweite in Deutschland ist sehr stark. Mit der Familie Wöhrl haben wir einen weiteren langfristigen Partner gewinnen können, mit dem wir sehr gut zusammenarbeiten.

Welchen Einfluss genau hatte die Vox-Show auf eure Entwicklung?
Wir waren 2018, also ein Jahr nach Launch, in der Show. Die mediale Aufmerksamkeit, die wir durch die Ausstrahlung erhalten haben, war natürlich enorm und ein echter push der Bekanntheit von waterdrop. Die Server liefen nach dem TV-Auftritt heiß und uns kannten auf einmal Millionen Menschen in Deutschland. Wir hatten alleine in den ersten 24 Stunden nach Ausstrahlung 30.000 neue Kunden!

Was rätst Du anderen Gründern, die bei der Gründershow mitmachen wollen?
Solltest du eine Einladung für die Show bekommen und dein Produkt eignet sich für den Massenmarkt, dann “go for it!”! Die Teilnahme bei der “Höhle der Löwen” allein ist allerdings keine Erfolgsgarantie. Als Tipp kann ich noch jedem Empfehlen, vor der Show ein Medientraining zu machen. Es ist schon sehr eigenartig sich selbst im Fernsehen zu sehen und durch das Training hat man ein bisschen Übung. Außerdem sollte man genau abwägen welches “Angebot” man am Ausstrahlungstag macht.

Wo steht waterdrop in einem Jahr?
Wir werden unsere Produktpalette weiter um sehr spannende neue Produkte erweitern. Außerdem werden wir einen Fokus auf die Skalierung in den USA legen. Ich kann noch nicht all zu viel verraten, aber die Themen “Drink-Tech” und auch Lösungen für verunreinigtes Leitungswasser stehen auf der Agenda. Die Mission wird aber immer die gleiche bleiben: Alles, was wir tun, zahlt darauf ein, dass wir unseren Kunden helfen, mehr Wasser zu trinken und somit mehr für die Umwelt sowie auch für die individuelle Gesundheit zu tun.

Tipp: Waterdrop: Wie die große Vision den Deal klar macht

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Foto (oben): waterdrop

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.