#Interview

Ein Startup, das Batteriedaten analysiert

Mit Accure ist es möglich, die Performance von Batterien zu tracken und zu prognostizieren. "Der Batteriemarkt geht gerade komplett durch die Decke. Das merken wir einerseits am Wachstum unserer Bestandskunden, aber auch an den neu einkommenden Leads", sagt Gründer Philipp Kairies.
Ein Startup, das Batteriedaten analysiert
Mittwoch, 19. Mai 2021VonAlexander

Das Batterie-Startup Accure, 2020 von den Wissenschaftlern Kai-Philipp Kairies, Georg Angenendt und Johannes Palmer gegründet, bietet Unternehmen eine “Plattform, die durch APIs Zugang zu Batteriedaten ermöglicht, um diese verwalten, analysieren und schließlich die Entwicklung des Gesundheitszustands von Batterien vorhersagen zu können”. Capnamic Ventures investierte kürzlich gemeinsam mit 42CAP 2,3 Millionen Euro in das junge Unternehmen, das sich als SaaS-Dienst über Nutzngsgebühren refinanzieren möchte.

Das Geld nutzte das Unternehmen vor allem, um personall zu wachsen. “Seit unserer Seed-Runde sind wir von sieben auf über 30 Mitarbeiter:innen angewachsen und haben noch zahlreiche Stellen offen. Wir investieren außerdem stark in Forschungsprojekte mit den führenden Universitäten weltweit um Technologieführer zu bleiben”, sagt Gründer Kairies. Auch in den kommenden Wochen und Monaten möchte das Startup weiter wachsen. “Der Batteriemarkt geht gerade komplett durch die Decke”, erzählt Kairies.

Im Interview mit deutsche-startups.de stellt der Accure-Macher sein Startup einmal ganz ausführlich vor.

Welches Problem wollt Ihr mit Accure lösen?
Batteriespeicher sind ein zentraler Baustein der Energie und Verkehrswende – aber Batterien sind extrem komplex und verändern mit der Zeit ihre Eigenschaften – Alterung. In manchen Fällen fangen sie auch Feuer, siehe zum Beispiel zuletzt die großen Rückrufaktionen von LG Chem und General Motors. Zu den technischen Herausforderungen kommt eine vielschichtige Supply Chain: OEM wie VW haben typischerweise drei bis fünf Zulieferer, deren Batterien jeweils vollkommen unterschiedlich sind und alle 18 Monate kommen neue Produktgenerationen raus, die wenig bis nichts mit den Alten zu tun haben. Mit Accure bieten wir eine Cloud-Plattform an, die alle batterierelevanten Daten an einem Ort zusammenführt und physikalische Modelle nutzt, um Batterieperformance zu tracken und prognostizieren. Damit ermöglichen wir erhebliche Verbesserungen bei Systemauslegung und -betrieb. Unser Monitoring stellt auch die Basis zur Versicherung und Finanzierung von Großspeicherprojekten dar.

Wie ist die Idee zu Accure entstanden?
Ich beschäftige mich seit über zehn Jahren mit Batterien, habe dazu promoviert und einige Jahre eine Forschungsgruppe an der RWTH Aachen geleitet. Als extrem industrienahe Universität haben wir vor allem R&D für die großen Automobil- und Energiekonzerne gemacht. Dabei wurde mir klar, dass alle diese Firmen vor den gleichen Herausforderungen stehen – Batterien sind extrem komplex und es gibt keine guten Tools, um den Umgang damit effizienter zu gestalten. Also haben wir es selbst eins gebaut. Heute monitoren wir damit weltweit rund 500 MWh und betreiben somit eine der größten Batteriedatenbanken weltweit.

Capnamic Ventures und 42CAP investierten bereits 2,3 Millionen Euro in Accure. Wofür braucht ihr das Geld?
Seit unserer Seed-Runde im September sind wir von sieben auf über 30 Mitarbeiter:innen angewachsen und haben noch zahlreiche Stellen offen. Wir investieren außerdem stark in Forschungsprojekte mit den führenden Universitäten weltweit um Technologieführer zu bleiben.

Euer Firmensitz ist Aachen. Was zeichnet die Satrtup-Szene vor Ort aus?
Aachen ist aufgrund der Nähe zur RWTH ein echt starkes Ökosystem für Deep Tech-Startups. So waren wir zum Beispiel in der Lage, innerhalb kürzester Zeit ein hochspezialisiertes Team aus Batterie- und Cloudcomputing Expert:innen aufzubauen. Daneben können wir durch Kooperationen mit Lehrstühlen bei Bedarf auf eines der größten Batterielabore Europas zurückgreifen.

Wo steht Accure in einem Jahr?
Der Batteriemarkt geht gerade komplett durch die Decke. Das merken wir einerseits am Wachstum unserer Bestandskunden, aber auch an den neu einkommenden Leads. Die Accure-Plattform ist für extreme Skalierung ausgelegt, wir werden uns in den nächsten zwölf Monaten aber sicherlich personell noch deutlich verstärken, um alle für uns sinnvollen Projekte bedienen zu können und unsere Software kontinuierlich weiterzuentwickeln.

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Foto (oben): Accure

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.