#Gastbeitrag
Vergesst den Bounce Back nicht!
Corona. Krise. Kursrutsch. Katastrophe? Niemand kann zum jetzigen Zeitpunkt voraussehen, wie schwer die wirtschaftlichen Auswirkungen durch SARS-CoV-2 sein werden. Erleben wir eine verhältnismäßig kurze, schwierige Episode oder eine Epoche katastrophalen Ausmaßes? Nicht nur die Politik, sondern jeder Einzelne steht nun in der Verantwortung, die Ausbreitung des Corona-Virus und dessen Folgen zu begrenzen. Allerdings sollte bei aller gebotenen Vorsicht die Ratio über fatalistische Panikmachen siegen. Nach Erfahrungen wie der Lehman-Pleite oder dem Platzen der New Economy-Blase, lässt sich trotz der aktuellen Entwicklungen im Brustton der Überzeugung behaupten: Die Welt geht immer wieder nicht unter!
Der Bounce Back wird kommen!
Der Bounce Back wird kommen, die Frage ist nur, wann und vor allem: was können Gründer, die gerade in Finanzierungsrunden oder Transaktionen stecken in der Zwischenzeit tun, um diese Krise zu umschiffen und möglichst stark aus ihr hervor zu gehen?
Die Auswirkungen
Grundsätzlich besitzt der Private Equity- und Venture Capital-Markt einige positive und für Gründer günstige Charakteristika. Dazu gehören langfristige Investmenthorizonte und -zusagen von (Fonds)-Investoren, die unabhängig von kurzfristigen Börsenhysterien funktionieren. Aktuell werden nach wie vor viele Transaktionen durchgeführt, lediglich mit weniger Meetings, dafür mit mehr Videokonferenzen. Gerade das SaaS-Geschäft bleibt trotz Krise attraktiv. Investoren legen in diesem Bereich noch immer dreistellige Millionen-Fonds auf und sowohl die Digitalwirtschaft profitiert von der Krise durch den verstärkten Digitalisierungstrend als auch die Life Science Branche.
Der Shake Out wird ausbleiben!
Der große Shake Out wird ausbleiben. Von „Business as Usual“ lässt sich trotz dem nicht sprechen. Mit der Corona-Krise haben sich die Regeln hinsichtlich Dealstrukturen, Cashorientierung und Investorenvorlieben dramatisch geändert. Transaktionen und Finanzierungsrunden werden in den seltensten Fällen vollends platzen, allerdings werden sie sich im Zuge der Krise immer häufiger verschieben. Die Kaufabsicht bleibt bestehen- das Timing ändert sich.
Cash is King und Timing ist Alles!
Seit Corona gilt mehr denn je: „Cash is King“. Startups, die nun in Schieflage geraten, sollten jetzt auf die Kostenbremse treten und versuchen, trotz Krise Venture Capital einzusammeln und gegebenenfalls dafür auch mit Altinvestoren sprechen, die das Unternehmen unabhängig von der Krise einschätzen und mit einem Bridging ihr eigenes Investment retten können.
Expansionspläne sollten, wenn irgend möglich, auf das Jahr 2021 verschoben werden.
Umsatzeinbrüche durch die Krise können mit Hinweis auf das Virus in den Zahlen bereinigt werden. Die Bewertung erfolgt dann auf dem höheren EBIT, das ohne die Krise gekommen wäre. Wenn Investoren da nicht mitgehen wollen, besteht die Möglichkeit, mit der Verschiebung eines Earnouts auf 2021 den gefährdeten Deal und die entsprechende Bewertung zu retten.
Sollten alle Stricke reißen, ist es ratsam, einen frühen Schulterschluss mit Strategen zu suchen, die in die Company einsteigen. Der Hunger nach disruptiven, digitalen Geschäftsmodellen ist trotz Krise nicht gestillt.
Insgesamt lässt sich beobachten, dass Käufer und Investoren momentan zumeist pragmatisch mit der Situation umgehen. In der Regel sind sie mit „Brücken-Lösungen“, wie Brückenfinanzierungen oder verschobenen Earnouts, einverstanden. „Geier“, die mögliche Zwangslagen von Unternehmen ausnutzen wollen, hätten mit den aktuellen Kreditzusagen der Bundesregierung ohnehin wenig Chancen.
Bereitet Euch vor auf den Bounce Back!
Gründer sollten die Zeit nun nutzen, um ihr Unternehmen für die Erholung nach der Krise ab Sommer bzw. Herbst dieses Jahres zu rüsten und ihre Strategie danach ausrichten. Dies bedeutet: die Zahlen müssen aufbereitet, Unterlagen erstellt und Investoren im Loop gehalten werden, so dass die verschobene Transaktion aus dem Stand gelingen kann.
Nach dem Platzen der Internet-Blase, nach Lehmann und der Finanzkrise gab es einen Aufschwung, der acht Jahre lang anhielt. Damals haben diejenigen Unternehmen profitiert, die am schnellsten aus den Startlöchern kamen.
Über den Autor
Mark Miller gründet im Jahr 2000 zusammen mit Michael Moritz die M&A-Beratungsfirma CatCap in Hamburg, die seit 2019 unter dem Namen Carlsquare firmiert. Er hat in seiner Karriere den zweiten Golfkrieg ebenso erlebt, wie das Platzen der New Economy-Blase oder die Lehman-Pleite und musste mit seinem M&A-Beratungshaus die Staatenfinanzkrise umschiffen. Dabei hat er eines gelernt: „Die Welt geht immer wieder nicht unter“. Das Unternehmen ist auf disruptive Märkte spezialisiert und hat Büros in Hamburg, München, Berlin, Kopenhagen, Stockholm und London.
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