#Interview

“In Köln ist es etwas einfacher fokussiert zu bleiben”

Die Nutzer des Kölner Unternehmens eyeo sitzen überall auf der Welt. "Ich selbst bin zugezogener Kölner und es ist einfach nur toll, wie aufgeschlossen man hier aufgenommen und in bestehende Netzwerke integriert wird", sagt Mitgründer Till Faida.
“In Köln ist es etwas einfacher fokussiert zu bleiben”
Dienstag, 23. April 2019VonAlexander

Mit Adblock Plus betreibt das Kölner Unternehmen eyeo, das 2011 von Till Faida und Wladimir Palant gegründet wurde, einen der beliebtesten Werbeblocker überhaupt. “Wir generieren bei eyeo nahezu alle unsere Umsätze außerhalb Deutschlands, für uns ist daher die zentrale Lage innerhalb Europas und die gute Anbindung an internationale Flughäfen ein positiver Faktor”, sagt Mitgründer Faida zum Standort Köln. Im Köln-Interview spricht der Wahl-Rheinländer zudem über den Zugang zu qualifizierten Mitarbeitern, zukunftsorientierte Mobilitätskonzepte und parkende Autos.

Reden wir über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Köln ist bequem. Wir generieren bei eyeo nahezu alle unsere Umsätze außerhalb Deutschlands, für uns ist daher die zentrale Lage innerhalb Europas und die gute Anbindung an internationale Flughäfen ein positiver Faktor. Von Köln aus gibt es viele einfache Verbindungen nach Paris oder London und über das nahe Frankfurt ist man schnell in den USA oder Asien. Dazu bietet Köln eine recht hohe Lebensqualität, sowohl für Jüngere als auch für Familien, und das zu moderaten Lebenshaltungskosten. Wir sehen das in der hohen Zufriedenheit insbesondere auch bei den zugezogenen Mitarbeitern.

Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Köln ist nicht zu klein und nicht zu groß, dadurch gibt es hier diverse spannende Unternehmen und gleichzeitig findet man noch leicht Anschluss. Ich selbst bin zugezogener Kölner und es ist einfach nur toll, wie aufgeschlossen man hier aufgenommen und in bestehende Netzwerke integriert wird. Dazu gibt es einige gute Events für Startups, insbesondere mit dem Pirate Summit hat Köln eine ganz besondere und einzigartige Veranstaltung zu bieten.

Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
In Köln, außerhalb der Startup-Bubble Berlins, ist es möglicherweise etwas einfacher fokussiert zu bleiben, weniger bei VCs zu pitchen und stattdessen einfach ein gutes, nachhaltiges Business aufzubauen. Daher gibt es hier vielleicht kein Zalando, aber dafür mehrere Firmen wie zum Beispiel quintly, die ohne VC-Finanzierung ganz organisch tolles Wachstum hinlegen.

Was fehlt in Köln noch?
Startups benötigen in erster Linie Zugang zu qualifizierten Mitarbeitern, Kapital und geeignete Büroräume. In allen drei Bereichen hat Köln natürlich noch Nachholbedarf. Außerdem ist Köln international keine ganz starke Marke und hat einfach nicht die gleiche Bekanntheit und Anziehungskraft wie Berlin. Da wir sehr international rekrutieren haben wir auch deshalb vor einiger Zeit ein zweites Büro in Berlin eröffnet.

Zum Schluss hast Du hast drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Wir haben bei eyeo Mitarbeiter aus über 30 Ländern, für uns ist der internationale Fokus ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor. Daher würde ich mir wünschen, dass es die Stadt Köln Menschen ohne gute Deutschkenntnisse im Alltag und zum Beispiel bei Behördengängen leichter macht. Darüber hinaus wünsche ich mir mehr Ausbildung für Software-Entwickler und die Umsetzung zukunftsorientierter Mobilitätskonzepte. Die Stadt verschwendet unfassbar viel Raum für parkende Autos, mehr Mut zum Wandel hätte eine starke Signalwirkung.

Mehr zum Kölner Unternehmen Eyeo:

Digitale Leute Podcast Episode 4:
Jutta Horstmann über Remote Work bei Eyeo/AdBlock Plus

Kölle is e jeföhl – #Köln


In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit über 650 Start-ups, 25 Gründerzentren, attraktiven Investoren und zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt vom Digital Hub Cologne und der Stadt Köln.

Foto (oben): eyeo

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.