#Interview

“Wir bieten nicht nur eine Kopie eines Marktplatz-Modells”

Seit 2016 organisiert MYMY catering Catering für Veranstaltungen. "Wir streben eine Führungsrolle in der Veranstaltungsgastronomie - sowohl zahlenmäßig, vor allem aber in Bezug auf Handlungen, Gedanken und Innovationen", sagt MYMY-Macher Dan Calvert.
“Wir bieten nicht nur eine Kopie eines Marktplatz-Modells”
Dienstag, 23. Juni 2020VonAlexander

In den vergangenen Jahren sind mehrere Catering Startups an den Start gegangen und wieder verschwunden – zuletzt etwa Caterwings, die sich vom deutschen Markt verabschiedet haben. Vom Hype der Catering-Vermittler ist somit – zumindest auf dem deutschen Markt – nicht mehr viel übrig. Nun hofft das Team von MYMY catering, früher als MeinWunschcatering bekannt, auf weitere Marktanteile.

“Catering-Startups sind gekommen und gegangen, aber nicht, weil die Industrie keinen Bedarf mehr hat oder nicht groß genug war, sondern weil sie nicht die richtige Lösung haben. Wir glauben, dass das MYMY-Modell für die Industrie besser geeignet ist. Wir bieten nicht nur eine einfache Kopie eines traditionellen Marktplatz-Modells, das in anderen Branchen angewendet wird, sondern etwas das explizit auf die Bedürfnisse von und für Catering zugeschnitten ist”, sagt Dan Calvert von MYMY catering.

Seit Ende 2019 führen Calvert und Ricardo Hummel das Unternehmen, das 2016 von Jens Basenach gegründet wurde. Die einstige “lokale Berliner Catering-Lösung” ist inzwischen in 300 Städten in Deutschland, Österreich und den Niederlanden aktiv. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der MYMY catering-Macher außerdem über Beziehungen, Hochzeiten und Bruttobuchungen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter MYMY catering erklären?
MYMY catering organisiert Catering für Veranstaltungen – buchstäblich fast überall in Deutschland. Wir machen es einfacher und schneller per Internet zu bestellen, indem wir die Menüauswahl, Preise und Prozess vereinfachen.

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Ja, vieles hat sich verändert. Mehr Fokus auf die Qualität der Speisen und des Services, mehr Automatisierung um Interaktion und Bestellung zu simplifizieren. Und wir sehen ein zunehmendes Interesse von Geschäftskunden. Im Februar diesen Jahres haben wir unsere Marke von MeinWunschcatering zu MYMY catering verändert, um uns unter anderem für eine breite internationale Expansion vorzubereiten.

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Krise bisher auf euch?
Wir bieten Catering für jeden Anlass für zehn oder mehr Personen – so die Nachfrage ist faktisch auf Null gesunken, da unser Geschäft effektiv vom Staat blockiert wurde. Allerdings haben wir mit dem gesamten Team, Partnern und Kunden schnell agiert, um neue Produkte, und Verbesserungen zu erforschen und sicherzustellen, dass wir nicht nur überleben, sondern unser Geschäft und Beziehungen zu stärken.

In den vergangenen Jahren gab es einen echten Hype um das Thema Catering. Nun hat sich aber auch Caterwings aus Deutschland zurückgezogen. Ist die Luft aus dem Segment raus?
Catering-Startups sind gekommen und gegangen, aber nicht, weil die Industrie keinen Bedarf mehr hat oder nicht groß genug war, sondern weil sie nicht die richtige Lösung haben. Wir glauben, dass das MYMY-Modell für die Industrie besser geeignet ist. Wir bieten nicht nur eine einfache Kopie eines traditionellen Marktplatz-Modells, das in anderen Branchen angewendet wird, sondern etwas das explizit auf die Bedürfnisse von und für Catering zugeschnitten ist.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
MYMY catering ist die zentrale Anlaufstelle für Kunden, um überall in Deutschland Catering bestellen zu können. Wir kümmern uns um die gesamte Menüerstellung, die Preisgestaltung, das Marketing, den Kundendienst und die Zahlungen – und arbeiten sogar mit Großhändlern wie Fresh Food Services und Metro zusammen, um lokale Produkte zu beschaffen. Wir verfügen über ein sorgfältig ausgewähltes Netzwerk von professionellen Catering-Partnern in ganz Deutschland, die die Bestellungen vorbereiten und ausliefern. Da wir so in die Definition und Preisgestaltung des Menüs involviert sind, können wir sicherstellen, dass die Catering-Partner immer einen Gewinn erzielen und unseren Kunden ein fairer Preis berechnet wird – zum Beispiel berechnen wir keine höheren Preise, nur weil es sich um eine Hochzeit handelt.

Wie ist überhaupt die Idee zu MYMY catering entstanden?
MeinWunschcatering wurde 2016 von Jens Basenach gegründet, als er erkannte, wie offline das Catering trotz seiner Größe ist. Er führte ein Modell ein, das bewährte Best Practices im Online-Marketing für die Akquise von Nachfrage nutzt, die es in dieser Größenordnung bis dahin noch nicht gegeben hatte. MYMY catering hält immer noch an vielen Komponenten des alten Modells fest, bereitet sich aber jetzt darauf vor, in Zukunft zu wachsen, sich zu professionalisieren und zu expandieren.

Wie hat sich MYMY catering seit der Gründung entwickelt?
MeinWunschcatering startete 2016 als lokale Berliner Catering-Lösung online und ist inzwischen auf mehr als 300 Städte in Deutschland, Österreich und den Niederlanden angewachsen. Ende 2019 wurde ein neues Managementteam installiert. Dies geschah mit der Absicht, das Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben und seine Ambitionen und sein Potenzial der internationalen Expansion und Marktführerschaft zu erfüllen.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist MYMY catering inzwischen?
MYMY hat bereits mehr als 22.000 Veranstaltungen und mehr als 250.000 Personen bedient. Die Bruttobuchungen lagen vor COVID-19 zwischen 500.000 und 1 Million Euro pro Monat. MYMY beschäftigt derzeit 20 Mitarbeiter.

Wo steht MYMY catering in einem Jahr?
MYMY Catering bereitet sich an allen Fronten darauf vor, unabhängig von den verschiedenen Möglichkeiten, wie sich COVID-19 entwickeln könnte, zu entwickeln. Wir bedienen kleinere Gruppen, haben eine breite Palette von Produktoptionen und verfügen über das Team und die Technologie, um uns anzupassen. Wir streben in den kommenden Jahren eine Führungsrolle in der Veranstaltungsgastronomie in Deutschland und Europa an – sowohl zahlenmäßig, vor allem aber in Bezug auf Handlungen, Gedanken und Innovationen.

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Foto (oben): MYMY catering

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.